- Yes, such toys are ``unprofessional.'' I wear my unprofessionalism as a badge of honor. Professionalism has no place in art, and hacking is art. Software Engineering might be science; but that's not what I do. I'm a hacker, not an engineer.
- -- Jamie Zawinski about easter-eggs
So, da ich mir hier ja auch immer einen nerdig angehauchten Bildungsauftrag auf die Fahnen geschrieben habe, kommt hier mal wieder ein Beitrag, in dem ich beschreiben will, wie man denn eigene Software auf die Wii bringen kann, und was man damit machen kann. Um Abmahnungen vorzubeugen verzichte ich auf Links. Deshalb wird dieser Artikel als alleinige Quelle zum Thema "Raubkopien auf der Wii laufen lassen" nicht taugen. Ich lasse aber an den entsprechenden Stellen genug Google-taugliche Suchbegriffe fallen, mit denen man bestimmt genug weiterführende Seiten finden wird.
Schritt 1: Der Fuß in der Tür
Eines der größten Probleme ist das sogenannte Bootstrapping. Damit bezeichnet man das erste laufen lassen von eigenem Code. Zum ersten Mal, als dies erreicht wurde, war mit einem modifiziertem Spielstand zu dem Spiel "Zelda - Twilight Princess". Damit begann ein Wettlauf zwischen der Hackerszene und Nintendo. Letztere haben den Spielstand vor dem Import geprüft, danach wurde der Spielstand eben anders modifiziert. Später wurde der Import besser unterbunden, und die Hacker haben sich auf das Schreiben eigener Channels verlegt, die die Konsole übernehmen. Daraufhin wurden die Lücken gestopft, die die Channels ausgenutzt haben. Mittlerweile sind die Hacker wieder zu Spielständen übergegangen, anscheinend ist das Katz und Maus Spiel dort einfacher. Außerdem hat es den Anschein, dass Nintendo mittlerweile aufgegeben hat: seit über einem Jahr gab es keine grundlegende Version der Menü-Software mehr, und die aktuelle (4.3) ist schon lange gehackt.
Der Spielstand dazu ist für das Spiel "Lego Indiana Jones", der Hack dazu wurde "Indiana Pwns" getauft. Als das bekannt war stieg der Preis für das in der zwischenzeit nicht mehr produzierte Spiel auf weit über hundert Euro. Dass der Preis für das Spiel mittlerweile wieder gesunken ist, hängt bestimmt auch damit zusammen, dass auch noch andere Lego-Spiele gehackt wurden, bei denen die Hacks auch wieder wunderbare Namen bekomman haben: "bathaxx" ("Lego Batman") und "Return Of The Jodi" ("Lego Star Wars").
Wie funktioniert das nun? Man kopiert den entsprechen modifizieren Spielstand per SD Karte auf die Wii, startet das Spiel, lädt damit dann den Spielstand und führt dann eine Aktion aus, die in der zum Spielstand gehörenden Anleitung beschreiben wird. Dann springt das Spiel auf einmal in einen einfach Textbildschirm, der beschreibt, was passiert. Und zwar, das versucht wird eine Datei namens "boot.dol" vom Wurzelverzeichnis der SD Karte zu laden und zu starten. Diese Datei kann nun ein bestimmtes Homebrew-Spiel sein, ein Menü, mit dem man zwischen unterschiedlicher Homebrew-Software auswählen kann, oder ein Stück Software, dass einem die Wii erst so richtig "aufmacht".
Schritt 2: Die Türe richtig öffnen
Die Software, die einem die Wii erst so richtig aufmacht heißt "HackMii-Installer". Das ist ein Programm, welches zwei von einander eher unabhängige Programme installiert: BootMii und den Homebrew-Channel.
BootMii ist ein Programm, dass sie tief wie möglich in den Startprozess einklinkt. Das ist nicht zwingend für den Betrieb nötig, ist aber eine ausgezeichnete Versicherung: die Software ist normalerweise unsichtbar und tut nichts, sie zeigt ein Menü, das nach fünf Sekunden wieder verschwindet, wenn man nichts tut. Die wichtigste Funktionen in diesem Menü sind "Backup" und "Restore". "Backup" kopiert den Inhalt des 512MB-Flashspeicher der Wii auf die SD-Karte, "Restore" spielt dieses Backup wieder zurück.
Hat man also im bei dem im Folgenden beschriebenen "Umbau der Software" etwas falsch gemacht, kann man so auf den Stand von "vor dem Fehler" zurück gehen. Bei der ersten Generation der Wii war das so tief verankert, dass es praktisch nicht möglich war, seine Wii so kaputt zu machen, dass man sie nicht wieder per "Restore" wiederbeleben konnte. Bei den späteren Versionen der Wii wurde die dafür ausgenutzte Lücke allerdings geschlossen. Bei diesen Systemen wird BootMii eine Ebene weiter "oben" installiert, dass diesen nahezu 100%25-igen Schutz nicht mehr bietet, aber immerhin ist es immer noch viel besser als ganz ohne Netz zu arbeiten.
Der Homebrew-Channel ist wiederum ein Channel, der neben dem Foto-, Wetter-, Nachrichten-, Shop- und allen anderen Channels installiert wird. Das Icon auf das man klickt, um das Spiel von DVD zu starten ist übrigens auch einfach nur ein Channel. Dieser neue Channel ermöglicht es einem dann, beliebige Homebrew Software von der SD-Karte zu starten, wie es auch der Hack mit dem modifiziertem Spielstand möglich ist. Nur halt eben mit einem schönen Menü, und die Software wird in einer bestimmten Verzeichnisstruktur auf der SD-Karte gespeichert.
Anleitungen gibt es dazu zur Genüge. Die vermutlich wichtigste Software im Homebrew-Bereich ist der Homebrew-Downloader. Mit ihm kann man in einem Shop-ähnlichem System Homebrew-Software für lau runterladen.
Schritt 3: Die verbotene Tür
Und nun zum ultimativen Komfort: spielen von USB-Festplatte statt von DVD. Das hat zwei Vorteile: man muss nicht mehr neben der Wii einen Stapel Spiele aufbewahren, sondern kann sie schön im Schrank verstauen, und das wechseln eines Spiels ist auch kein Problem: einfach ein anderes auswählen und weiter geht es. Das Laden geht auch ein klein bisschen schneller und ist vor allem um einiges leiser.
Der Nachteil: man wird erst mal unter den Generalverdacht gestellt, damit illegale Kopien spielen zu wollen. Um das nochmal klar zu stellen: "A game worth playing is a game worth buying!" Ich verdiene mein Geld mit der Erstellung von Software, also sehe ich auch zu, dass ich anderen, die ihr Geld auf die selbe Art verdienen, nicht ihre Lebensgrundlage entziehe.
Die Modifikation der Wii, die wieder komplett im Bereich der System-Software stattfindet, zerfällt in zwei Teile: zum Einen müssen Firmware angepasst werden, so dass sie überhaupt eine USB-Festplatte unterstützt, und von dort auch die Spieldaten laden kann; zum Andern braucht man Software, die einem ein Auswahlmenü zur Verfügung stellt und die Spiele von DVD auf die Festplatte transferiert.
Für beide Schritte gibt es genug Anleitungen im Netz. Da, wie so oft im Leben, der zweite Schritt ohne den ersten Schritt keinen Sinn macht, handeln die Anleitungen grundsätzlich beide Schritte ab, weshalb ich mich hier wieder auf den allgemeinen Überblick beschränken kann.
Die Software, die einem für den ersten Schritt das Betriebssystem der Wii um den Festplattenzugriff erweitert, variiert je nach Anleitung. Die Anwendung ist aber immer recht ähnlich: über den Homebrew-Channel werden Programme gestartet, die das modulare Betriebssystem der Wii erweitern.
Von der Software, die für den zweiten Schritt benötigt wird, sind mir zwei verschiedene Implementierungen untergekommen: die eine heißt USBLoaderGX, und die andere WiiFlow. Ich hatte mit USBLoaderGX angefangen, aber verwende mittlerweile WiiFlow. WiiFlow war, zumindest eine Zeit lang vorne, was ein wichtiges Features anging: ursprünglich wurde ein eigens dafür entwickeltes Dateisystem verwendet: WBFS. Das hatte zwei Nachteile: man braucht spezielle Tools um die Daten zum Beispiel auf eine größere Festplatte umzukopieren. Der zweite Nachteil war für mich aber der Auslöser für den Wechsel: das Dateisystem WBFS ist Fehlerhaft. Wenn man ein Image löscht, und danach neue Daten auf die Platte kopiert, kann es sein, dass Daten von anderen Images überschrieben werden. Wiiflow kann auch die Images auf FAT formatierten Dateisystemen lassen, womit diese Fehlerquellen ausscheiden.
Bei einem neuen Spiel ist das Vorgehen immer das selbe: statt das Spiel über das Menü zu starten, wird WiiFlow gestartet, und das Spiel dann über einen speziellen Menüpunkt von DVD auf die USB-Festplatte kopiert. Dieser Vorgang dauert je nach Spiel bis zu 15 Minuten. Danach wird noch das Cover für das Auswahlmenü von der Software runtergeladen. Und dann gibt es einen neuen Menüpunkt im WiiFlow mit dem man das Spiel von der USB-Festplatte starten kann.
So muss das Spielen mit der Wii sein.
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