- Bitte geh' noch nicht, am besten gehst Du nie
Ich hab's Dir schon so oft gesagt - in meiner Fantasie - -- Die Ärzte, "Wie es geht"
Irgendwie macht ich beim schöneren Geschlecht wohl was falsch. Aber um das zu erklären muss ich wohl etwas weiter ausholen.
Ich sehe mich nicht gerade als Perfektionist, aber wenn mich eine Sache besonders interessiert, will ich sie auch gut machen. Besonders gut. Da spielen solche Sachen wie Aufwand keine wirkliche Rolle. Das gilt für z.B. Sachen, die
programmiere oder auch die T-Shirts, die ich früher (als Teenager) handgemalt habe. Ich kann nicht malen, also habe ich das Motiv fotokopiert, dabei vergrössert und mit Tesafilm von hinten gegen das T-Shirt geklebt. Danach habe ich eine Leuchtstoffröhre und eine Glasscheibe (die Türe meiner Stereoanlage) da reingeschoben, und das Ganze dann durchgepaust. Also habe ich mir im Endeffekt so etwas gebaut wie "Malen nach Zahlen", nur ohne Zahlen, und der Farbton musste mit Augenmerk zusammengemischt werden. Meistens habe ich dann nochmal einen neuen Farbtopf gekauft, der dem was ich wollte am nächsten kam, und dann die benötigte Menge, so lange mit anderen Farben versetzt, bis ich den gewünschten Farbton endlich hatte. Bei einem meiner aufwendigsten T-Shirts habe ich mal die Uhr mitlaufen lassen, da bin ich auf 40 Stunden gekommen, die ich nur am Malen war. Und nicht jedes T-Shirt gelang. Es gab (besonders am Anfang) das eine oder andere T-Shirt, wo ich einen zweiten Versuch gebraucht habe, weil z.B. ein Farbton zu weit daneben lag. Der misslungene Versuch wurde dann zu Putzlappen weiterverarbeitet oder diente als Testobjekt für Farbmischungsversuche.
Dank moderner Technik erstelle ich meine T-Shirts mittlerweile als PDF und lasse sie drucken. Worauf ich aber hinauswill ist etwas anderes. Wenn ich mir da solche Mühe gebe und bloss nichts falsch machen will, wie sieht es dann erst aus, wenn mir mal wieder bei einem abendlichen Besuch einer Tanzhalle ein weibliches Wesen besonders aufgefallen ist? Bevor ich da etwas mache, was ich als nicht wirklich gut empfinde, mache ich lieber gar nichts und hoffe darauf, dass wir uns mal wieder über den Weg laufen und ich dann eine gute Chance bekomme. Dieses Spiel kann sich, wenn wir beide häufiger uns in den gleichen Läden besuchen, über Wochen wiederholen, und irgendwann sehe "Sie" mit jemanden, mit dem sie offensichtlich zusammen ist. Wenn er dann auch noch mir vom Typus nicht unähnlich ist, könnte ich mir dann doch schon ihrkönnteuchschonvorstellenwohin beissen... Ich bekomme mit, wie sie sich an ihn schmiegt, ihn steichelt und küsst. Da kommt dann die leise Stimme im Hinterkopf, die mir sagt: "Wenn Du nicht so ein Volltrottel wärst, hättest Du das sein können." (Letztes Wochenende mal wieder passiert.)
:auer:
Vermutlich habe ich auch deshalb mal wieder nichts getan, weil der Weg dorthin ein langwieriger und komplizierter ist. Besonders wenn man es sich selbst schwer macht, weil man es ja gut machen will.
Jess Jochimsen beschreibt das in seinem Buch "
Flashendrehen oder: Der Tag an dem ich Nena zersägte" so: (das Buch kann ich übrigens - wie auch seine
Auftritte - wärmstens empfehlen)
Ich war in Mädchen A verliebt, aber Mädchen A war oft nicht auf den Feten. Mädchen B dagegen war immer auf den Feten. Auf der einen Seite sah Mädchen A natürlich unvergleichlich besser aus als Mädchen B, auf der anderen Seite war es auf den Feten dunkel. Selbstredend war Mädchen B strohdoof, trug dafür aber einen BH, den Mädchen A nicht trug, außerdem war die ja auch gar nicht da. Ich hingegen wusste: Wer einen BH trägt, hat auch einen Busen! Aha. Ich liebte Mädchen A, knutschte aber mit Mädchen B. Dachte währenddessen allerdings an Mädchen A, was ging, weil es ja dunkel war. Dazu kam, dass ich noch gar nicht wusste, wie Knutschen eigentlich ging. Es war also nur mehr als gerecht schon mal zu üben mit Mädchen B. Für Mädchen A, in das ich ja eigentlich verliebt war. Das wusste Mädchen B natürlich nicht. Die Mädchen C bis G aber wussten das alle, und die erzählten das Mädchen B noch auf der Fete. Und Mädchen B erzählte es am nächsten Schultag natürlich brühwarm Mädchen A, das wiederum meine Argumentation gar nicht so logisch fand. Es war eine schwierige Zeit.
Und die Zeiten sind seitdem nicht leichter geworden, zumindest für mich nicht. Bei mir sieht das dann ungefähr so aus: Mädchen A ist da, ebenso wie Mädchen B. Spräche ich nun Mädchen A an, und der ganze Versuch entpuppt sich als Niete, kann ich doch nicht einfach als nächstes (oder wahrscheinlich wohl eher nächste Woche oder noch später, ich brauche ja immer etwas) Mädchen B ansprechen. Das würde ja für Mädchen B so aussehen - falls sie mich vorher bemerkt hat - als würde ich jede anbaggern. Es handelt sich aber nur um zwei und eben nicht jede.
"Wenn's mir der nicht klappt, dann eben mit der nächsten." Der Grad zwischen "Kontaktfreudig" und "Notgeil" scheint dann eher doch ein recht schmaler zu sein.
Und selbst bei zweien kann man es ja immer noch so auslegen, als würde ich sie nur ansprechen, weil ich bei der anderen nicht landen konnte. Interessanterweise lege ich ein solches Mass nur für mich an. Wenn ich ein Mädchen letzte Woche habe mit jemanden rumknutschen sehen, und unterhalte mich die Woche dadrauf mit ihr, denke ich nur: "Sie hat halt an dem Abend einen zum Fallenlassen gebraucht, eventuell will sie von mir ja mehr." Meistens will sie das aber nicht, sondern eher weniger. Schade eigentlich, selbst ein bisschen Knutschen hätte mir da meist echt mal wieder gut getan.
Oder aber ich helfe einem weiblichen Wesen, dem ich mich freundschaftlich verbunden fühle, als Zuhörer in Problemfragen, versuche Ratschläge zu geben und nehme sie im Rahmen dessen in den Arm, weil ich davon überzeugt bin, dass Ihr das gut tut. Daraus wird dann ziemlich schnell ein: "Oh, und ich dachte Ihr seit zusammen."
Mein Favorit in dieser Hinsicht in den letzten zwei Jahren ist folgende Konstellation: ich lerne eine für mich sehr interessante weibliche Person kennen. Das interesse ist zunächst nur platonischer Natur, weil ich noch in einer Beziehung stecke. Diese geht aber irgendwann in die Brüche. Etwas später fällt mir dann auf, dass meine Gefühle eventuell doch nicht nur platonischer Natur sind, und versuche ihr das durch eine Menge Gesten klar zu machen. Bevor diese Gesten aber etwas zu eindeutig werden können, entzieht sie sich mir aber immer. Und später bekomme ich dann folgenden Satz zu hören: "Wir verstehen uns so gut, dass es schon Leute gibt die denken wir sind zusammen. Diese Freundschaft ist toll, nicht?" Vor meinem geistigen Auge ging die Situation dann so weiter: ich stehe auf, sage noch etwas wie: "Und Du merkst nicht, dass Ihr Denken mein Wunsch ist?" und gehe einfach. Stattdessen lächele, sage etwas nichtiges und erkenne, dass ich sollte ich je eine Chance gehabt habe, diese lange vorbei ist.
Und dann gibt's noch andere Situationen. Ich triffe einen alten Schwarm wieder und komme mit Ihr ins Gespräch über alte Zeiten. Dabei lasse ich dann irgendwann die Katze aus dem Sack, dass ich damals schrecklich verknallt in sie war. Was bekomme ich dann zu hören: "Warum hast Du nie was gesagt?". Meine Antwort darauf ist kurz, nüchtern und sachlich: "Damals warst Du frisch mit XYZ zusammen und richtig glücklich verliebt. Wenn ich etwas gesagt hätte, was hätte es gebracht ausser Problemen? Nichts!" - "Ja, stimmt auch wieder." Na immerhin habe ich damals nichts falsches gemacht.
Andere haben es da leichter: Wie ich schon berichtet habe, bin ich gerade mit dem Hörbuch zu "
Rumo & Die Wunder im Dunkeln" durch. Rumo ist ein Wolpertinger, eine Rasse aufrecht gehender Hunde mit kleinen Hörnern, die der Legende nach aus der Liebe eines verzauberten Rehkitz und eines ebenfalls verzauberten Wolfes entstanden sind. Wolpertinger sind von Natur aus ausgezeichnete Kämpfer verfügen über ein ausgezeichnetes Gehör und einen noch besseren Geruchssinn. Wenn Rumo (oder ein anderer männlicher Wolpertinger) die Augen schliesst, kann Gerüche vor seinem geistigen Auge sehen. Und über den Gerüchen wie z.B. Braun für die Schweinesule schwebt, ganz weit oben, ein dünner silberer Faden der ihn in eine bestimmte Richtung Richtung führt. Und er weiss, wenn er diesem Faden folgt und dessen Ende findet, findet er auch das Glück. Er findet das Ende des Fadens, und das ist Rala, eine Wolpertingerin. Der silberne Faden den er immer riecht, das ist die Liebe.
Er weiss, dass sie die richtige ist, und das es sich lohnt Obenwelt und Untenwelt in Bewegung zu setzen, weil am Ende das Glück auf ihn wartet. Ob ein Happy-End auch happy bleibt, erfährt man nur im richtigen Leben.
Ich beneide ihn. Zurecht, oder mache ich es mir einfach nur zu schwer?
Kommentare
Also solche ABC-Situationen sind mir durchaus bekannt, ich mag sie auch überhaupt garnich. Aber was hilfts, wenn man sich darüber ausheult kommt von Freunden eh nur der Spruch:
Jeder Topf hat einen deckel.
Nungut!
Kontaktfreude ist voll in Ordnung; und dass das *NOTGEIL* Programm zu Deinem Repertoire gehoert, traue ich Dir beim besten Willen nicht zu - schlimmer geht immer! Auf jeden Fall! Oder hast Du schon mal ein Maedel mit der Frage angemacht: "Du hattest doch bestimmt noch nie *Sex* , oder?" Aber selbst diese Frage kann von Erfolg gekroent sein...
Hoer auf eine Frau: die meisten von uns wollen von Euch Maennern erobert werden; und die Warterei kann ganz schoen lange dauern, bis der Herr der Schoepfung nun endlich mal die Initiative ergreift... ./~ Wir senden doch genug subtile Signale, oder?! Und selbst aus einer Freundschaft kann sich manchmal mehr entwickeln... das kommt gar nicht sooo selten vor ;-) Dann musst Du Dich nach 10 Jahren nicht rechtfertigen, warum Du nix gesagt hast. Man kann ueber alles reden, und wenn Frau sich halt nicht 'mehr' vorstellen kann, sollte sie so klug sein und das auch sagen. Tut sie's nicht, sondern wird irgendwann ausweichend und geht Dir aus dem Weg, weisst Du auch, dass es nicht klappt - dann war sie aber eh zu uncharmant!
Und ueberhaupt: humorvoll-charmant finden die meisten Frauen immer gut. Mann muss sich nicht in AXE huellen und Cola light ueber das Hemd kippen - obwohl das natuerlich ganz miese Tricks sind, die bei uns ein paar Sicherungen durchbrennen lassen; ist ja richtig :goat:
Nich' aufgeben, die Welt bietet eine Riesenauswahl!