- Wer glaubt, ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.
Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. - -- Albert Schweitzer
Das Zitat kam am Sonntag vom
Micha im
IRC. Es brachte mich ein wenig zum Nachdenken, denn ich bin der Meinung kein guter Christ zu sein. Auch wenn ich noch Kirchensteuer bezahle, so gehe ich selbst an Weihnachten nicht in die Kirche. Irgendwie bin ich mit meinem Versuch ein guter Mensch zu sein, schon gut genug ausgelastet. Außerdem gab es in der Geschichte des Christentums schon so viele Beispiele, die einem zeigen, dass sich mein Ziel, ein guter Mensch zu sein, sich nicht mit der Zielsetzung, ein guter Christ zu sein, vereinbaren lassen.
So gehört es sich zum Beispiel für einen guten Christen, die Heiligkeit seines Herren zu preisen und dessen Wort in die Welt zu tragen. Missionieren nennt man das. Ich habe einige Glaubenskriege im Kleinen kennengelernt: exemplarisch möchte ich mal den um das "richtige" Betriebssystem anführen, man kann es auch runterbrechen auf die Frage: Windows oder Linux? Und selbst im Linux-Lager gibt es dann noch die Fragen nach dem "wahren" Editor, Programmiersprache oder was auch immer. Wenn nun die Frage nach dem Betriebssystem, welches man einsetzen könnte gestellt wird, erkläre ich kurz, warum ich gerne Linux einsetze und biete an, bei ersten Gehversuchen Hilfestellung zu leisten. Wird diese Hilfe nicht in Anspruch genommen, enden meine Bemühungen.
Für einen Missionar wäre so etwas undenkbar, schließlich hat er das Anrecht auf die einzige Wahrheit, und alle anderen liegen einfach falsch. Und wer sich nicht missionieren lassen will, der wird eben auf direktem Wege zu Gott geschickt, welcher es auch immer sein mag. Das Christentum so ist voller solcher Verachtung anderes denkender Menschen, dass es für eine ganze Buchreihe, die Kriminalgeschichte des Christentums, gereicht hat. Aber auch andere Religionen sind da kaum anders: im Judentum gibt es genug verbriefte Hasstriaden, und vom Koran will ich gar nicht erst anfangen.
Außerdem werde ich nicht gerne für dumm verkauft. Wieso sollen ich und andere Leid auf uns nehmen, damit es sich ein kleiner Teil der Gesellschaft extrem gut gehen lassen kann? Das Versprechen, dass ich nach meinem Tod ins Paradies komme, ist mir da nicht genug. Außerdem frage ich mich warum die Leute, die erwarten, dass ich so etwas glaube, nicht selbst die Opfer bringen wollen, die sie den anderen abverlangen. Diese Menschen und ich können nicht den selben Gott haben.
Und wenn ich mir angucke, dass die Kirche während des zweiten Weltkrieges zwar keine Juden versteckt hat, aber gegen und nach Ende des Krieges einige hochrangige Nazis, wird mir klar, dass es viel wichtiger ist ein guter Mensch als ein guter Christ zu sein. Zumindest in den Punkten, in denen sich "guter Mensch" und "guter Christ" widerspricht.
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