- Jeder weiß, dass "nett" die lächelnde Schwester von "scheiße" ist.
- -- Flix, Seitenwechsel #46
Für mich war die Nachfolge meines ersten Eee PCs mit dem Modell 901/Linux doch recht klar. Das Problem war nur: er war - und ist auch immer noch - in dieser Konstellation nicht in Europa erhältlich. Hier gibt es ihn nur mit Windows XP Home. Für die treue Linux-Gemeinde, die sich um den 701er gebildet hat, gibt es hierzulande ein "Sondermodell": den 900A. Dabei handelt es sich um einen Zwitter aus 900 und 901: vom 901 hat er den Prozessor und den Chipsatz bekommen, der Rest ist vom 900er, welcher noch von einem Celeron M 353 angetrieben wird. Besonders stark fällt das Zwitterwesen beim Akku auf. Die Form und Kapazität kommt vom 900, die Anschlüsse sind aber wiederum vom 901. Das bedeutet, dass es recht unwahrscheinlich ist, dass ein Zubehöranbieter einen "größeren" auf den Markt werden wird. So ist man also mit den 4.4Ah "gestraft", wo der 901 mit satten 6.6Ah aufwarten kann. Auch ansonsten wird die Hardware etwas "zusammengestrichen": die Webcam des 900A hat nur circa ein Viertel der Auflösung des "großen Bruders", und auf Bluetooth wurde gleich komplett verzichtet. Aufgrund dieser Einschränkungen nannte ich das Gerät immer nur herablassend "das Feigenblatt".
Aber stimmt das wirklich? Zumindest ist seitdem einiges passiert: ich habe es geschafft, mir den gewünschten Eee PC 901 von einem Kollegen aus den USA mitbringen zu lassen. Für mich ist es das Mini-Notebook, dass ich immer haben wollte, und nun auch ziemlich häufig dabei habe. Als neulich der DVD Player an meinem Bett sich so langsam in seine Bestandteile aufgelöst hat, habe ich mir ein kleines DVD-ROM besorgt, um mit dem Eee PC dann auch DVDs zu gucken. Die Software dazu war unter dem ausgelieferten Linux vorinstalliert. Eine deutlich bessere Ton- und Bildqualität war der Lohn dieses Unterfangens. Nun hatte ich noch eine Verwendung mehr für meinen Eee PC. Der war dann mittlerweile so omnipräsent, dass ich nun schon selbst in der Wohnung von einem Ort zum anderen geschleppt habe. Zu diesem Zeitpunkt fiel mir auf, dass der Preis des 900A so stark gefallen ist, dass er als Zweigerät für Experimente à la "wie läuft denn dieses oder jenes Betriebssystem auf einem Kleinstrechner"? Als netten Nebeneffekt hätte ich dann außerdem noch den DVD Player für's Bett, wenn ich mal nicht am Basteln bin.
Also wurde aus einer Laune heraus das Gerät für den unglaublich charmanten Preis von 222 Euro bei Amazon bestellt, denn man braucht ja auch im Urlaub Betätigungsfelder. Nachdem ich nun zwei Wochen lang an dem Teil herumgebastelt habe, kann ich sagen, dass mich die Mankos mit der Webcam, dem fehlenden Bluetooth und des kleineren Akkus nicht weiter stören. Dies ist aber dem Anwendungsbereich des Gerätes geschuldet, mittlerweile betreibe ich das Gerät meistens ohne Akku. Wäre die Konstellation allerdings so bei meinem 901, würde es mich schon ärgern.
Dafür konnte ich noch andere Kritikpunkte ausmachen, die aber auch allesamt bekannt sind. Die Tastatur ist nicht so schön, wie bei meinem 901. Dies liegt aber laut meiner Recherche im Internet nicht am Gerät, sondern am Layout. Die deutschen Tastaturen sind halt ein wenig klappriger als die US Pendants, unabhängig vom Gerät. Und die SSD ist schnarchlahm. Die anderen Eee PCs werden mit zwei SSDs ausgeliefert: eine schnellen, die auf dem Mainboard verlötet ist, und einer langsamen, die über einen Steckplatz hinter der Klappe an der Rückseite des Geräts eingebunden ist. Beim Lowcost-Modell 900A wurde nun die schnelle primäre weggelassen, und die langsame sekundäre übernimmt deren Aufgabe. Die Folge: selbst mit Feintuning läuft Windows XP schmerzhaft langsam, wenn es in einer NTFS Partition installiert wurde; erst wenn man FAT32 als Dateisystem verwendet, kann man das System als "nutzbar" bezeichnen. Abhilfe kann hier auch der Ersatz der SSD bringen, welche mit circa 70$ für 16GB zu buche schlägt.
Nun zurück zur eingangs gestellten Frage: "Eee PC 900A - Schnäppchen oder Feigenblatt?"
Die zutreffenste Antwort wäre wohl: beides. Für das relativ wenige Geld bekommt man ein recht anständiges Gerät geboten. Kleinere Abstriche müssen aufgrund des günstigen Preises gemacht werden, einzig die langsame SSD kann man nicht lächelnd verschmerzen. Der 901 mit Linux hat lange auf sich warten lassen, es gibt ihn in Deutschland auch nur als 901GO, der ein UMTS-Modem statt einem Bluetooth Adapter eingebaut hat. Unterm Strich habe ich für mich wohl die beiden idealen Geräte für meine Anwendungsfälle im Bereich Mini-Notebooks gefunden: eins zum Arbeiten (901) und eins zum rumspielen (900A).
Meine schnellere SSD für den 900A ist irgendwo auf dem Postweg von oder nach USA. Wenn sie eingetroffen ist, gibt es noch einen Nachtrag.
Und noch einen Nachtrag habe ich: momentan liegt der Eee PC 901 in Deutschland bei 275-280 Euro, der 900A bei 235-260 Euro (Preise bei Amazon, jeweils von der Farbe abhängig). Bei dieser kleinen Preisdifferenz muss ich aber ganz klar den 901 empfehlen.
Kommentare
Find ich echt voll unfair! grummel brummel
Aber. In D gibt's den 901 nicht mit Linux. Wo bleibt denn da die Gerechtigkeit?! Sauerei.