- Geld macht nicht glücklich, aber schrecklich reich
- -- Felix DeLuxe, "Mädchen von ganz oben"
Ich kann mich noch daran erinnern, als ich gerade erst Teenager geworden war, da war das Geld zwar im Großen vorhanden, meine Eltern sorgten gut für mich, aber im Kleinen da hätte ich doch gerne die eine oder andere Mark mehr gehabt, zum Beispiel für ein Eis extra.
Also wurde zum Beispiel beim Einkaufen sehr darauf geachtet, dass in den Einkaufswagen auch ja kein Geld übersehen wurde, dass andere Leute vergessen hatten.
Mittlerweile habe ich das nicht mehr nötig. Mein Geld reicht mir im Großen genauso wie im Kleinen. Also kann ich es mir auch gut leisten, wenn man sich beim Einkauf zu meinen Gunsten verrechnet, auf den Fehler aufmerksam zu machen. Und bei den Einkaufswagen brauche ich auch nicht mehr zu schielen, ob da noch Geld drin steckt. Es ist überhaupt
bemerkenswert, für wie viele
Geschichten so ein einfacher
Einkaufswagen gut ist.
Letzten Samstag hat ein neuer Aldi bei mir um die Ecke aufgemacht. Endlich! Das hatte mir hier immer noch gefehlt, somit fällt wieder ein bisschen Fahrerei flach. Außerdem liegt er genau auf der Weg zu Arbeit und zurück. Jedenfalls wollte ich es mir nicht nehmen lassen, mir den Laden am Tag der Eröffnung anzusehen.
Aber an diesem Samstag kam ich einfach nicht in Gang, und habe fast den gesamten Tag nur "rumgefault". Um 19 Uhr konnte ich mich dann doch endlich aufraffen, gerade noch rechtzeitig. Immerhin hatte ich genug Leergut, so dass ich einen Einkaufswagen brauchte. Also kramte ich mein Portmonee nach einer entsprechenden Münze durch, wurde fündig und stutzte. In dem Wagen war schon eine Münze: ein Euro.
Schnell sah ich mich um, ob der ehemalige Inhaber des Wagens noch in Reichweite ist, aber: Fehlanzeige, ich war allein. Also gut, dann eben nicht, und so ließ ich die Münze wo sie war, packte meine zurück ins Portmonee, schnappte mir den Wagen und trottete ich los, in Richtung "Einwegflaschen-Rückgabe". Ist das nicht schon ein Widerspruch in sich? "Einweg" und "zurückgeben"? Egal.
Ich finde den Kasten, der diese Aufgabe erledigt toll. Würde es noch Dalli-Dalli geben, da bin ich mir sicher, hätte es kurz vor der Einführung dieser Automaten ein Spiel gegeben, welches der legendäre Hans Rosenthal wohl ungefähr so angekündigt hätte: "Demnächst kommen im Rahmen der Einwegpfand-Reform neue Automaten für die Rücknahme in den Handel. Wir haben uns mal eine solche Maschine ausgeliehen, und die Aufgabe für unsere Kandidaten ist: versuchen sie, so viele Flaschen wie möglich innerhalb von 45 Sekunden zurückzugeben. Dalli-Dalli!" Denn genau so fühle ich mich jedes einzelne Mal, wenn ich an diesem Automaten vom Siemens-Nixdorf stehe: wie ein Kandidat bei Dalli-Dalli. Was aber auch daran liegen mag, dass ich mein Pfand so lange sammele, bis ich in dem zweistelligen Euro Bereich angekommen bin. Ist nicht wirklich Absicht, eher Faulheit, aber Spaß ist es trotzdem.
Der Rest der Einkäufe verlief unspektakulär. Ich packte meine Einkäufe schon an der Kasse in meine Faltkiste, die schon das Leergut beherbergte, und zwar so, dass ich den Einkaufswagen schon beim Verlassen des Aldimarktes wieder zurückstellen konnte, ohne damit extra noch bis zum Auto zu müssen. Damit ich ihn richtig parken konnte, stellte ich meine Kiste oben auf den anderen Einkaufswagen ab... und stutzte... und stutzte nochmal...
Wieso war da schon wieder ein Euro in genau dem Einkaufswagen, in den ich meinen rein schieben wollte? Wo bin ich hier gelandet? Jedenfalls spule ich das gleiche Ritual von eben ab: umgucken, ob der Inhaber nicht doch noch irgendwo aufzufinden ist... und ob hier irgendwo eine versteckte Kamera ist. Nun ist das in den heutigen Zeiten der Überwachung gar nicht mehr so einfach festzustellen, aber finden konnte ich trotzdem nichts.
Ich habe jedenfalls beschlossen, diese beiden Münzen nicht einfach so leichtfertig auszugeben. Mal sehen, was mir dazu als weiterführende Verwendungsmöglichkeit so einfällt.
Und bevor ich es vergesse: ich wollte noch kurz auf die Sache mit dem Extra-Eis von oben zurückkommen. Eine der tollen Sachen am Erwachsen sein ist, dass man jetzt mehr eigene Regeln machen kann. Sagten früher die Eltern: "Du mußt Dich entscheiden, das eine oder das andere Eis", so kaufe ich heute einfach beide!
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