Es ist Krise! Der Ruf klingt fast schon erschreckender als 'Es ist Krieg!' Und auch in unserer Branche geht das Schreckgespenst der alleszerstoerenden Krise um. Die Patentloesung der Unternehmensleitung: 'Wir' muessen sparen! Da aber keiner so genau weiss, wie man eigentlich spart, holt man sich einen Stab neuer Manager in das Unternehmen, die das erklaeren. Man muss die Arbeit effizienter, sprich billiger machen, dann wird auch gespart. Damit werden wieder ein paar neue Managerposten geschaffen, die dann diese Sparmassnahmen durchfuehren, also entscheiden welche Bereiche geschlossen oder verkleinert werden.
Prinzipiell muss das aus Sicht des Unternehmens nicht immer schlimm sein. Wenn Arbeiten tatsaechlich doppelt gemacht werden, muss man das aendern. Eine der Abteilungen aufloesen und freisetzen ist eine denkbare Loesung. Einer solchen Abteilung neue Aufgaben schaffen eine andere. Da zweites aber eine Kreativleistung vorraussetzt und in einem bestehenden Unternehmen niemand aus der Fuehrungsetage es wagen wird eine Geschaeftsidee mit nur 75 Prozentiger Erfolgschance zu realisieren bleibt man beim Altbewaehrten, man setzt Arbeitskraefte frei. Das kommt auch besser beim Shareholder an.
Bei uns wurde jetzt das erste Mal mit der Gehaltskeule gedroht. In Deutschland seien die Lohnkosten so hoch, wie in kaum einem anderen Land in Europa, daher muss in Deutschland massiv gespart werden. Ich weiss zwar nicht, ob die Billigarbeiter in den 'Low Cost Countries' sich auch die hochpreisigen Limousinen und Unterhaltungselektronik kaufen werden aber das muss wohl die Zukunft zeigen.
Wie es aber zu einer derartigen Ideenlosigkeit in den Fuehrungsriegen kommen kann, habe ich persoenlich direkt mitbekommen. Aus einem anderen Unternehmen hat ein Manager in unser Unternehmen gewechselt und eine leitende Position eingenommen. Vor dort aus hat es immer zwischen einem halben und einem ganzen Jahr gedauert um zu lesen, welche neue, hoehere Position dieser Manager jetzt eingenommen hat. Mittlerweile hat er eine Dreibuchstabenposition inne, die mit 'C' anfaengt und mit 'O' aufhoert. Fuer diese Karriere hat dieser Mensch allerdings auch hart gearbeitet. Kaum Privatleben, viel Reisen, viele Meetings und wohl auch ein geruettelt Mass an Stress. Deshalb neide ich ihm den Erfolg auch nicht.
Ein kleines Detail sollte dabei aber nicht unbeachtet bleiben. Er hat hart fuer seine
Karriere gearbeitet. Er hat aber nicht hart fuer das
Unternehmen gearbeitet. Das Schlachtfeld, dass er bei uns hinterlassen hat, hat einige der besseren Leute gehen lassen und uns im Nachhinein auch Kunden gekostet. Der Manager hat naemlich jedem genau das gesagt, was dieser auch hoeren wollte. Damit hat er viele Projekte und Veraenderungen angestossen, ist aber niemals lange genug in seiner Position geblieben um tatsaechliche Resultate zu verantworten. Und die Resultate waren in der Regel fatal und der Rueckbau hat wiederum Zeit und Geld gefressen. Nun ist er aber in einer Position, aus der er so schnell nicht fluechten kann. Also wird aus dem Visionaer ein phantasieloser Kleingeist, der nur noch auf Bewaehrtes und Erprobtes zurueckgreift, damit die Fassade nicht irgendwann zusammenbricht.
Vielleicht ist das nur eine Ausnahme, ich befuerchte aber, dass mindestens 30%25 der Fuehrungspositionen genau so besetzt werden. Und das ist genug, um Innovation und Fortschritt zu verhindern.
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