- Grossstadtgeflüster muss laut sein,
hier musst Du laut schrei'n
um gehört zu werden. - -- Grossstadtgeflüster, "Grossstadtgeflüster"
Nachdem ich nun
keine Chance hatte, mir
Grossstadtgeflüster in Hannover anzugucken, habe ich meinen Worten
Taten folgen lassen, und bin nach Kassel in die Nachthallen gefahren. Dort erwarteten mich einige Überraschungen: der Laden ist deutlich größer als ich erwartet hätte, drei Tanzflächen und ein Bistro mit Livemusik stehen den Besuchern neben mehreren Raucherghettos zur Verfügung. Normalerweise erwarte ich bei mehreren Tanzflächen ein Musikprogramm nach dem Kredo: "Wir hören hier beides Country und Western". Dort war es anders, es gab Mainstream aus den Charts von zum Beispiel den Fantastischen Vier oder Deichkind im größten Saal. Im nächstkleineren bestand die Beschallung an diesem Abend aus Indiependant-Rock im Stile von Red Hot Chili Peppers & Co. Der kleinste Saal wurde mit Düstermucke von ASP bis Front 242 beschallt.
Und in eben diesem Saal fand auch der Auftritt von Grossstadtgeflüster statt. Für 21 Uhr angesetzt, begann das Ganze dann doch erst um 22 Uhr. Interessanterweise war in den Nachthallen der Preis für das Konzert mit im Eintrittspreis drin: 4 Euro. Und selbst diese brauchte ich nicht zu bezahlen, weil ich vor 21 Uhr schon anwesend war. Ein großes Problem von Elektronik-Bands ist die Umsetzung der Musik vom Rechner auf die Bühne. Sehr leicht verkommt da der Auftritt zu einer ungewollten Karaoke-Show. Bei Jen und ihren Mitstreitern Raphi und Chriz ist das anders: sie legen eine sehr große Sorgfalt an den Tag, was die Umsetzung der Stücke auf die Bühne angeht. So wollen die Party und nicht einfach das runterleiern was man schon von CD kennt.
"Klein aber fein" könnte das Motto des Abends gewesen sein. Der Saal war doch recht überschaubar, nach meiner Schätzung waren so um die hundert Leute da. diese teilten sic in zwei Gruppen: der "Crowd" auf der Tanzfläche, die so richtig abgefeiert haben, und der Rest, der dem ganzen Spektakel zugesehen hat. "Spektakel" ist vielleicht etwas übertrieben, aber die Show war genau so, wie ich mir ein richtiges Konzert vorstelle: oben steht 'ne Band und rockt sich die Seele aus dem Leib und unten stehen Leute, die ordentlich mitgehen. Der Auswahl der Stücke beinhaltete schon einige Stücke vom 2008 erscheinenden Album, das voraussichtlich "bis einer heult!" heißen wird. Für mich ein kleiner Wehrmutstropfen, da deswegen wohl die Stücke "Grossstadtgeflüster" und "Liebe schmeckt so gut" auf der Strecke geblieben sind.
Sehr überraschend kam auch das Stück, auf das selbstverständlich den Saal zum Kochen brachte: "Ich muss gar nix". Hätte ich es als erstes Stück der Zugabe erwartet, kam es schon nach circa einer halben Stunde. Der Party tat das keinen Abbruch, besonders deshalb weil es als letztes Stück noch einmal gespielt wurde, dort auch nicht mehr ganz so dicht an der Album-Version, sondern mit einer frei improvisierten ersten Strophe, die dem Publikum so richtig einheizen sollte. Waren sie nach der ersten Zeile noch etwas verblüfft, gingen sie ab der zweiten Zeile wieder voll mit.
Nach dem Konzert hatte ich noch Gelegenheit die drei kurz kennenzulernen. Dabei fiel mir auf, dass Jen und Steve Naghavi etwas sehr auffälliges gemeinsam haben: sie gehen beide auf der Bühne so ab, dass man erst später bemerkt, wie klein (vom Körperbau her) sie eigentlich sind... auf der Bühne sind sie halt Riesen. Außerdem kam es zu folgendem - für mich zumindest - sehr lustigem Gespräch:
Fan: "Habt ihr CDs mitgebracht?"
Jen: "Nein, die haben die Männer in Berlin vergessen, obwohl ich sie extra deswegen noch angerufen hatte."
Fan (guckt mich an): "Und woher hast Du Deine CD?"
Ich: "Von zu hause."
Und so kam es, dass ich das einzige in Kassel signierte Exemplar von "muss laut sein" habe. :-)
Wer sich sicher ist, dass das was für ihn sein könnte, begibt sich einfach nach nächsten Samstag nach Hamburg, wie man der Konzertliste auf ihrer Webseite entnehmen kann. Wer sich noch unsicher ist, kann ja mal auf deren
MySpace-Seite vorbeigucken und sich dort einige Stücke anhören. Besonders schön finde ich, dass sie dort auch einen Aufruf stehen haben: "ab 50 Elektro-Rockern kommen wir vorbei und spielen." Und wer nicht so lange warten kann, hat die Möglichkeit sich über
Amazon Marketplace das Album direkt vom Management der Band zuschicken zu lassen, und das für günstige 10 Euro + 3 Euro Porto.
Mir bleibt hier nur noch den Lesern viel Spaß mit Grossstadtgeflüster zu wünschen. Ich hatte ihn jedenfalls.
Kommentare
Die CD rotiert im Moment heiss im Hintergrund - und lenkt manchmal von der Arbeit ab, aber hey...
"Liebe macht manchmal Flecken,
doch die geh'n wieder weg.
Vor Liebe hilft kein Verstecken.
Liebeskummer... macht Speck!"