- Man findet oftmals mehr, als man zu finden glaubt.
- -- Pierre Corneille, Der Lügner
Ich bin baff. Anders kann ich es nicht beschreiben.
Aber ich sollte anders anfangen. In diesem Artikel geht es nicht um wie der aufmerksame Leser vielleicht vermuten könne um einen Nachschlag zu "
Was für eine CD #5". Es geht um den Musikdienst mit dem Namen "
Pandora".
Alles begann damit, dass ich mich wunderte, warum die Systempartition meines Notebooks so voll ist, obwohl ich vergleichsweise wenig Software installiert hatte. Die erste Analyse zeigte, dass es neben der einen oder anderen - Achtung, jetzt kommt ein krudes Wortspiel: - Dateileiche der Ordner für die temporären Dateien mit fast einem Gigabyte deutlich voller war als erwartet. Den Löwenanteil davon machten einige Ordner mit den Namen "plugtmp", "plugtmp-1", und so weiter, aus. Darin befanden sich wiederum einige Dateien namens "access", "access-1" und so fort. Ganz am Ende fand ich eine Datei namens "tuner_6_9_0_1.swf".
Nach kurzer Überlegung kam ich drauf, dass es sich eigentlich nur um das Applet von Pandora handeln kann. Also liegt doch der Schluss nahe, dass es sich bei den "access"-Dateien wohl nur um die gestreamten Audiodateien handeln kann. Da bleibt dann nur noch herauszubekommen, wie man die Dateien in ein Format konvertieren kann, welches auch andere Applikationen abspielen können. Mit Google bin ich spontan zu keiner Lösung dieses Problems vorgedrungen, jedenfalls fand ich kein Konvertierungstool.
Also blieb nur eins, der Sache selbst auf den Grund zu gehen. Zum Testen und Analysieren transferierte ich mal eine Datei auf mein Linuxsystem. Dort fing ich mit meinem Analysen an. Als erstes mal gucken was das
file(1) dazu sagt:
$ file access-1
access-1: MPEG ADTS, layer III, v1, 128 kBits, 44.1 kHz, JntStereo
Wie? Das war es schon? Die Datei ist nichts weiter als ein mp3 ohne Dateiendung? Das kann doch eigentlich nicht sein. Mal testen:
$ mpg123 -t -v access-1
High Performance MPEG 1.0/2.0/2.5 Audio Player for Layer 1, 2, and 3.
Version 0.59q (2002/03/23). Written and copyrights by Joe Drew.
Uses code from various people. See 'README' for more!
THIS SOFTWARE COMES WITH ABSOLUTELY NO WARRANTY! USE AT YOUR OWN RISK!
Playing MPEG stream from access-1 ...
MPEG 1.0, Layer: III, Freq: 44100, mode: Joint-Stereo, modext: 2, BPF : 2560
Channels: 2, copyright: No, original: Yes, CRC: No, emphasis: 0.
Bitrate: 128 Kbits/s, Extension value: 2
Audio: 1:1 conversion, rate: 44100, encoding: signed 16 bit, channels: 2
Frame# 684 [ 0], Time: 00:17.86 [00:00.00],
[0:17] Decoding of access-1 finished.
Das zeigt mir zweierlei. Erstens: es ist wirklich so einfach. Und zweitens: das was wohl eins der Stücke, die ich nach kurzem Hören übersprungen habe. Jetzt noch der Gegenvergleich: unter Windows wird "access-19" zu "access-19.mp3" umbenannt und mit einem Doppelklick bedacht. Und höre da, ich bekomme wirklich "I Feel Love" von Bronski Beat und Marc Almond zu hören, in 128kBit Joint Stereo und 44100 Hz. Das einzige was nicht vorhanden ist, sind mp3-Tags.
Weitere Versuche am lebenden Objekt zeigen folgendes Verhalten: das Übriglassen der Dateien tritt nur dann auf, wenn man den Rechner runterfährt, während Pandora noch läuft. Wird Firefox durch ein Schließen des Programms beendet, wird sauber aufgeräumt, und nur das Verzeichnis "plugtmp" bleibt stehen. Außerdem sind während Pandora läuft sämtliche "access" Dateien gelockt, so dass sie sich nicht löschen oder überschreiben lassen.
Und jetzt interessiert mich mal das Rechtliche an meiner Beobachtung: darf ich die so geladenen Dateien dazu verwenden, um sie zum Beispiel auf einen tragbaren mp3-Player zu überspielen?
P.S.: Und wie ich feststelle ist auch das nicht wirklich aktuell, sondern auch schon mindestens ein halbes Jahr
alt. Und genau wie dort diskutiert wurde, so hoffe auch ich, dass Pandora wegen dieser Entdeckung keinen auf die Mütze bekommt. Es ist schon ein sehr schicker Service, der mich schon auf so zehn bis zwanzig interessante CDs aufmerksam gemacht hat.
Kommentare
Was kann ich da machen?