- Ich bin der Prinz von Dänemark
ich bin der Ritter aus dem All
ich bin die Schachfigur aus Glas
ich bin mein eigener Star
it's tech-no - -- Tom Drops, "Prinz von Dänemark"
Heute gibt es mal wieder eine CD aus der Rubrik "Schöne Musik für kleines Geld". Es kennt halt mal wieder kaum einer. Wie so oft. Schade eigentlich. Mir ist die CD "Flut" der hannoveraner Band "Tom Drops" auf eine Börse untergekommen, als der Besitzer sie zur Beschallung derselben verwendete. Geschickt, wie gute Verkäufer nun mal sind, wählte er das Stück, welches man nach dem ersten Durchhören wohl als das beste des Albums bezeichnen würde und den Titel "Prinz von Dänemark" trägt. Nachdem ich nun die CD in den letzten Jahren etliche Male gehört habe, kann ich sagen, dass man den anderen Stücken unrecht tun würde, wenn man diese Aussage so stehen lässt.
Es ist definitiv das Stück der CD, welches als Single-Auskopplung prädestiniert gewesen wäre, die es von diesem Album aber nicht gab. Das Album ist ein klassisches Stück Deutsch-Pop, der den Vergleich mit anderen, deutlich erfolgreicheren, deutschsprachigen Alben nicht zu fürchten braucht.
Den Auftakt machen drei ruhige Stücke, deren wahre Schönheit sich mir erst nach mehrmaligen hören erschlossen hat. Stücke zum Zurücklehnen und die Gedanken schweifen lassen. Danach wird es schneller aber nicht minder nachdenklich mit dem Titel "Der Zwilling", der es perfekt schafft einem die Banalität eines Horoskops vor Augen zu führen, und auf die wirklich wichtigen Dinge des Lebens zu richten. Es fängt an mit den klassischen Plattitüden der Horoskope, doch im Refrain kommt der Hammer, den ich kurz zitieren möchte:
Du bist ein Zwilling in Paris
und deshalb hat man Dich heut' lieb.
Du bist ein Zwilling in Schanghai
und deshalb hast Du heute frei.
Du bist ein Zwilling in New York
dass ist heut' für's Glück der richtige Ort.
Du bist ein Zwilling in Beirut
und deshalb schießt man Dich heut' tot
in deinem Horoskop
Stimmt. Es gibt wirklich wichtigere Dinge als das Sternzeichen, unter dem man geboren ist.
Das Themenspektrum der CD ist nicht untypisch für ein Deutsches Album. Ein bisschen Liebe, anderes Zwischenmenschliches und etwas Selbstreflektion. Aber eben auch halt mehr, wie eben "Der Zwilling", oder die wunderschöne Geschichte von "Paul", der doch sehr einfach gestrickt ist, und davon träumt mal irgendwann nach Irland zu kommen. Der Eingangs erwähnte "Prinz von Dänemark" lässt sich aber nicht so einfach erklären, was zusammen mit seiner Eigenschaft als "abgehende" Nummer gerade seinen Charme ausmacht.
Eine besondere Erwähnung sollte auch noch das letzte Stück der CD finden, welches auch dem Album den Titel gab: "Flut". Dieses fast 15 Minuten lange Werk rundet das Album ab, denn dieses opulente Werk ist wirklich die perfekte Vertonung einer Flut: Meeresrauschen.
Alles in allem eine CD, die ich gerne von vorne bis hinten durchhöre, ohne dass ich das Gefühl habe, einmal die "Skip"-Taste drücken zu müssen. Gut, den Track "Flut" lasse ich meistens weg. Als Anspieltipps gibt es selbstverständlich den "Prinz von Dänemark", "Der Zwilling" und aus der ruhigen Ecke "Laß' mich einfach fallen". Da die CD nur selten über zwei Euro kostet, ist es eine echte Empfehlung für alle, die an Felix De Luxe, Clowns & Helden und all den anderen Deutsch-Pop Kombos ihren Spaß haben.
P.S.: Falls jemand weiß, was aus den vier Musikern Andreas Bößl, Jörg Fichtner, Dirk Hess und Habacuck geworden ist, hier bitte einen Kommentar hinterlassen. Danke.
Kommentare
Sehr zu empfehlen ist auch die LP "Winsel Nicht", die aber leider (genau wie das Demotape) anscheinend nicht mehr zu bekommen sind... (Meine Ausgaben sind bei irgendeinem meiner Umzüge verschütt gegangen, wenn hier jemand eine Quelle weiß, bitte Info!)
Auf den beiden ersten Werken ist noch der "alte" Gitarrist Dominik Decker (der inzwischen bei Marquess http://de.wikipedia.org/wiki/Marquess spielt) dabei, der meiner Meinung nach besser war als Habacuck.
Aber wie ich den Jungs damals beim Bier nach den Konzerten auch immer gesagt habe, Live sind sie am besten. Aber Liveaufnahmen gibt es wohl leider nicht.
Wer näheres Intersse daran hat kann sich unter dem Stichwort TOM DROPS an wirklichkeitssimulant@gmx.de wenden.
Andreas Bößl hat den Weg in die Werbebrnche gewählt und komponiert hin und wieder noch Werbe-Jingel, Habacuck hat bei der hannoverschen BAND VON WEIHNACHTEN gespielt, Dirk Hess hab ich mal bei irgendeiner Jazz Combo gesehen (kann mich nicht mehr genauer dran erinnern) Jörg Fichtner dürfte inzwischen nichts mehr mit Musik zu tun haben.