- Wenn wir im Osten so schmissige FDJ-Lieder gehabt hätten, würde die DDR noch stehen.
- -- Lexi
"Zwei schwedische Musikstudenten machen Musik mit der Hilfe eines DDR Reimlexikons, obwohl sie gar kein Deutsch können." So beschreibt man mit einem Satz das Projekt IFA Wartburg. Klingt lustig und ist auch so.
Selten erlebt man so viel Spaß beim Hören von Musik. Der leicht jazzig angehauchte Stil passt aber in erstaunlich viele Genres. Genauso vielfältig ist die Anzahl der Themen, die behandelt werden. Von der FDJ über den Urlaub auf der Insel Krim und der Agrarwissenschaft im Dienste des Sozialismus, bis hier zur Hochtechnologie von Kosmoskost bleibt eigentlich kein Thema unbehandelt.
Das Album als Ganzes betrachtet ist schon ein Muss für jemanden, der auch gerne mal etwas obskures in seine Plattensammlung hat. Leider erschwert es mir der jazzige Grundton mir manchmal das Album komplett durchzuhören, so dass ich dann nach 2/3 meine, es sei genug des Guten, zumal sich alle "Kracher" auch in eben diesen ersten 2/3 befinden.
Ich hatte das Glück, IFA Wartburg einmal live zu erleben. Die beiden Protogonisten, die sich übrigens für ihre sozialistischen Rollen einen kompletten Background ausgedacht haben, traten mit einer ca. sechsköpfigen Band auf. Während des Auftritts hatten sie dann nur zwei Probleme: erstens mussten sie aus dem Zuschauerraum auf die Bühne, von der Seite und von hinten war sie nicht zu erreichen, und auch nicht wieder zu verlassen. Und das war ihr zweites Problem. Nachdem sie alles gegeben hatten, wollte das Publikum sie nicht mehr von der Bühne lassen. Sie mussten noch einmal die Hälfte ihres Sets spielen, bis das Publikum endlich ein erbarmen mit ihnen hatte. Der Abschluss dieses fantastischen Konzertes ist auch zugleich mein Anspieltipp: "Kosmoskost". Dieses Stück bringt mich immer wieder zum Schmunzeln, diese fröhliche Melodie reißt einen einfach mit.
Kaufempfehlung für: Ostalgiker, Leute mit einer Schwäche für außergewöhnliche deutschsprachige Musik.
P.S.(1): Lexi hat übrigens noch den Link der alten
Homepage von IFA Wartburg ausgebuddelt.
P.S.(2): Die Sprechblasen auf dem Cover sind Autogramme.
Mir der Serie "Was für eine CD" möchte ich auf eher unbekannte, aber nichtsdestotrotz sehr hörenswerte CDs hinweisen. Deshalb ist der Titel wahlweise sowohl mit meine Fragezeichen als auch mit Ausrufezeichen zu verstehen. Da ich hier niemanden verwirren möchte, habe ich beide Interpunktionszeichen weggelassen.
Kommentare
Wer sich einmal näher mit DDR-Liedgut auseinander setzen möchte, dem sei die CD "Fröhlich sein und singen - Die schönsten Pionierlieder" empfohlen. Mal abgesehen von den platten Propaganda-Texten hält sie wirklich schöne Kunstlieder bereit, die zudem perfekt arrangiert und aufgenommen wurden. Kein Vergleich zu den dümmlichen Schleimereien von Rolf Zuckowski und seiner Stümpermannschaft.