- Kennst Du die Jahre dieser Stunden,
so gnadenlos allein?
Ich dachte schon wir hätten uns gefunden.
Ich dachte schon wir könnten die Besten sein. - -- Selig, "Die Besten"
Im Sommer 1994, als Musikfernsehen noch halbwegs erträglich war, überraschte mich dort ein Clip einer mir bis Dato unbekannten Band namens Selig mit dem Titel "Sie hat geschrien". Irgendwie klang das anders als der übliche Einheitsbrei und auch anders als alles mir bekannte. Ja, gut, das Etikett "Deutschrock" konnte man draufkleben, und es passte auch, aber trotzdem wurde es dem nicht gerecht. Da war noch deutlich mehr, aber damals konnte ich einfach nicht ausmachen, was es denn genau war. Mittlerweile bin ich der Meinung, dass es viel mit den Texten, der Stimme und auch dem Klang des Gesangs von Jan Plewka war, beziehungsweise auch immer noch ist. Es klingt einfach nicht deutsch.
Für mich war klar, dass ich mir gleich das Album statt der Single gönnen würde, und ich wurde alles andere als enttäuscht. Auch wenn die 14 Tracks auf dem Album nicht gleich alles potentielle Singles waren, so ist gilt das Prädikat "singletauglich" doch für fast drei Viertel des Albums. Beeindruckend.
Als ähnlich beeindruckend empfand ich die Texte. Diese waren nämlich nicht so klar formuliert wie es sonst üblich war, sondern ließen einen beachtlichen Spielraum für Interpretationen. Dieser Spielraum wurde bei dem Folgealbum "hier:" noch um einiges größer, nur nebenbei bemerkt.
Neben der oben erwähnten Single "Sie hat geschrien" wurden noch die Stücke "Wenn ich wollte" und "Ohne Dich" ausgekoppelt. Die Themenauswahl der Lieder des Albums ist nicht ungewöhnlich, aber dennoch recht ansprechend: so geht es bei "Ohne Dich" um das Gefühl nach einer Trennung, bei "Die Besten" um die Enttäuschung wenn der Partner die in ihn gesetzten Erwartungen nicht erfüllt. "Glaub mir" ist die Beichte eines Seitensprungs und "High" ist einfach die Zustandsbeschreibung des "High-seins", welche für mich recht plausibel klingt. Ein konkreter Vergleich ist mir aber nicht möglich, da ich Substanzen zur Bewusstseinserweiterung ablehne.
Die Band gibt es schon lange nicht mehr. Nach drei regulären Alben und dem Soundtrack zu "
Knockin' On Heaven's Door" war Schluss, nach Auflösung der Band folgte noch ein "Best Of" Album. Als Folgeprojekte sind mir neben den Solo-Veröffentlichungen des Sängers Jan Plewka, unter anderen noch Kung-Fu (ohne Plewka) und Tempeau (mit Plewka) bekannt. Außerdem hat der Produzent des Albums, Franz Plasa, auch mal eine Single für die Teeny-Popper von "Echt" namens "Fort von mir" produziert, die für meine Ohren doch mehr nach "Selig" als nach "Echt" klingt.
Als Anspieltipps gibt es diesmal von mir neben der Debütsingle "Sie hat geschrien" noch den auf dem Album folgenden Song "Mädchen auf dem Dach", und die Situationsbeschreibung "High", deren Intro mich immer an bisschen die "Stone Temple Pilots" erinnert.
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Reunion-Gerüchte: http://www.slam-zine.de/php/endlich_seligreunion_und_neues_album,17365,16408.html