Offen gestanden kotzt es mich an: dieses dumme Gerede der derzeitigen "Generation Z", die 80er Jahre wären langweilig gewesen. Totaler Bockmist!
Hört genau zu, Ihr zungengepiercten Techno-Hoppler mit Tattoos auf der linken Arschbacke: Ihr wart nicht dabei! Wir Dreißiger und Vierziger haben sie live erlebt: die Geburt des Synthesizers und den wahren Soundtrack der 80er, der von Bands wie "Depeche Mode", "The Cure" und "Yazoo" geschrieben wurde.
Obwohl man gar nicht ins Ausland gucken musste, weil es auch in Deutschland Musik gab, die von Bands wie "Spliff", "Ideal" und "Rheingold" kam und den Begriff "Innovativ" noch verdient hat. Wir kannten "Die Ärzte" noch mit wechselnden Bassisten, und die "Deutsch Amerikanische Freundschaft" hatte noch nichts mit Clinton, Bush, Schröder oder Merkel zu tun.
Wir haben noch mit Midischleifen und Oszillographen gekämpft! Wir haben Euer "Tekkno" erfunden, bei uns nannte sich das aber noch "Wave" und hatte tatsächlich noch etwas mit Musik und nicht nur mit Rhythmus zu tun. (Übrigens verwursten Eure DJs die Dinger noch heute zu einer Art musikalischer Cannelloni mit schwülstiger Computerbass-Sauce.)
Wir mussten noch keine Angst haben, dass uns Tina Turner mit dem klassischen Seniorenoberschenkelhalsbruch von der Bühne purzelt und wir haben Madonna noch mit festen Brüsten und ohne Baby-Pause gekannt, Ihr Nasen! Außerdem wissen wir noch, dass "Tainted Love" von "Soft Cell" nicht das Original ist.
Wir verbinden "Kraftwerk" noch nicht mit der Solarenergie oder
Käsescheiben und wir hatten noch Angst, dass Joschka Fischer von Holger Börner mit der Dachlatte verprügelt wird. Wir erinnern uns noch an Terroristenfahndungsplakate,auf denen hin und wieder ein Gesicht liebevoll mit Kuli von einem Staatsbediensteten durchgestrichen wurde.
Die Bundeswehr machte noch Spaß, wir kannten ja noch die Richtung, aus der der Feind kam...
Zu unserer Zeit fielen Break-Dancer auf den Fußgängerzonen noch hin und wieder richtig auf die Fresse und Peter Maffay wurde beim Stones-Konzert noch ordentlich von der Bühne gepfiffen.
Wir hatten noch die Qual der Wahl zwischen Pop, Rock, Metal und Italo-Disco und mussten nicht den wöchentlich ändernden Cross-over Trends nachjappsen. Unsere "Superstars" hielten noch länger als ein Jahr, wenn sie sich nicht totgesoffen haben.
Wir hatten noch Plattenspieler (auf 33 und 45 Upm) und richtig geile
Plattencover, auf denen man die Namen der MUSIKER (und nicht der Programmierer) ohne Lupe erkennen konnte und die tatsächlich Kunst waren - keine tempotaschentuchgroßen, einfarbigen Booklets auf denen gerade noch "nice price" lesbar ist.
Für uns war eine LP etwas heiliges, das gepflegt und geliebt werden musste - und keine CD-Plastik-Wegwerfware, die so robust ist, dass man sie durchaus auch als Bierglasuntersetzer verwenden kann. Bei uns erkannte jeder sein Eigentum noch an den individuellen Kratzern. Wir kannten noch einen Unterschied zwischen Single und Maxi-Single, und der 12-Inch-Mix trug seinen Namen noch zurecht.
Für uns gab es nur vier wahre Moderatoren zum Thema Musik: Peter Illmann, Ingolf Lück (ja, genau
der), Stephanie Tücking und Kai Böcking. Und keine Pickelfressen, die nur die Zeit zwischen der Klingeltonwerbung mit hysterischem Gekicher überbrücken.
Unsere Videospiele mussten noch mit guten Spielideen glänzen, denn mit geiler Grafik konnte man nichts kaschieren, das gaben die Konsolen und Homecomputer nicht her. Bei unseren Spielfiguren wuchs die Oberweite noch nicht mit dem Erfolg.
Im Fernsehen gab es drei Programme, die mehr Programm ausgestrahlt haben, als die ganzen Privaten heute zusammen, wenn man die Werbung mal weglässt. Wir hatten außerdem noch einen Sendeschluss mit Testbild, wenn es nichts mehr zu sehen gab, statt der sich ständig wiederholenden Telefonsexwerbung.
Wir haben uns "Magnum" reingezogen, haben uns die Sakkoärmel hinauf geschoben und ließen uns die Haare seitlich ins Gesicht fallen - ohne diese beknackten, umgedrehten Baseballmützen oder Wollhauben.
In unseren Hosen konnte man noch sehen, ob einer einen Hintern hatte, heute hängt der Arsch ja bei jedem von Euch in der Kniekehle der ach so tollen Adidas-Jogginghose. Die Weiber hatten dicke Möpse und schmale Hüften und nicht andersrum. Und Bauchfrei machte nur, wer es sich leisten konnte. Man konnte erkennen ob jemand "männlich" oder "weiblich" war. Heute verschlabbert alles unter kunstvoll vergammelter Bekleidung.
Bei uns haben sich keine Neonazis mit Türken geschlagen, sondern Punks mit Mods, Mods mit Poppern, Popper mit Rockern und alle gemeinsam gegen die Polizei....
Bei uns gab es noch Mofas, Kraftis und 80er bei denen durchgängig die Betriebserlaubnis erloschen war, denn das Wort "frisieren" hatte damals noch seine eigentliche Bedeutung, was ihr kahlgeschorenen Pfeifen nie verstehen werdet. Und wer einen Führerschein hatte, fuhr als erstes Käfer oder einen alten BMW, bei dem Dellen von Individualismus zeugten, Ihr Opel-Corsa-Popel.
Und weil ihr gerade im Leistungskurs für Physik sitzt: die AC/DC Einritzungen auf den Tischen sind von UNS - und es geschieht Euch nur recht, wenn ihr glaubt, dass die Dinger aus dem Physiksaal kommen, wo irgendein findiger Schüler seinerzeit die Abkürzung für "Wechselstrom/Gleichstrom" in die Bank gemeißelt hat!
Also erzählt uns nichts über die 80er!!
Ach ja, hiermit entschuldige ich mich, auch im Namen meiner Altersgenossen, für Modern Talking. Das haben wir wirklich nicht gewollt, ehrlich...
Kommentare
Danke, ich habe grade "Cherry Cherry Lady" als Ohrwurm kassiert, als ich das gelesen habe... *GNARF*
http://www.einheitsschritt.de/wordpress/?p=560
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Lexi
PS: Auch für Peter Illmann, Ingolf Lück, Stephanie Tücking und Kai Böcking sowie Halstücher, Netzhemden und Riesenbrillengläser gäbe es Entschuldigungsbedarf.