- Niemals geht man so ganz
Irgendwas von mir bleibt hier
Es hat seinen Platz
Immer bei dir - -- Trude Herr, "Niemals geht man so ganz"
Gestern hatte ich meinen "Letzten". Den letzten Arbeitstag bei meiner alten Firma. Eigentlich doch keine große Sache. Der neue Arbeitgeber macht zwar etwas komplett anderes, ist aber örtlich nur 100 Meter vom alten entfernt. Das bedeutet, man wird sich garantiert häufig sehen. Wenn nicht zufällig, dann über gemeinsame Verabredungen zum Mittagessen. Alles ganz einfach, und kein großes Ding.
So verlief dann auch der Tag. Ich habe am Vormittag mein letztes Projekt abgeschlossen und für die Wartung übergeben, außerdem war konnte ich noch Kollegen bei einer Requirement-Analyse helfen. Es ist also nicht so, dass ich meinen letzten Tag einfach so "abgesessen" hätte. Mein Plan war dann einfach durch die Büros zu ziehen, und mich von allen einzeln zu verabschieden. Vielleicht hätte ich es auch jemanden sagen sollen, denn die "offizielle" Verabschiedung sah dann doch etwas anders aus: Überreichung eines Abschiedsgeschenkes vor versammelter Mannschaft. Wir haben mit der versammelten Mannschaft in letzter Zeit häufig zusammen gesessen, meistens wenn es Neuigkeiten betreffend der momentan immer noch ungewissen Zukunft unseres Standortes gab. Auch wenn es nicht schön ist, so schweißt es doch in gewisser Weise zusammen. Auch ich war bis zum letzten Treffen mit dabei, auch wenn ich ja aufgrund meines Wechsels eigentlich aus der Nummer raus war. Bis hin zu dem Lacher, den ich als Antwort auf die Frage "und wer stellt jetzt der Geschäftsleitung in der Telefonkonferenz die unbequemen Fragen?" in den Raum geworfen hatte: "nehmt doch einfach meinen Namen". Aber ich saß nicht dort, um den Pausenclown zu geben, sondern weil mir die Leute dort alles andere als egal sind.
Grob geschätzt hatte ich innerhalb meiner fünfeinhalb Jahre dort mit ungefähr 80%25 der Leute direkt zu tun, sei es im Rahmen meiner Arbeit als Ersatz-Betriebsrat, durch Projektarbeit, weil ich "Mädchen für alles was mit QNX zu tun hat" war, oder einfach nur durch die Runden an den beiden Kickern, die im Keller stehen. Nun sah ich sie alle zum letzten Mal auf einem Haufen, und es kam alles das hoch, was ich die letzten Tage ignoriert hatte. Konnte ich die Tränen in den Augen des Kollegen, der zum Jahresende gegangen ist nicht verstehen, so habe ich gestern - zumindest gefühlt - mehr Taschentücher gebraucht als den Rest des Jahres zusammen. Mehr als ein "Danke!" unter Tränen habe ich vor der Mannschaft nicht rausgebracht. Ich hätte nie - NIE - gedacht, dass mich der Abschied emotional so mitnehmen würde. Das zeigt mir aber, dass ich die letzten Jahre dort wohl einiges richtig gemacht haben muss und echtes Glück hatte mit solche Kollegen arbeiten zu dürfen. Ich habe viel von Euch gelernt, und nicht wenig davon hat gar nichts mit der Entwicklung von Software zu tun... im Kickern bin ich zum Beispiel um einiges besser geworden. ;-)
Dafür danke ich Euch. Ich hatte die Entscheidung getroffen, mir acht Tage Urlaub auszahlen zu lassen. Es war eine gute Entscheidung, nicht wegen des Geldes, sondern weil ich so acht Tage mehr mit Euch verbringen durfte. So, und jetzt muss Schluss sein, ich brauche schon wieder ein Taschentuch.
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