- Sorry I'm late. I was taking a crap.
- -- Henry Gondorff, "The Sting"
Vor
gut einem Jahr habe ich hier ein Loblied über die Linux Distribution "
Tiny Core Linux" anlässlich der Veröffentlichung von Version 2.0 gesungen. Jetzt ist Version 3.1 raus, und man könnte sagen: es wird Zeit für eine weitere Strophe. Eigentlich hatte ich schon vor, diesen Artikel zur Version 3.0 zu schreiben, aber die ersten Vorversionen von 3.1 haben gezeigt, dass es sich lohnen würde noch bis zum endgültigen Release von 3.1 zu warten.
Innerhalb des letzten Jahres erschien fast monatlich eine neue Version, von der jede neue brauchbare Verbesserungen und einige auch grundlegende Änderungen mitbrachte. Ich selbst trage auch an der einen oder anderen Stelle etwas mit bei, durch Verwaltung einiger Zusatzpakete, Testen und dem Beheben einiger von mir gefundener Fehler. Hatte ich geschrieben, dass Tiny Core Linux die Messlatte für Mini-Distributionen um einiges höher gelegt hat, so gilt das jetzt mehr denn je. Dass eine Verschiebung hin zu einer "vollwertigen" Distribution stattfindet ist unübersehbar, aber diese Distribution basiert immer noch auf einem Kern, der circa 11MB groß ist. Weiter Pakete werden nun ausschließlich als "squashfs"-Pakete ausgeliefert, die üblicherweise einfach per "loopback-devices" in das System integriert werden. Ein Umkopieren ins RAM ist dabei optional auch weiterhin möglich, es sind aber keine eigenen Pakete dafür nötig.
Das Kompakte bleibt aber das Merkmal von Tiny Core Linux: selbst eine Installation mit dem Qt Creator (die Entwicklungsumgebung für Qt) mit allem was nötig ist, um für Qt zu programmieren, benötigt auf der Festplatte, dem USB Stick oder der CD-ROM weniger als 180MB. Zum Vergleich: das Installationspaket für Windows ist schon über 280MB groß.
Größtes Manko ist zur Zeit immer noch die Installation: zwar lässt sich die Distribution recht einfach installieren, auch innerhalb eines Windows Bootloaders, so dass ein Umpartitionieren entfällt und eine komplette De-Installation auch ohne weiteres möglich ist, aber das erfordert immer noch einiges an "Handarbeit". Ich selbst habe mit einer
alternativen ISO Datei versucht, den Aufwand etwas zu minimieren (ebenso wie die Installation innerhalb einer Windows-Partition zu ermöglichen), aber eine "Klickibunti"-Lösung ist noch nicht in Sicht.
Tiny Core Linux bewegt sich mit der Version 3.x von der Frickler-Ecke auf die Enthusiasten-Ecke zu, aber eine Alternative zu Knoppix zum Beispiel ist es für Benutzer die noch nie etwas mit Linux gemacht haben bei weitem noch nicht. Allerdings ist das auch weniger das Ziel, die Kompaktheit und die Kontrolle über die Hintergrundaktivitäten überwiegt. Ob sich Tiny Core Linux auf dem Wege zur Version 4.0 auch zu einer Distribution für Einsteiger entwickeln wird, wage ich mal zu bezweifeln, aber in der Vergangenheit war es aber schon mehr als einmal für eine handfeste Überraschung gut.
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