- If at first you don't succeed, then skydiving isn't for you.
- -- Screaming Lord Sutch
Letzte Nacht bin ich echt spät, oder genauer gesagt: erst früh morgens, ins Bett gekommen. Eine kleine Meldung auf
freshmeat.net kündigte an, dass Version 2.0 von Tiny Core Linux erschienen sei. Dabei handelt es sich um eine extrem schlanke Linux-Distribution, die gerade mal 11MB benötigt, und dennoch einen kompletten grafischen Desktop mitbringt. Davon gelesen hatte ich schon vorher, aber die Veröffentlichung von Version 2.0 habe ich dann zum Anlass genommen, sie auch mal auszuprobieren.
Tiny Core besteht aus einem Kernel und einem RAM-Disk-Image. Das sind optimale Voraussetzungen für eine Installation via Netzwerkboot, der auch problemlos klappt. Trotzdem habe ich mich für eine Installation auf Festplatte innerhalb einer VMware-Sitzung entschieden, weil ich so auch vorgenommenen Änderungen abspeichern kann. Der
Anleitung dazu kann man schon entnehmen, dass hier nicht der Einsteigen ohne vorherige Linux-Erfahrung die Hauptzielgruppe ist. Der Benutzer mit Linux-Hintergrund wird aber aller Voraussicht nach begeistert sein. Ich war es zumindest. Das Basissystem lässt sich mit der Hilfe eines mitgelieferten Software-Installers sehr leicht erweitern. Die Installation selbst gestrickter Pakete ist ähnlich leicht.
Apropos selbst gestrickt: bei den meisten Minimal-Distributionen ist es relativ schwer, dafür Erweiterungen selbst einzubringen. Nicht so bei Tiny Core: die Pakete, die für eine Entwicklung von neuen Paketen notwendig sind, lassen sich ebenso einfach wie andere Applikationen installieren. Aber auch hier muss man wissen, was man tut, weil das Paketsystem zwar Abhängigkeiten automatisch auflöst, aber diese Abhängigkeiten leider nicht immer 100%25ig definiert sind. Trotzdem kommt man relativ schnell zu einem System, mit dem man auch Software entwickeln kann.
Unterm Strich hat Tiny Core Linux 2.0 die Latte in Sachen "Minimal-Linux" um einiges nach oben (oder doch eher "unten") verschoben. Eine solche Modularität und Skalierbarkeit suchte man in den Linux-Distributionen der "Business-Card-Rohling-Klasse" (also solche, die 60MB oder weniger benötigen) bisher vergebens. Vieles, was Performance und Persistenz angeht ist gut durchdacht. Das System startet extrem schnell. Der größte Kritikpunkt bleibt der Installer, der sich etwas behäbig anfühlt und bei dem Metapakete fehlen, die einem zum Beispiel eine komplette Entwicklungsumgebung installieren und einem so unnötiges Zusammensuchen von Einzelteilen spart. Ansonsten ist es im Bereich Linux das interessanteste was mir seit längerer Zeit untergekommen ist.
P.S.: Außerdem bin ich stolz darauf heute morgen schon davon im Chat und in der Firma geschwärmt habe, lange bevor
Heise und
Golem davon berichteten.
Kommentare
das klingt ja nach dem idealen System für das BeagleBoard. Willst Du das heute Abend schon ausprobieren? Bin gespannt, was Du darüber dann zu berichten hast ... :-)
Frohes Schaffen und alles Gute, Volker
...und ich habe keinen Bock den Kram zu portieren, wenn ich nicht mal weiß wofür.
Aber auf meinen D945GSEJT habe ich das Ding schon laufen gehabt. Und einen Partyman habe ich gestern dann auch noch angestartet bekommen. Also werde ich diese Plattform vermutlich für meinen "Partyman On Wheels" nehmen.
danke für deinen Hinweis. Ich wäre zu faul das Wiki zu lesen :-)
LG
aptitude und dpkg anwendbar ?
Ganz klare Ansage des Entwickler-Teams: es ist eine Embedded-Distribution, neu aufsetzen ist sauberer als ein Uninstall. Und ein Neuaufsetzen / Migrieren ist auch deutlich einfacher und schneller als bei Desktop-Distros. Bei mir hat ein "Umzug" noch nie länger als 10 Minuten plus Downloadzeit gedauert.