- "Man fragt sich ob man das noch erlebt."
"Was denn?"
"Eine Zeit in der Tapferkeit nichts mit töten zu tun hat." - -- Jakob und Adele, "Oben und unten"
Gestern ist das passiert, wovor und die Politiker und Schützenvereinsvorsitzende in diesem Lande schon seit Jahren gewarnt haben: ein Killerspiel-Spieler lief Amok. Er hatte es einfach satt das Töten immer nur simuliert zu erleben. "Außerdem sind die Gegner jedes Mal wieder an der selben Stelle, wenn der Level neu geladen wird." In seinem Lieblingsforum "hier-sind-nur-psychisch-beknackte-unterwegs.de" kündigte er sein Vorhaben an. Er werde der erste Amokläufer sein, der sich ganz klar zu den Killerspielen bekennt, schließlich hat er dort über Jahre hinweg trainiert. Und jetzt wo ihm niemand mehr bei
House Of The Dead,
Counter-Strike,
World Of Warcraft,
Pac-Man,
Tetris und
Minesweeper mehr das Wasser reichen kann, müsse er einfach neue Herausforderungen suchen. Das "RL" von dem er schon so viel gehört hat, dieses "Real Life" sollte ihm doch genug davon bieten können.
Bewaffnet mit einer Lichtpistole einer Videospiel-Konsole und einer Maus mit extrem hoher Auflösung sowie zwei Joypads zog er nun gestern los, um der Gesellschaft endlich das zu geben, was sie so dringend braucht: eins auf die Fresse und einen Sündenbock. So zog er los zum nächsten Einkaufszentrum, denn diese Szenarien haben ihm auch in seinen Spielen am besten gefallen, außerdem gibt es dort immer genug Ziele. Als er beim Betreten des Einkaufszentrums lauthals verkündete, dass jeder noch 15 Sekunden zum Einkaufen habe und das Spiel dann losgehe, erntete er nur vereinzelte verstörte Blicke. Die meisten anderen ignorierten ihn einfach nur. Zurecht, wie sich rausstellen sollte, denn weder konnte er mit der Maus zielen, noch zeigte auch nur ein Passant eine Reaktion auf seine Lichtpistole.
Langsam dämmerte ihm, dass er den Begriff "Killerspiele" total missverstanden haben muss. So stürmte er in die Computerspieleabteilung eines dort ansässigen Elektronikfachhandels und fing an, die anderen Kunden mit "Killerspielen" zu bewerfen. Aber auch so konnte er, trotz einiger Treffen, keinen einzigen Kill erreichen. Interessanterweise zeigten seine Opfer die gleichen Reaktionen, egal ob sie mit "
Singstar" oder "
GTA IV" beworfen wurden. Aber gerade letzteres soll doch ein extremes Killerspiel sein, und ersteres ist auch für Kinder geeignet.
Leider gelang es ihm nicht,
wie einem anderen Zeitgenossen, die Polizei mit seiner Lichtpistole in Schach zu halten. Die brauchte gar nicht zu kommen. Der Sicherheitsdienst des Elektronikmarktes hat den selbsterkorenen Amokläufer einfach rausgeworfen und Hausverbot erteilt. Passanten geben sein erstes Statement nach der Aktion mit "Och menno!" wieder.
Und abschließend möchte ich noch einmal ganz klar festgehalten wissen:
nicht Killerspiel-Spieler bringen Menschen um, sondern Leute, die im Umgang mit Waffen geschult wurden.
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