- Save files created by unauthorised modifications may cause damage to your Wii console. This Wii Menu update will detect and automatically delete such files. Please note that these deletion measures will not affect Wii consoles that contain only normal save files.
- -- Nintendo, "Wii Menu Update (V3.3)"
Mit dieser Meldung will einem Nintendo das Update auf das neue Wii Menu schmackhaft machen. Leider erinnert mich das Ganze doch sehr an
FUD. Zur Hintergrundgeschichte:
Homebrew, also
meist unautorisierte, selbst erstellte Programme für Konsolen, ist den Herstellern von Videospielkonsolen ein Dorn im Auge. Ich könnte nur mutmaßen, warum dies der Fall ist. Es geht dabei nicht um die Möglichkeit selbst angefertigte Kopien der Spiele laufen zu lassen, sondern darum, dass Leute Spiele extra für eine Konsole schreiben oder zumindest anpassen.
Jedenfalls trieb der Wettlauf zwischen Nintendo und den Homebrewer um die Vorherrschaft auf der Wii-Konsole letzte Woche seltsame Blüten. Schon seit längerem ist bekannt, dass es in dem Spiel "Zelda: Twilight Princess" mit Hilfe eines manipulierten Spielstandes möglich ist, eigenen Code auf der Wii Konsole auszuführen. Das Prozedere sieht so aus: man kopiert den Spielstand und die Datei, die ausgeführt werden soll auf eine SD-Karte. Dann kopiert man den Spielstand von der SD-Karte auf die Konsole, startet das Spiel "Zelda: Twilight Princess". Dort lädt man den Spielstand, dadurch wird das Spiel "verlassen", und die Datei von Speicherkarte wird geladen und ausgeführt. Mittlerweile ist der Haupteinsatzzweck wohl die Installation des "
homebrew channels", der den Start von selbst geschriebener Software doch deutlich einfacher gestaltet, als der "Zelda: Twilight Princess"-Hack.
Doch damit soll jetzt Schluss sein, zumindest wenn es nach Nintendo geht. Das aktuelle Wii Menu, prüft bei den Spielständen auf der Konsole, ob es sich dabei um einen Spielstand für "Zelda: Twilight Princess" handelt, und falls dies der Fall ist, ob dieser manipuliert worden ist. Ist dies der Fall, wird der Spielstand automatisch gelöscht. Ein späteres Kopieren von der SD-Karte auf die Konsole wird unterbunden.
Die "Community" der Homebrew-Entwickler hat das natürlich nicht lange auf sich sitzen lassen. Sie haben den Code, der das Verwenden des modifizierten Speicherstandes analysiert und auch da ein hübsches Loch drin
gefunden. Nintendos Qualitätssicherung hat circa drei Monate gebraucht, um diesen "Hackbuster" für die Allgemeinheit freizugeben. Die Homebrew-Hacker brauchen einen Tag, um das Loch zu finden. Vier weitere Tage vergingen, bis der Spielstand so modifiziert war, dass er auch mit der neuen Firmware zurecht kam.
Sehr schön war der Kommentar, den es zu der Art und Weise, wie Nintendo versucht hat dieses Loch im ersten Anlauf zu stopfen:
"I predicted Nintendo would *not* do this; Im disappointed. This was the first bug we found, in the first game we tried. Well find others, and theyll have to try to catch up to each." Oder den Kern mal ad-hoc übersetzt: "... Ich bin enttäuscht. Es [Der "Zelda: Twilight Princess"-Hack] war der erste Fehler, den wir gefunden haben, in dem ersten Spiel, bei dem wir es probiert haben. Wir werden andere finden, und sie müssen versuchen jeden einzelnen abzufangen." Bei der Beschreibung ist es klar, wer bei diesem Wettlauf der Hase, und wer der Igel ist.
P.S.: Ich habe mir "Zelda: Twilight Princess" gekauft, nur um den gepatchten Spielstand laufen zu lassen. Das Spiel selbst habe ich mir nur circa eine Viertelstunden angesehen und festgestellt, dass ich schon eine Menge Langeweile bräuchte, um mich dort reinzuknien.
Kommentare
Und wenn japanische Firmen auch nur ungefähr so funktionieren wie westliche Firmen, wird das wie folgt gelaufen sein:
Management: "Wir müssen etwas gegen den Hack tun"
Entwickler: "Das ist technisch leider unmöglich."
Management: "Können wir nicht verhindern, dass dieser manipulierte Spielstand auf die Konsole gelangt?"
Entwickler: "Ja, aber das schließt die Lücke nicht."
Management: "Egal, trotzdem machen!"
Entwickler: [Augenrollen]
Ich wage zu behaupten, dass es ab jetzt in jedem Update einen schwachsinnigen Versuch gibt, den jeweils aktuellen Hack zu unterbinden.
In der romantischen Version von Japan würde der Chefentwickler des Sicherheitsframeworks ein kleines Schwert gereicht kriegen und die Sache wäre erledigt... :-).
Microsoft hat das mit der ersten XBox auch gelernt: Um die vermeindlich einzige Schwachstelle zu beseitigen haben die hundertausende produzierte Chipsätze vernichtet und eine neue Revision aufgelegt. Die Hacker hatten aber längst eine zweite Schwachstelle gefunden... Die XBox 360 ist dafür ziemlich sicher, weil alles unter einem Hypervisor läuft; sobald eine nicht signierte Seite ausgeführt wird, hält er sofort alle Prozessoren an. Mit Buffer-Overflows ist da nix zu machen...
Und zu Twilight Princess: Du musst die ersten zwei Stunden überstehen und wirst dann die nächsten Tage nichts anderes machen. Geniales Spiel, auf jeden Fall zu schade zum Rumliegen.
Ich sehe das mit der Zelda-Lücke aber anders. Das ist definitiv nicht das "Haupteinfallstor" für "Raubkopierer". Jeder der etwas auf sich hält, lässt seine Wii so modifizieren (z.B. mit dem Drive-Chip "Wii-Key"), dass auch selbst gebrannte DVDs lesen lassen. Ebenso gibt es ein paar ganz wenige DVD Laufwerke, welche nach einem Firmware-Patch auch die Wii DVDs auslesen können. Und so werden die Kopien erzeugt und abgespielt, nicht über die Zelda-Lücke.
Gegen diese Probleme ist der TP-Hack wirklich ein Fliegenschiss, zumal der Hack bei weitem nicht so DAU-tauglich ist, wie ein Wii-Key-Umbau.