- Thanks for being at possibly the quietest gig in Germany
Danke! - -- Wob
Lang' ist der letzte Jugendschwank her, und mir ist mal wieder ein schöner eingefallen. Am 14. und 15. April 1995 gaben "The Jinxs" zwei Konzerte im Capitol Hannover, an die ich mich gerne zurück erinnere. Das interessanteste an diesem Abend war aber Vorprogramm. Da kam ein Typ mit einer umgehängten Gitarre auf die Bühne, und meinte "Hallo isch bin Wob und kann leider kein Deutsch." Danach erklärte er auf englisch, dass er den Abend für "The Jinxs" eröffnen würde. Den ersten Teil alleine, für den zweiten würden dann Rob von der einen und Andy von der anderen Seite der Bühne zu ihm stoßen.
Dann legte er los. Ungefähr vier Takte später hatte er einen neuen Fan: mich. Sein Auftritt war der Hammer. Nie zuvor und auch seit dem nicht mehr habe ich es erlebt, dass eine Person es so spielend schafft, die Bühne des Captiols ganz alleine auszufüllen. Andauernd rannte er herum, sprang und spielte, was das Zeug hielt. Am meisten beeindruckt hat mich aber seine Stimme. Auf seiner
Homepage und seiner
MySpace-Seite kann man sich einen Eindruck davon verschaffen. Also vom Ton, nicht von Bild, dass sich einem geboten hat, dafür reicht das Videomaterial auch nicht, weil er dort recht wenig Platz hat. Einer der Songs, die er damals gespielt hat, ist sogar auf MySpace zu finden: "Rapunzel".
Das wollte ich auch nach den beiden Auftritten an diesem Wochenende nochmal erleben. Es trat im Rahmen dieser Tour noch zwei Mal in der Gegend auf. Am 23. April in Bielefeld, am 29. April nochmal zusammen mit den Jinxs, diesmal in Loxstedt. Und um den Bielefeld-Auftritt soll es im Folgenden gehen. Da ich das Trio nach den Auftritten im Capitol als ausgesprochen sympathisch kennengelernt hatte, hatte ich beschlossen schon recht früh anwesend zu sein, um noch ein bisschen mehr Zeit zum Aufpolieren meiner Englischkenntnisse durch die Gespräche mit den Dreien zu haben. Ein paar Hausübungen hatte ich mir auch mitgenommen, damit ich auch Zeit alleine gut nutzen konnte.
Der Tag verlief ungefähr so, wie es zu erwarten gewesen wäre: es gab genug zu klönen, während sie in ihrem Tourbus zu Mittag aßen, machte ich meine Hausübungen, und beim Soundcheck durfte ich zugucken. Dann kam langsam die Zeit, an der der Auftritt beginnen sollte... und keiner kam. Nun ja, "keiner" stimmt nicht, recht früh waren noch zwei Mädels aus Hannover da, die ihn ebenfalls im Capitol gesehen hatten.
Der Veranstalter erklärte Wob dann, dass er sein Geld selbstverständlich bekommt, aber für drei Gäste nicht wirklich auftreten muss. Seine Antwort war groß. Er erklärte ihm, dass schließlich drei Leute von weiter her angereist seien, und er deswegen selbstverständlich spielen werde. Allerdings werden sie ihr Set etwas reduzieren, und von der Bühne in einen Vorraum der Kneipe umziehen, damit das Ganze nicht so verloren wirkt. Diese Rechnung ging auf. Der Vorraum war eine Niesche, die circa drei mal zwei Meter groß war, und in der Mitte der Außenwand die Eingangstür hatte. So konnte er jeden, der rein oder raus wollte persönlich willkommen heißen oder verabschieden, was er auch getan hat.
Das reduzierte Set bezog sich übrigens nur auf die Instrumente: das Schlagzeug hatte etwas weniger Einzelteile, und... Wob sang ohne ein Mikrophon! Es war der Hammer! Die Stücke spielte er auf Zuruf, der Bassist Andy wünschte sich einmal "King-Mother-Mole". Dabei handelte es sich eigentlich um die drei Stücke "Kings Clearing", "Mother Earth" und "Mole", die aber nahtlos vom einen in das nächste übergingen, so dass sie fast wie ein Stück wirken. Es war schön, so auch mal etwas Einblick in die Interna zu bekommen. Die Spielzeit war hingegen nicht reduziert: sie spielten und er sang so lange, bis seine Stimme etwas nachgeben drohte. Und obwohl mehr Angestellte als Gäste anwesen waren, war die Stimmung trotzdem einfach toll.
Und wenn ich mal so meine Gedanken schweifen lasse und zurückblicke auf die Konzerte, die ich bisher erlebt habe, wird mir klar: wenn ich ein Konzert von allen, die ich gesehen habe, noch einmal erleben darf, dann wäre es definitiv Wob im Chattanooga in Bielefeld am 23. April 1995. Das von ihm signierte Plakat, welches auch das einleitende Zitat beherbergt, hängt schön gerahmt bei mir an der Wand.
Nach dem Auftritt in Loxstedt habe ich ihn für über zehn Jahre nicht gesehen. Das nächste Mal erst wieder am 15. Oktober 2005, wieder einmal gab er das Vorprogramm für "The Jinxs". In der Zwischenzeit war viel passiert, er hatte mehrere CDs veröffentlicht, während ich nur sein Debüt-Album rauf und runter gehört hatte. Ihn nach so langer Zeit mit so viel für mich neuen Material wieder zu sehen, war ein sehr merkwürdiges Erlebnis. An seiner tollen Ausstrahlung hat sich aber nichts geändert. Er ist immer noch ein Energiebündel, wie ich kein zweites gesehen habe. Aufnahmen von diesem Auftritt gibt es übrigens unter der Rubrik "mp3" auf seiner Seite.
Vor kurzem ist er Papa geworden, deshalb wird sich ein weiteres Wiedersehen wohl noch eine ganze Zeit hinziehen. Der jungen Familie wünsche ich alles Gute, und hoffe auf ein Wiedersehen.
Ausnahmsweise möchte ich diese Geschichte jemanden widmen: Nadja, weil sie mir indirekt den Anstoß gegeben hat, diese Geschichte aufzuschreiben. Sie weiß warum.
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