- Gib einen alten Freund nicht auf; denn du weißt nicht, was du am neuen hast.
- -- Jesus Sirach, [Ecclesiasticus], apokryphisches Buch zum alten Testament
Ich habe hier ja schon mal durchblicken lassen, dass ich mich bei Computern gerne auch mit dem Bereich "Virtualisierung" auseinandersetze. Dort gibt es seit längerem eine langsame Verschiebung des Einsatzgebietes. Gerade zum Anfang war es am faszinierendsten, auf einem Computer zwei Welten zu vereinen, die so einfach nicht zu vereinen waren: unter Linux lief ein Programm, in dem ein kompletter Computer simuliert wurde, welcher dann wiederum Windows, DOS oder ein ganz anderes System laufen lies. Das war damals schon echt beeindruckend, weil so etwas ursprünglich nicht vorgesehen war.
Mittlerweile werden Prozessoren schon daraufhin optimiert, dass sich möglichst mehrere virtuelle Computer nebeneinander laufen lassen können. Die ganze Magie der "alten Tage" ist dahin, und es ist ein recht hartes Business geworden, in dem mehrere Closed Source und Open Source Projekte um eine signifikante Marktrelevanz kämpfen. Schade nur, dass so ziemlich jede Entwicklung eine der Kernkompetenzen der Virtualiserung aus den Augen verloren hat: das Stichwort dazu heißt "Legacy". Dabei geht es darum, dass es Anwendungsfälle gibt, bei denen man zum Beispiel darauf angewiesen ist, Software und DOS oder einem wirklich alten Windows laufen zu lassen. Das beste Beispiel hierfür sind Spiele. Ich hatte mir zum Beispiel
Resident Evil 2 mal für den PC nachgekauft, um für eine Runde nicht extra meine Playstation aus der Versenkung holen zu müssen. Außerdem hätte ich mal wieder Lust "Queen - The Eye" zu spielen. Das Spielprinzip selbst ist zwar nicht so toll, aber die Szenarien und die Musik sind schon beeindruckend.
Gerade die Unterstützung von DOS ist meines Wissens nach bei jedem Virtualisierer eingestellt worden. Im besten Fall heißt es: die alten Tools unter DOS werden nicht mehr mit ausgeliefert und unterstützt, sollten aber noch funktionieren. Leider werden die Tools aber nur mit den alten Versionen des Programms ausgeliefert, und sind nicht einzeln erhältlich. Um an die Tools zu kommen, muss man also einigen Aufwand betreiben. Spaß an der Sache habe ich mir da immer anders vorgestellt.
Die Krönung der Unbenutzbarkeit ist für mich aber der VMware Server geworden: Version 1 war perfekt, konnte damit alles machen, um irgendwelche Sachen testen zu können. Bei Version 2 sollte alles "Enterprise" werden: um ein bisschen Virtualisierung machen zu können wird ein Apache Tomcat Server Installiert, in dem dann die Management-Software läuft. Läuft ist dabei wohl auch das falsche Wort. Kriecht trifft es wohl eher. Und das, obwohl noch ein Plugin nötig ist, um überhaupt den Server richtig nutzen zu können. Damit ist das Argument der "Plattformunabhängigkeit durch Web" auch hin, denn ob ich nun den Client als Applikation oder ihn als Plugin installieren muss, das ist im Endeffekt egal.
Aber es gibt auch gutes zu berichten: der qemu verfolgt einen sehr interessanten Ansatz, wie die Virtualisierung aufgesetzt ist: sie ist modularisiert. So kann zum Beispiel die CPU statt der Hardware des Wirtssystems auch eine in Software programmierte sein. Und so kann man auf einmal auf seinem PC nicht nur Code für die X86-Familie laufen lassen, sondern auch welchen für ARM, PowerPC, MIPS oder auch SPARC. Das ist besonders für den Bereich der Embedded-Entwicklung interessant. So muss man sich für einen ersten Einstieg nicht sofort Hardware besorgen. Da ich mich demnächst mehr mit dem Linux auf ARM Systemen auseinandersetzen wollte, ist das natürlich ein willkommener Einstieg.
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