- Der einzige Weg, eine Versuchung loszuwerden, ist, ihr nachzugeben.
- -- Lord Henry, "Das Bildnis des Dorian Gray" von Oscar Wilde
Uppala! Der Artikel hier dümpelt aber auch schon seit Monaten auf meine Festplatte herum und harrt seiner Veröffentlichung. Nun aber los!
An den Osterfeiertagen hatte ich endlich mal die Zeit gefunden, mir die restaurierte Fassung von
Metropolis angesehen. Ein Kollege hat für mich Fernsehmeider eine Kopie von der Ausstrahlung auf Arte vom Anfang diesen Jahres sichergestellt. Ein wirklich beeindruckender Film. Wäre er nicht in schwarz / weiß und würden die Schauspieler nicht Stummfilm-typisch übertrieben agieren (
Stan lässt grüßen), könnte der Film auch von 1977 und nicht von 1927 sein.
Ein zentraler Schauplatz in dem Film, ist das "Yoshiwara", ein Nachtclub, der der Inbegriff der Verführung und des Lasters ist. Als ich den Namen gelesen hatte, klingelte es mal wieder leise im Hinterköpfchen. Ein Titel auf dem Album der Band "Qek Junior" mit dem Titel "Ausverkauf" heißt genauso. In der Szene, in der "die Maschine" im Club einen sehr "sündigen" Tanz aufführt fiel mir die Zeile im Song von "Qek Junior" wieder ein: "...und sie tanzt im 'Yoshiwara'...". So ist es mehr als offensichtlich, dass der Film als Inspiration für das Lied gedient hat, was die Band auch in Interviews
bestätigt hat.
Nach dem Film habe ich mir dann nochmal den
Wikipedia-Artikel angesehen. Besonders interessant fand ich, dass Fritz Lang den einzigen Roman von Oscar Wilde, "
Das Bildnes des Dorian Grey" als Inspiration angegeben hat. Das Zitat vom Anfang wird auch in einer wichtigen Szene von Metropolis verwendet. Dem Link zu dem Artikel über Dorian Grey bin ich dann auch noch gefolgt, und habe dann den kompletten Artikel über den Roman quasi verschlungen. Alleine die Zusammenfassung legt nahe, wieso dieses Buch gerne als "Klassiker" angesehen wird. Und wie es der Zufall so will, lief in der Sneak Preview kurz darauf die
Neuverfilmung dieses Stoffs. Die Umsetzung war gut gemacht, und die Geschichte recht interessant erzählt, auch wenn die Verfilmung doch einige Unterschiede zur Inhaltsangabe auf Wikipedia hatte. Genau genommen war der Film gut gemacht und sehr interessant, nur las sich die Zusammenfassung im Wikipedia-Artikel noch um einiges interessanter.
Worauf ich aber hinaus will: es ist schon wirklich interessant zu sehen, wie sehr Kultur miteinander verwoben ist, woher Künstler ihre Inspiration holen. Und es macht auch immer wieder Spaß, offen dafür zu sein, und auch mal den ausgelegten Spuren zu folgen.
Kommentare
Zum einen ist da die völlig unpassende, schleimige, pathtetische 08/15-Pop-Musik, die reinweg gar nicht auf die einzigartige Stimmung des Films eingeht. Zum anderen gibt es da völlig willkürlich eingestreute und sinnlose Nachcolorierungen.
Ich schätze Moroders Munich- bzw. Disco-Sound der 70er sehr (Großartiges Album: "From Here To Eternity"!) Was er aber "Metropolis" angetan hat, ist unverzeihlich. Es treibt einem die Zornesröte ins Gesicht.
Der, der gespannt auf die DVD der 2010er-Fassung wartet ...