- Paradox ist, wenn einer sich im Handumdrehen den Fuß bricht.
- -- Heinz Erhardt
Ich versuche ja mich Gefühlen wie zum Beispiel Häme so gut es geht zu verschießen. Mittlerweile hebe ich sie mir für ganz besondere Gelegenheiten auf. Heute war so eine. Seit Jahren fahren sie eine Politik im Stile von:
- Wir nehmen einen Standard um zu anderen kompatibel zu sein.
- Danach "erweitern" wir den Standard und dann können wir zwar mit dem "Rest" reden, der aber nicht mit uns.
- Jetzt müssen "alle" unsere Produkte verwenden.
Besonders bunt treiben sie es bei ihrem neuen Dateiformat für ihren Officekrams "OOXML". Da sind sie nicht mal wirklich zu dem kompatibel, was sie selbst bei der ISO eingereicht haben. Leider habe ich den original Link, unter dem ich das gelesen hatte nicht mehr, aber beim Googlen fand ich zum Beispiel
das hier. Aber darum soll es im folgenden gar nicht gehen, sondern um HTML.
Genauer gesagt, um das was der Microsofts Internet Explorer daraus macht. Denn wieder einmal haben sie sich die Spezifikation nur als groben Anhaltspunkt genommen, und die Details nach den eigenen Vorstellungen gestaltet. Das ging so bis zur Version 6.0, dann hat Microsoft beschlossen, dass ihnen der Markt gehört, und an dem Produkt nicht mehr weiter gearbeitet werden muss. Das Team wurde aufgelöst und das war's dann.
Allerdings haben andere, allen voran Mozilla mit ihrem Firefox soviel Marktanteile aufgeholt, dass sie eine echte Bedrohung für den Internet Explorer geworden sind. Deshalb wurde dann doch ein neuer Internet Explorer aus der Taufe gehoben. Doch der Zug war schon so weit abgefahren, dass auch Microsoft jetzt penibler auf die Einhaltung von Webstandards achten muss, weil sie sonst Gefahr laufen technisch so weit ins Hintertreffen zu gelangen, dass sie von allen, aber auch wirklich allen, ausgelacht werden, und das auch noch zu recht.
Also steht jetzt der Prediger Microsoft vor der Gemeinde um muss eingestehen, dass seine Philosophie "mein Weg ist der richtige und alle anderen haben ja überhaupt keine Ahnung" falsch war. Und das schönste ist, er muss auch noch zu sehen, wie er die Leiche im Keller los wird. Die Leiche mit dem Schild "diese Webseite wurde für den Internet Explorer 6 optimiert" dran. Denn die Probleme, die andere schon vor Jahren hatten, nämlich: "wie bringt man der eigenen Layout-Engine bei auch den Microsoft-Scheiß halbwegs vernünftig zu rendern?" holen sie jetzt mit ganz großen Schritten ein, wie man schön bei Golem
nachlesen kann. Die jetzt vorgeschlagene Lösung ist wahrlich nur einem echten Microsoft würdig: wir schreiben einfach in die Webseite rein, dass sie eigentlich für einen IE 6 gedacht ist.
Besonders schön in diesem Artikel finde ich den Satz: "
Damit will der Konzern verhindern, dass vor allem Durchschnittsanwender Microsoft die Schuld für das Versagen des Internet Explorer zuschieben." Das ist für mich die maximale Ironie. Microsoft fürchtet, dass sie von den Durchschnittsnutzern abgestraft werden, weil sie sich dadurch, dass sie sich endlich lieb an die Webstandards halten Seiten aus ihren "bösen" Zeiten hässlich darstellen. Da wird
Paulus für die Sünden von
Saulus bestraft. Wenn das saulus'sche Verhalten nicht immer noch gängige Geschäftspraxis von Microsoft wäre, könnten sie mir fast ein wenig leid tun...
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