In Wuerde altern.. Das war der erste Satz, der mir spontan einfiel, als ich den Rest der schon in den Achtzigern polarisierenden Band Sigue Sigue Sputnik gesehen habe, doch ich greife vor.
Mitte der Woche fragt SvOlli mich, ob ich denn am Wochenende schon etwas vor haette. Als ich dies verneine, schlaegt er vor, am Samstag Abend SSS im Faust anzusehen. Im ersten Moment halte ich das fuer einen Scherz, im naechsten denke ich eher an eine SSS-Party. Doch ich taeusche mich, es geht wirklich darum, dass die Band selber einen Auftritt hat. Nach einem kurzen Nachdenken passe ich meine Erwartungshaltung. Spaeter regele ich sie noch mal nach nachdem ich erfahre, dass das Konzert nicht in der 60er Jahre Halle sondern im Mephisto stattfindet.
Einlass 21, Konzertbeginn 22 Uhr. Das ist auch an einem faulen Samstag zu schaffen. Um halb Neun mache ich mich auf die Socken, sammle SvOlli ein und suche dann in Linden einen Parkplatz, kleiner Fussmarsch inklusive. Das Mephisto ist schnell gefunden und die bereits anwesenden Gaeste entsprechen ungefaehr dem, was ich erwartet habe. Eine gesunde Mischung aus Altfraggles, Punks und Laufkundschaft. Alles in allem aber doch eher dunkles Publikum. Nach der ueblichen Wartezeit, bei der die CD mit der Hintergrundmusik mindestens zwei Mal durchlauft, klettert die Band auf die Buehne. Tatsaechlich handelt es sich weniger um die originalen SSS als um den Nachfolger, naemlich
Martin Degville's Sigue Sigue Sputnik. Das erklaert auch weshalb nur drei Leute auf der Buehne stehen, von denen auch nur der Saenger eindeutig der Urbesetzung zuzuordnen ist.
Zu diesem Zeitpunkt geht mir dann auch der oben erwaehnte Satz durch den Kopf. Das Styling ist dem Thema zwar durchaus angemessen, doch sind die Jahre alles andere als spurlos an den Protagonisten vorbei gegangen. Die naechsten Fragen, wie denn die Musik die Zeit ueberstanden hat und wie man die live ueberhaupt darbieten will haben sich auch schnell beantwortet:
Beat is the law!
Die Musik lebt von den treibenden Sequenzerlaeufen, untermalt von klassischen Drei-Akkord Geschrabbel auf der E-Gitarre. Ob es nun an der Anlage, dem Abmischen oder den Jahren liegt weiss ich nicht, aber der 'Gesang' ist zumindest waehrend der ersten Stuecke alles andere als ueberzeugend. Das Buehnenbild dagegen entspricht ziemlich genau dem, was ich erwartet habe und so habe ich mich koestlich amuesiert. Ralf Koenig haette es nicht besser zeichnen koennen. Mit der Zeit werden die Rueckkopplungen weniger und Martin trifft den Einsatz fuer die Textpassagen immer besser. Ein bisschen mehr Buehne wuerde dem Auftritt sicher gut tun, so sieht das doch etwas beengt und halb improvisiert aus.
Der Hoehepunkt des Abends ist gegen Ende des Auftritts, als Mandy Minx, die Dame am Keyboard, anfangt sich erst der Handschuhe und dann ihres Tops zu entledigen. Das ist dann das zweite Mal dass mir der Satz mit dem Altern durch den Sinn geht. Keine Frage, sie hat sich gut gehalten, doch das Alter ist ein uebler Gesell, der einst festes Weiberfleisch der Spannkraft beraubt. Die Roellchen unter den Armen und Zustand der mehr oder weniger unbedeckten Brueste lassen mich darueber nachdenken, ob ich mir das Konzert nicht doch eher im Suff haette geben sollen.
Zusammengefasst habe ich mich koestlich amuesiert und die Musik hat nichts von ihrer Treibkraft verloren. Nur ob sie in dieser Form dargebracht werden sollte, ist noch einmal zu ueberdenken. Die anschliessende Tanzveranstaltung klingt zwar gar nicht so schlecht aber auch bei uns macht sich das Alter bemerkbar und das Bett ruft lauter als die Tanzflaeche.
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