- Suche nichts zu verbergen, denn die Zeit, die alles sieht und hört, deckt es doch auf.
- -- Sophokles, Fragmente, 280
Über die Aussage "
Ich habe doch nichts zu verbergen" hat sich mein Kollege hier ja schon einmal etwas länger ausgelassen.
Heute möchte ich aus gegebenen Anlass den Spieß mal umdrehen, und dabei noch gleich einmal einen
Keksdose-Award vergeben. Der geht heute an Skype (
wieder mal) dafür, dass sie bei der Benutzung des gleichnamigen Windows-Clienten das BIOS des Rechners
auslesen. Die Meinungen über die Schwere dieses Vergehens gehen
auseinander. Ich finde es besonders heftig, dass es bis jetzt noch keine Stellungnahme von Skype dazu gibt. Wieso nicht? Haben die etwas zu verbergen?
Das ist sowieso die Frage, die mir bei der meisten Closed-Source Software durch den Kopf geht. Und in vielen Fällen komme ich zu der Auffassung: ja, sie haben etwas zu verbergen! Im besten Fall haben sie zu verbergen mit welch schlechter Software sie Geld verdienen. Das nennt man dann wohl meist "Geschäftsgeheimnisse". Wobei die Angst vor der Konkurrenz ja mittlerweile krasse Züge annimmt. Ich habe mich ja schon mal zu meinen
Problemen ausgelassen, was die Treiber aktueller Grafikkarten für Linux angeht. Mittlerweile habe ich aufgegeben, das was ich suche (Xinerama, 3D und Stabilität) gibt es einfach nicht. Nach einiger Recherche zu dem Thema bin ich zu der Meinung gelangt, dass es aus dem Grund keine Open-Source Treiber für Linux gibt, weil dann die Konkurrenz mit dem Klagen anfängt.
Das will ich nochmal etwas weiter ausführen: es gibt mittlerweile nur noch zwei Hersteller, die sich quasi den Markt für Grafikkarten teilen, nVidia und AMD/ATI. Klar gibt es noch Intel, Matrox oder auch sogar noch Reste von S3, aber diese bedienen nur noch Nischen des Marktes, welche im Fall von Intel (Onboard-Grafik) gar nicht mal so klein sind. Dennoch hat man im Laden eigentlich nur noch die Wahl zwischen nVidia oder AMD/ATI. Nun versucht natürlich jeder der beiden sein geistiges Eigentum so gut zu schützen, wie es nur geht, und lässt sich für jeden Scheiß Patente ausstellen. Und bei Patenten schützt Unwissenheit nicht vor Klage. Wenn also zwei Leute etwas fast zeitgleich entwickeln, und der erste sein Patent dafür erhalten hat, kann der andere seine Arbeit einstampfen, Lizenzen zahlen oder vor Gericht gehen. Gerade letzteres kostet nicht nur viel Geld, sondern ist auch noch von ungewissem Ausgang. Da bleibt aber noch eine weitere Option: man sagt keinem, dass dort etwas drin ist, worauf ein anderer ein Patent hält. Natürlich versucht man auch ein Analysieren durch andere so schwer wie möglich zu machen, und das ist bei Open-Source natürlich nicht wirklich möglich.
Oder kurz gesagt, wer auch immer von den Beiden zuerst seine Treiber als Open-Source zur Verfügung stellen würde, kann davon ausgehen, vom Anderen verklagt zu werden. Toll, genau dafür wurde das Patentwesen ja mal geschaffen. Oder auch nicht, es war eigentlich mal dazu gedacht, dass ein kleiner Erfinder sich dagegen wehren konnte, das ein Konzern sich ohne Gegenleistung seine Erfindung aneignet.
Es gibt eine Menge zu verbergen. Lasst es uns angehen, schließlich können Leute, die es zu so viel Geld gebracht haben nicht irren.
P.S.: Ja, ja. Ich bin mächtig gewaltig abgeschweift, aber das wollte immer schon mal raus.
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