- Gruppentherapie für Spieleprogrammierer. Da kommen nur die ganz kaputten hin.
- -- Edna, "Edna bricht aus"
- Droggelbecher!
- -- Droggelbecher, "Edna bricht aus"
Neulich las ich auf
Golem über ein neues Point'n'Click Adventure, das den alten
SCUMM Spielen von LucasArts zur Ehre gereichen soll: "
Edna bricht aus". Auch der Hinweis auf der Packung "
Von den Machern von Von den Leuten, die Monkey Island gut finden!" verspricht eigentlich schon die Sorte Humor, für die die Vorbilder dieses Spiels so geliebt werden, und dies zurecht.
Der Start ist recht einfach erklärt: Edna wacht in einer Irrenanstalt auf, in die sie nicht gehört. Schließlich fühlt sie sich komplett gesund, und auch ihr Stoffhase Harvey kann das bestätigen. Und so muss sie sich nun versuchen, auszubrechen. Zuerst einmal aus der Zelle, danach aus dem Gebäude und schließlich vom Gelände der Irrenanstalt. Abschließend muss sie noch herausfinden was überhaupt passiert ist.
Eine unwahrscheinlich geschickte Idee ist das "Tempomorphen". Um an einigen stellen weiter zu kommen, kann ihr Stoffhase die beiden in Ednas Vergangenheit bringen. Dort funktioniert das Spiel dann ein wenig anders: anstelle von Objekten, die eingesammelt und benutzt werden, gilt es dort Hinweise in Form von Assoziationen mit den im Spiel befindlichen Objekten zu sammeln.
Die Entwickler haben es geschafft, noch mehr Humor in das Erkunden der Umgebung zu packen, als dies bei den LucasArts-Adventures schon der Fall war. Es wimmelt nur so auf Anspielungen zu Manic Mansion, Monkey Island & Co. Das legendäre Kettensägenbenzin kommt gleich mehr als einmal vor. Aber da bleibt es nicht bei. Der Chef-Entwickler des Spiels hat sich auch in einer digitalen Version in das Spiel gebracht. Als Teilnehmer einer Selbsthilfegruppe für Computerspiel-Entwickler, der seine Situation hervorragend erkannt hat: "Wir alle, die wir hier sitzen sind nur Sprites in einem Spiel". Solch skurriler Humor ist wirklich an allen Ecken und Enden in diesem Spiel zu finden.
Eigentlich würde ich diesen Lobgesang gerne noch ein bisschen weiterführen, aber leider gibt es auch Schattenseiten. Wie der Entwickler in der Selbsthilfegruppe selbst gesagt hat, ist das Spiel unter hohem Zeitdruck entstanden. Ich persönlich finde, dass man das merkt, allerdings erst nachdem man mit Edna es geschafft hat, von dem Gelände der Irrenanstalt herunterzukommen. Genau an diesem Punkt fängt das Spiel an, in den Durchschnitt abzugleiten. Auffallen tut dies erst, wenn man am Ende des Spiels noch einmal über den gesamten Verlauf noch einmal reflektiert. Während des Spiels ist man dann doch zu sehr mit dem Lösen der Rätsel beschäftigt, die das ganze Spiel über eine gleich bleibende Qualität aufweisen. An einer Stelle habe ich dann doch mal in eine
Komplettlösung schielen müssen.
Mit dem Verlassen der Anstalt verlässt man auch den kindlich naiven Charme, der das Spiel eigentlich ausmacht. Alle "Verrückten" der Anstalt haben halt ihren eigene persönliche Macke, sind aber durch die Bank weg, jeder auf seine Art, sehr liebenswürdig. Verlässt Edna aber die Irrenanstalt, wird einer der Irren zum mordenden Psychopath, die Hintergründe, die sich langsam über Ednas Leben auftun sind auch nicht so niedlich und nett, wie es der sympathische Anfang verheißen ließ. Die Erklärung, wieso Edna in die Klapse kam, hatte ich schon geahnt, nachdem man die ersten Hinweise über die "Herkunft" von Edna bekommt. Allerdings hatte ich sie als "viel zu einfach und nicht skurril genug für dieses Spiel" gleich wieder verworfen. Und das Ende sieht für mich danach aus, als wären an diesem Punkt alle Ideen schon längst verbraucht worden. Es hinterlässt einen faden Beigeschmack, besonders weil es meiner Meinung nach nicht "happy" genug ist.
Technisch bleibt bei mir die Frage, warum sämtliche Sprachdateien im Wave-Format auf der Platte vorliegen. Das bläht das installierte Spiel auf über 7GB auf. Warum wurde hier nicht zum Beispiel OggVorbis verwendt? Sehr angenehm ist, dass das Spiel mit circa 30 Euro einen sehr fairen Preis aufweist, und außerdem über keinen Kopierschutz verfügt, so dass man es auch einfach mal zwischendurch spielen kann, ohne nach der DVD suchen zu müssen.
Abschließend möchte ich noch die Frage stellen, wie das Spiel eine USK-Altersfreigabe von "freigegeben ohne Altersbeschränkung" bekommen hat. Dies mag für den Teil gelten, der noch in der Anstalt spielt, für das was so gegen Ende abgeht würde ich nur eine Freigabe ab 12 Jahren erteilen. Da wird ein Priester von einem Irren gelyncht und der Irre vom Spieler in den Tod geschubst. Dies wird zwar alles nur angedeutet, die Ergebnisse sind aber doch gut sichtbar. Für Sechsjährige ist das meiner Meinung nach nun wirklich nichts, für noch jüngere erst recht nicht.
Das Fazit ist für mich, nach einmal durchspielen: ein recht gutes Spiel, welches das in den ersten zwei Dritteln vorgelegte Tempo im letzten Drittel leider nicht durchhalten kann, und so leider nicht ganz der erhoffte Knaller ist. Trotz dieses Mankos habe ich es genossen, einen Teil meines Urlaubs in dieses Spiel versenkt zu haben.
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