- Der [Versuch] ist ungefähr so erfolgversprechend, als wolle man seine Steuerschulden mit einem Lottoschein bezahlen.
- -- Kollege Ecki
Gelegentlich geistern Themen durch die Blogs. Einer hat was gefunden, und viele andere geben ihren Senf dazu. Eines dieser Themen ist im Moment der Web-Filter
jugendschutzprogramm.de, oder kurz Jusprog. Leute die mit "Erwachsenenangeboten" (also mit sexuellen Inhalten im Internet) ihren Lebensunterhalt verdienen, haben eine gemeinnützige Organisation ins Leben gerufen, die sich dem Jugendschutz verschrieben hat. Auch wenn es gut gemeint sein mag, so macht das Angebot doch einen mehr als zweifelhaften Eindruck, wenn sechs der sieben Unterstützer (siehe "powered by" auf der Startseite) eindeutig selbst auf dem Filter landen. Das ist ja fast so, als würde sich der Papst dafür aussprechen das freie Poppen zu reglementieren... äh, Moooment, schlechter Vergleich.
Man kann Seiten zur Einordnung vorschlagen. Dieses Blog ist zum Beispiel "Standard gesperrt", was für mich bedeutet "ab 18 aber ohne zu erklären warum". Nein, das ist diesmal ausnahmsweise nicht polemisch gemeint. Ich habe mich auf deren Webseite umgesehen und keine Hinweise gefunden, nach welchen Kriterien das "Team" die Seiten bewertet. Die Ergebnisse lassen absolut keinen Determinismus erkennen.
fefe hat die Willkür mal recht anschaulich anhand der Parteien umrissen.
Der Dwarslöper ist übrigens auch drauf, und der bleibt ja in seiner Wortwahl - im Gegensatz zu mir - immer sauber, so dass ich es dort noch weniger verstehe als bei mir. Der Nachtwächter hat statt der 18er-Freigabe es "nur" zu einer
14er-Freigabe gebracht.
Also habe ich mir mal den Spaß gemacht, und den Filter auf einem Testsystem installiert, und versucht, auf fefe's Seite, die - ebenso wie dieses Blog - als "Standard gesperrt" eingeordnet wurde, zu kommen. Die Google Suche aufgerufen, und dort dann die Seite im Google-Cache gelesen. Kein Problem, und Google wird als "unbedenklich" eingestuft, und
picidae.net (siehe "
Zensur geschickt umgegangen") wird ebenfalls nicht gefiltert. Somit ist der Filter faktisch wirkungslos.
Besonders interessant finde ich aber, dass jede URL, die aufgerufen wird an den Server von Jusprog geht, um nach der Einstufung der Seite zu fragen. Hallo? Merkt es da noch jemand? Da können Leute nun anhand der IP-Adresse des Anfragenden und der ständigen Anfragen ein prima Surfprofil von den Leuten erstellen. Da fehlt eigentlich nur noch eine eindeutige ID um den Benutzer auch nach der Vergabe einer neuen IP-Adresse "wiederzufinden", welche aber anscheinend fehlt.
Da stellt sich mir doch echt die Frage: warum macht jemand so etwas? Soll das eine Art Alibi-Projekt der Online-Adult-Industrie sein? So nach dem Motto: wir machen zwar unser Geld mit Pornos, aber nicht zu lasten der Kinder? Und natürlich drängt sich auch noch eine weitere Frage auf: wer nutzt ein solch schlechtes Programm? Meiner Vermutung nach sind es die selben Eltern, die ihre Kinder am Samstag morgen vor den Zeichentrickrundumschlag im Fernsehen setzen, nur damit sie mal ein bisschen ungestört vögeln können.
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