- Sometimes I get to feelin'
I was back in the old days - long ago
When we were kids when we were young
Thing seemed so perfect - you know - -- Queen, "These Are The Days Of Our Lives"
"Wo waren Sie, als
John F. Kennedy erschossen wurde?" Über solche "wo waren Sie, als" Fragen kann sich eine bestimmte Generation untereinander finden. Andere beliebte Fragen sind aus dieser Kategorie sind zum Beispiel: "Wo warst Du, als der erste
Star Wars anlief?" So findet man sowohl Zusammengehörigkeit als auch Individualität. Leider fällt mir für mein Umfeld nichts ein, was für uns hier in Deutschland ähnlich passend wäre. Dennoch möchte ich hier eine solche "wo waren Sie, als" Geschichte erzählen.
Es ist der 25. November 1991. Ich hatte in diesem Jahr mein Abitur bestanden, und nach meiner dritten Woche beim Bund erkannt, dass sich die Gründe aus denen ich eine Waffe auf einen Menschen richten würde von denen stark unterscheiden, die die Bundesregierung für einen Soldaten vorsieht. Also habe ich noch so schnell wie möglich verweigert. Vier Wochen später war der Spuk ausgestanden, und ich musste mich nach einem Zivildienstplatz umsehen. Die Stelle, die mich am meisten interessiert hat, war beim
ASB in Hannover im Behindertenfahrdienst.
Nun saß ich hier, um mich vorzustellen. Es war ein Termin für drei Leute angesetzt, die alle auf einen Schlag abgefertigt werden sollten, also denen erklärt werden sollte, was da genau passiert. Dieser Teil war gerade vorbei, und nun ging es in die Einzelgespräche mit dem Fahrdienstleiter, der die Chaoten noch aussortieren wollte. Die Unfallquote war, zu der Zeit zumindest, schon beeindruckend - im negativen Sinn. Es lief in der Zentrale das Radio, Musik zur Hintergrundbeschallung.
Nun liefen gerade die Nachrichten: "Der auch als Solosänger bekannte Frontmann der Rockgruppe
Queen,
Freddie Mercury, ist am gestrigen Abend an den Folgen seiner AIDS Erkrankung gestorben. Erst einen Tag zuvor hatte er auf einer kurzen Pressekonferenz bekannt gegeben, dass er HIV positiv und an AIDS erkrankt ist." Scheiße. Ich hatte halt schon mitbekommen, dass es um seine Person einigen Wirbel gab, ihn aber als Medienhype ohne Substanz abgetan. Leider lag ich da so richtig falsch.
Nun galt mein damaliges Interesse eher den aktuellen, sprich schnelllebigen, Geschehnissen der Musikbranche, und Interpreten, die heute größtenteils nur noch als One-Hit Wonder - wenn überhaupt - bekannt sind. Für mich waren zu der Zeit eine Menge anderer Interpreten interessant, so zum Beispiel
Guns n' Roses,
The KLF,
The Shamen,
Utah Saints,
Jim Steinman und viele andere deren Erwähnung nicht wirklich nötig ist.
Die Band Queen war zwar ein Teil, der mich immer begleitet hat, eine wirkliche Konstante, hatte aber in meinem Musikbild noch nicht den zentralen Platz, den sie heute nun verdientermaßen hat. Natürlich hatte ich mir "
Innuendo" gekauft, und sie auch rauf und runter gehört, dennoch hatte ich in diesem Moment das Gefühl etwas vernachlässigt zu haben. Denn auf einmal würde alles Aufholen, das Entdecken der älteren Sachen immer den Beigeschmack einer Retrospektive haben. Weil es, wenn man mehr möchte, nur noch in eine Richtung geht: zurück.
Das Gespräch verlief gut, ich bekam die Möglichkeit dort meinen Zivildienst zu leisten und verbrachte beim Arbeiter Samariter Bund im Behindertenfahrdienst eine Zeit, die ich als sehr glücklich bezeichnen möchte. Es hat wirklich Spaß gemacht, und viele der Fahrgäste waren sehr freundlich und dankbar. Dennoch war die Freude über diesen Erfolg, dort unterzukommen, sehr getrübt, und auf dem Rückweg und die meiste Zeit des verbliebenen Tages dachte ich über Musik und verpasste Gelegenheiten nach.
Meine erstes Musikalbum war die Kassette von "Queen Greatest Hits". Mein Vater schenkte sie mit ca. 1980, als wir mal in einem HiFi / Elektroladen waren. Ich guckte mir, halt ein Kind mit großen Augen in einer Welt voller Wunder, die Musikkassetten an, Plattenspieler hatte ich damals noch keinen. Queen fand ich schon immer toll, staunte aber, wie viel eine solche Kassette kostet. Bisher kannte ich nur die 6,95DM für eine "
Die drei ???"-Kassette. Doch die von Queen kostete 19,95DM! Boah, ist das viel Geld. So etwas würde ich mir nie leisten können, zumal ich damals alles andere als gut sparen konnte. Und als ich in diese Gedanken vertieft war, fragte mich mein Papa, ob ich die haben möchte. Meine Antwort war: "Eigentlich schon, aber die ist doch viel zu teuer." Diesen Einwand ließ er nicht gelten, und kaufte die Kassette, einfach so. Und dies obwohl sie doch eigentlich viel zu teuer war, ich war baff und meine Augen leuchteten. So lief sie bei mir rauf und runter, ich konnte die Texte - zumindest phonetisch - lange bevor in der Schule der Englischunterricht begann. Übrigens war die allererste CD, die ich mir kaufte, ebenfalls "Queen Greatest Hits".
1986, als Queen das letzte Mal auf Tour war, war ich gerade 14 und mehr mit meinem C64 als mit Musik beschäftigt. Die Phase in der ich Musik wirklich bewusst gekauft habe, setzte bei mir erst mit 16 ein und hält noch bis heute an. Doch wenn ich damals gewusst hätte, dass dies meine einzige Chance sein wird Queen live zu sehen...
So war dieser 25. November 1991, also morgen vor 15 Jahren, für mich persönlich "
the day the music died". Vielleicht ist diese Titulierung des Tages etwas übertrieben, aber mir fehlt seit diesem Tag in Sachen Musik wirklich etwas.
- I've lived a full life and if I'm dead tomorrow I won't give a damn.
- -- Freddie Mercury
P.S.: Bevor hier die Diskussion aufkommt: es ist eine urbane Legende, dass das Lied "
American Pie" von Don McLean etwas mit dem Flugzeugabsturz zu tun hat, bei dem Buddy Hollie, Richie Valens und der Big Bopper ums Leben kamen.
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