- I've got a Robotron down in my basement, and it's like every now and then I've got to go down and kick it's butt.
- -- Eugene Jarvis (creator of Defender, Robotron and others)
Nachdem ich nun schon
berichtet habe, wie ich zu meinem Arcade-Cabinet gekommen bin, geht es nun weiter. Denn die Geschichte endet natürlich nicht damit, dass der Holzkasten aufgestellt wurde. Da ging es dann erst richtig los.
Als erstes verfolgte ich zwei Ziele: zum Einen wollte ich noch ein paar Spiel-Platinen besorgen, zum Anderen wollte ich meine Playstation (eins, damals hatte sie noch keine
Nummer) einbauen, und zwar so, dass ich sie bei Lust und Laune auch noch an einem normalen Fernseher / Monitor betreiben kann.
Ich hatte über ebay drei weitere Platinen erstanden:
Contra,
Gals Panic und
Cabal. Ich achtete darauf, dass diese nicht in irgendwelchen Arcade-Compilations für die Playstation erhältlich waren und dass man sie zu zweit gleichzeitig spielen konnte. Es war ganz nett, aber das Verhältnis vom Preis zur Leistung war dann doch zu hoch, zumal eine Platine (auch heute immer noch) so ca. 30 uro kostet, wahlweise - je nach Spiel - auch gerne mehr, viel mehr.
Da es aber für die Playstation mehrere gute Arcade-Compilations gab, wollte ich meine Playstation auch in der Arcade benutzen. Zwei Controller wurden geopfert, geöffnet und die Kontakte von meinem Vater (nicht nur patent, sondern er kann auch besser löten als ich) mit einer austauschbaren Kontaktplatine für die Arcade verbunden. Nun hat ein einzelner Playstation-Controller vier Richtungen und zehn (als Zahl: 10!) weitere Knöpfe inklusive Start und Select. Also ersann ich mir so etwas wie ein Patchfeld auf dem dann die einzelnen Buttons der Arcade auf die entsprechenden Funktionen eines der beiden Controller gelegt werden konnte. Das ganze funktionierte gut, und ich hatte über Jahre hinweg damit Freude beim Zocken.
Doch irgendwann war auch dass nicht genug. Ich wollte MAME, so viele Spiele wie möglich in nur einem einzigen Kasten zocken. Nach einiger Überlegung entschied ich mich dafür, ein Sega Dreamcast für MAME einzubauen. Das Gerät war billig zu beschaffen, viel billiger als ein PC, und es gab eine MAME Portierung. Passt doch. Nein, passte leider nicht. Die Controller sind noch komplexer als die der Playstation, so dass mein Patchfeld noch grösser hätte werden müssen. Die Portierung von MAME reicht zwar zum Spielen am Fernseher, aber das Menü ist zu umständlich zu bedienen, um es wirklich ernsthaft im Cabinet einsetzen zu können. Das Vorhaben wurde gestrichen, für's Erste ersatzlos. Trotz allem habe ich den Kauf dieser Console bis heute nicht bereut, schon alleine wegen
Soul Calibur.
Gestrichen wurde die Aktion "MAME in der Arcade" aber eben nur für's Erste ersatzlos. Der Ersatz rollte dann irgendwann an, als ich meinen Server aufgerüstet habe und dort ein AT-Mainboard mit einem K6-2/500 "abfiel". Das größte Problem war: wie bekomme ich meinen Input von den Joysticks und den Tasten in den PC?
Die erste Idee war: schlachten wir ein Keyboard und bauen da ein bischen was drum. Das funktionierte auch - theoretisch. In der gelöteten Version kam nur leider nichts an. Nach einiger Suche im Internet fand ich dann den
KeyWiz, der eigentlich genau das konnte, was ich haben wollte und sogar noch ein bisschen mehr. Das Problem war nur, den Kram zu ordern, da man dafür eine Kreditkarte braucht, zumindest wenn man von Deutschland aus ordert, denn das Gerät kommt aus der Gegend von New York. Mein Kommilitone und Kollege aus dem
Rechenzentrum der Uni Hildesheim, in dem ich zu diesem Zeitpunkt arbeitete, konnte mir da aushelfen. Nach etwas warten kam das Teil an. Endlich konnte das Gerät gebaut werden. Ja! So hatte ich mir das vorgestellt. Leider hauchte der KeyWiz in viel zu kurzer Zeit bei einem Bastelversuch sein Leben aus. Nun hatte ich also wieder das alte Problem: keine Kreditkarte. Da hat mir dann meine damalige Freundin ausgeholfen. Also war auch das Problem irgendwann beseitigt. Glücklicherweise verfüge ich mittlerweile über eine eigene Kreditkarte, damit hat sich dieses Problem erstmal erledigt.
Als Massenspeicher wählte ich eine CompactFlash Karte, die über einen CF-IDE Adapter wie eine normale Festplatte angeschlossen werden kann, so kann ich neue ROMs einfach über einen anderen Rechner da drauf kopieren. Blieb nur noch die Wahl der Softwareumgebung, wie Betriebssystem , MAME Version und Programm zur ROM Auswahl. Beim Betriebssystem entschied ich mich für gar keins und nahm DOS. Nach verschiedenen Versuchen habe ich mich dann für
FreeDOS entschieden, hauptsächlich weil es kostenlos ist und immer noch weiterentwickelt wird. Beim MAME fiel die Wahl auf die letzte Version, die mit spezieller K6-Optimierung compiliert wurde: 0.37 beta 14. Sie kann alle Spiele, die für mich interessant sind, und braucht weniger Systemressourcen als aktuelle DOS Versionen von MAME. Als Frontend wurde dann ArcadeOS verwendet, besonders weil es sowohl hochkant als auch quer betrieben werden kann. Falls sich jemand von dieser Beschreibung noch nicht genug gelangweilt fühlt, und sich selbst auch so etwas bauen möchte, kann er mich ruhig per Email fragen, dann gibt noch mehr Tipps. Und in dieser Konstellation läuft die Arcade heute immer noch, nur dass die ursprüngliche CF-Karte erste Ausfallerscheinungen gezeigt hat, und ich sie durch eine andere - doppelt so große (256MB) - ersetzt habe.
Neben diesen - mittlerweile doch eher ideellen - inneren Werten gibt es auch noch materielle: ich habe den 1 DM Münzprüfer so verbogen, dass er jetzt auch 50 Cent Stücke nimmt. Der Impulsgeber wurde so eingestellt, dass es für diese 50 Cent 3 Credits gibt. Das lohnt sich, dieses Preis- / Leistungs-Verhältnis ist so gut, dass ich immer die 50 Cent Stücke aus meinem Portmonnaie nehme, damit ich Geld zum Daddeln habe. Und in den Jahren seit der Euro-Einführung hat sich doch ein bisschen angesammelt, so dass im Geldsäckchen am Ende des Münzprüfers doch so einiges zusammengekommen ist. Links sieht man mal die Münzen auf einem Haufen, rechts diese Münzen dann mal ordentlich sortiert: 250 Stück, das macht 125 Euro. Ich glaube, ich habe das coolste Sparschwein der Welt.
Kommentare