- Dafür habe ich vier Stunden in der Innenstadt geschnorrt!
- -- Jan auf dem Grossstadtgefüster-Konzert
Letztes Jahr hat mir
Grossstadtgeflüster in Kassel so gut gefallen, dass ich die nächstmögliche Gelegenheit ergriffen habe, mir Jen, Raphi und Chriz noch einmal live zu erleben. Diesmal hatte ich es nicht ganz so weit: vor knapp anderthalb Wochen ging es nach Göttingen ins Exil.
Die Fahrt war ereignislos, das Publikum im Exil doch arg überschaubar. Meiner Schätzung nach waren es nur knapp über 40 Elektro-Rocker, die für das Spektakel eingeflogen sind. Der Auftritt selbst, war der Hammer: der Einzug der drei Berliner war choreografiert, meiner Meinung nach eine gelungene Persiflage von allem das was sich so Girl- oder Boyband schimpft. Besonders gut hat mir daran gefallen, dass zwar alle die gleichen Bewegungen gemacht haben, sie aber jeder der drei sie auf seine besondere Weise interpretiert hat. Jen wirkte dabei besonders exakt, Raphael etwas "schlurig" und Chriz lag so dazwischen. Ich bin mir sicher, dass ich noch mehr Details entdeckt hätte, wenn der Einzug etwas länger gedauert hätte.
Danach ging es aber richtig zur Sache. Es wurden Stücke sowohl vom Debütalbum "Muss laut sein" als auch ein Großteil der Stücke des neuen Tonträgers "Bis einer heult!!!" zum Besten gegeben, auf den ich später noch etwas eingehen werde. Die Stücke einscheiden sich live doch um einiges von den Studioversionen, alleine schon dadurch, dass es live keinen Drumcomputer gibt, sondern nur ein "nacktes" Schlagzeug. Damit bin ich auch schon beim größten Kritikpunkt dieses Abends angekommen: dem Sound. Chriz Schlagzeug war 'ne Spur zu laut, Jen eine Spur zu leise. Dieses Problem lag wohl aber hauptsächlich in der Beschaffenheit des Clubs begründet zu sein, die Decken waren recht niedrig und der Laden auch nicht wirklich groß, und ein Schlagzeug hat nun mal eine gewisse Lautstärke... Dem Spaß tat dies aber keinen Abbruch.
Ansonsten war die Stimmung dieses fast schon familiär anmutenden Treffens gut. Genaugenommen hätte sie kaum besser sein können. Die Besucher wurden in kurze Gespräche verwickelt, die Band gab ihr Bestes um mit und zwischen den Stücken zu unterhalten und alle hatten Spaß. Nach zwei Zugaben und gut 80 Minuten war der Spaß dann leider auch vorbei. Als Belohnung, weil alle so brav mitgefeiert haben, gab es dann im Anschluß auch noch das neue Album zu kaufen, und das über eine Woche vor der offiziellen Veröffentlichung.
Womit wir bei "Bis einer heult!!!" wären. Wenn man den Tonträger mit "Muss laut sein" vergleicht, fällt einem auf, dass sich die Band doch um einiges weiterentwickelt hat. Deutlich besser ist die Abgrenzung deutschsprachigen Bands mit Frontfrau, wie "Juli" oder "Wir sind Helden" gelungen, auch wenn "Lebenslauf" mich doch ein wenig an "Die Reklamation" erinnert, und dies auf eine sehr angenehme Art. Und wenn ich gerade so darüber sinniere, würde "Reklamation" sowieso viel besser in das Repertoire von Grosstadtgeflüster als von Wir sind Helden passen...
Satte 16 Tracks zählt die CD, mit knapp 54 Minuten Spielzeit, lustigerweise beginnen die Zeitangaben alle mit 2:xx also 2 Minuten. Bei den Stücken, die kürzer als 2 Minuten sind, sind die Sekunden halt als negative Zahl angegeben, die Gesamtspielzeit des Tonträgers wurde mit 2:3119 beziffert. Ist halt ein nettes Detail zum Schmunzeln.
Im Vergleich zum Vorgänger enthält dieses Album weniger Tracks, den ich den Stempel "tauglich als Singleauskopplung" geben würde, aber dafür wirkt das Album deutlich mehr wie "aus einem Guss". Alles in Allem wird das Album für mich zu den besten 10 gehören, die dieses Jahr veröffentlicht wurden und auch noch werden. Wem das erste Album gefallen hat, der wird von diesem Album genauso wenig enttäuscht sein, wie alle die Leute, für elektronische Musik nicht schon beim
Weiberelektro Schluß ist. Ich bin gespannt, wie die Club-Single "Haufenweise Scheisse" bei meinem nächsten Auflegen so ankommen wird.
Abschließend gibt es zum Einen noch die Anspieltipps: neben den schon erwähnten "Lebenslauf" und "Haufenweise Scheisse" empfehle ich noch "Overdressen & Underfucked" und "IchBinHuiDuBistBuhDuBistSchubiIchBinDu", die Hälfte der Tipps sowie zwei andere Stücke des Albums kann man sich bei
MySpace anhören.
P.S.: Raphael, es wäre schön, wenn Du Dich bei mir mal melden könntest, ich hätte da noch so ein bis zwei offene Frage... Die Email-Adresse hatte ich Dir ja gegeben. ;-)
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