- Ich bin ein Apple-Fan, seit ich 1993 zum ersten Mal einen Mac berührte. Seither schwöre ich auf Apple. Egal wie schlecht der Service, wie nervig die Mätzchen, wie empörend die Kundenknebel-Strategie. Die Ästhetik betäubt meinen Menschenverstand.
- -- Marc Pitzke
Eines der interessantesten Bücher, die ich gelesen habe, ist "
Uhrwerk Orange" von Anthony Burgess. Ich war damals in der Oberstufe und hatte zuerst versucht, das Buch in der Originalfassung, also auf Englisch, zu lesen. Leider spricht der Ich-Erzähler seinen eigenen
Slang, der schon in der deutschen Übersetzung nicht leicht zu verstehen ist. Ausgelöst wurde mein Interesse durch das Album "Ein kleines bisschen Horrorschau" der Toten Hosen, welches einige Stücke enthält, die auf einer Theaterfassung des Stoffs gespielt wurden. Es ist das einzige Album der Hosen, das ich wirklich von Anfang bis Ende mag.
In der Geschichte geht es um den egozentrischen und nur auf seinen Vorteil bedachten Alex, der an sich aber nur ein beliebiger Jugendlicher seiner Szene ist. Ihre Freizeit verbringen sie damit, sich zu kostümieren, loszuziehen und Gewalt zu zelebrieren: sie verprügeln und vergewaltigen beliebige Passanten oder liefern sich Schlachten mit anderen Gangs. Bei einem dieser Streifzüge gibt es einen Toten, Alex wird gefasst und bekommt 14 Jahre Knast aufgebrummt. Dort hört er von einer Therapie, die ihn von seinen gewalttätigen Tendenzen heilen soll. Er sieht darin eine Chance dem Gefängnis zu entkommen, doch leider geht sein Plan nicht so auf, wie er es gedacht hat. Er wollte nur den Geheilten spielen, und sich ein Doppelleben aufbauen. Allerdings schlägt die Therapie wirklich an: wenn er nur an Gewalt denkt, fühlt er sich so übel, dass es ihm körperliche Schmerzen bereitet. So sämtlichen Selbstschutzes beraubt und in der Presse als erster Patient im Versuchsprogramm "Heilmittel gegen die Gewalt" bejubelt, trifft der Täter alle seine Opfer wieder, die den Spieß nun mit der größten Genugtuung umdrehen. Schließlich wird er in einen Selbstmordversuch getrieben und die Schattenseiten dieses "Heilungs-Programms" werden in der Öffentlichkeit bekannt. Die Therapie kann rückgängig gemacht werden, und er wird rehabilitiert.
Hier endet die Geschichte in der recht guten
filmischen Umsetzung von Stanley Kubrick. Das letzte Kapitel fehlt leider, welches einen der wichtigsten Aspekte der Story setzt. Alex hat eine neue Gang, und alles ist fast so wie früher, nur dass er doch langsam erwachsen wird, und dieser gewaltbereiten Szene entwächst, rein in das System, gegen das sich seine Gewalt doch eigentlich gerichtet hat.
Einen weiteren wichtigen Aspekt des Buches habe ich erst begriffen, als wir mal im Religionsunterricht auf das Thema gekommen sind, was mir bis dahin gar nicht so bewusst war: die moralische Frage "ist es 'gut', wenn man Menschen dazu zwingt 'nur Gutes zu tun'?" Die Antwort, zu der ich gekommen bin ist: "Nein, es ist nicht gut. Ohne die Wahl gibt es kein 'gut'." Vielen Dank an dieser Stelle nochmal an meine Religionslehrerin, Frau Junge, die mir durch die richtigen Fragen die Augen geöffnet hat.
Soviel zur Vorgeschichte. Wir haben also gelernt: "die Wahl ist wichtiger als das Gute". Darauf will ich später noch einmal zurückkommen. Damit haben wir also den Begriff "Uhrwerk" im Titel dieses Artikels geklärt.
Fehlt noch der Begriff "Apfel". Wer jetzt an den Apfel der Firma Apple denkt, hat recht. Hier will ich weitermachen. Wenn man für das iPhone, iPod touch oder iPad etwas programmieren möchte, dann sollte man sich die Vertragsbedingungen, die man Absegnen muss, noch bevor man überhaupt anfangen kann, für diese Plattform zu entwickeln, ganz genau durchlesen. Einen guten Überblick gibt es in
diesem Artikel von heise developer. Was ich nicht verstehe: wenn Microsoft solche Knebelverträge den Leuten abverlangen würden, dann stünden sie wieder vor genau den selben Gerichten, bei denen sie schon in Sachen Web-Browser ordentlich was auf die Mütze bekommen haben, 500 Millionen Strafe, man erinnert sich. Aber nicht so bei Apple. Wieso eigentlich?
Eine besonders schöne Stilblüte dieser Geschäftspolitik ist momentan das Scharmützel mit Adobe wegen Flash. Ich mag Flash ebenso wenig, wie den Apple-Kram, aber ich finde es schon echt erschreckend, dass Apple sich raus nimmt, den Entwicklern vorzuschreiben, in welchen Programmiersprachen für das iPhone entwickelt werden darf. Da hat eine ganze Gruppe von Leuten die Bodenhaftung in Sachen Realität verloren. Angeblich wollen sie die Programmierer dazu bringen, stabilere, sicherere und schnellere Software zu schreiben. Man könnte auch sagen: gute Software. Und das bringt mich zurück auf die lange Einleitung: "die Wahl ist wichtiger als das Gute".
Gut, dass man keine Wahl hat stimmt nicht ganz: man hat die Wahl zwischen "ja" oder "nein", also der Politik von Apple zuzustimmen oder nicht. Ich habe mich ganz klar für das "Nein" entschieden.
Aber es gibt noch einen Ironie-maximierenden Faktor in dieser Geschichte. Wenn ich mal Apple als Staat betrachte, wäre es für mich "Ozeanien" aus dem Roman "
1984" von Geroge Orwells: ein totalitärer Polizeistaat, wo Leute dazu gezwungen werden, so zu funktionieren, wie es die Obrigkeit will. Und gerade Apple war es, die sich im Jahre 1984 in einem
Werbespot für den ersten Macintosh-Computer sich ganz konkret gegen ein "1984" positioniert haben. Nun bin ich nicht der erste, dem das aufgefallen ist: es gibt zum Beispiel diese
schöne Parodie auf den ursprünglichen Werbespot. So haben wir also gelernt, für Apple ist nur ein "1984" nur dann nicht in Ordnung, wenn die Rolle des Big Brothers von jemand anderem als Apple besetzt ist. Böse Zungen behaupten ja, Apple hinkt nur dem Zeitplan hinterher. Warum aber so viele Leute da begeistert mitmachen, ist mir echt ein Rätsel.
Kommentare
Leider erst jetzt gelesen. Kann dir aber in allem nur zustimmen!
Schön ist auch der Artikel: http://www.baekdal.com/publishing/apple-pay-full-price-for-an-ebook-you-already-bought/