- Ich bin mit meinem bisschen Mensch sein derart ausgelastet, zum deutsch sein komm' ich ganz, ganz selten.
- -- Volker Pispers
Gestern war ich bei
Volker Pispers im Aegi, um mir wieder einmal sein ständig aktualisiertes Programm "Bis neulich" anzusehen. Es war ein Abend, an dem im Vorfeld nichts so richtig klappen wollte: meine Abendbegleitung ist kurzfristig ausgefallen, und der Kollege, der eingesprungen ist, hatte Probleme mit der Bahn, so dass er circa eine Minute zu spät kam. Ist alles etwas ärgerlich, allerdings auch nicht wirklich tragisch.
Hier muss ich mal kurz abschweifen: wenn ich in einen Stau gerate, der aufgrund eine Unfalls zustande gekommen ist, kann ich mich nicht darüber ärgern, dass ich nun irgendwo sinnlos rumstehen muss. Stattdessen halte ich mir vor Augen, wie klein mein "Problem" ist, verglichen mit den Personen, die in den Unfall verwickelt sind. Selbst wenn es "nur" Blechschäden sind, haben die den beschissenen Tag, und nicht ich. Wenn auch noch ein Krankenwagen vor Ort ist, brauchen wir da nun nicht wirklich drüber diskutieren.
Warum ich das nun in diesem Kontext erwähne? Nun, kurz nach Beginn der zweiten Hälfte hörte ich zwei bis drei Reihen hinter mir, ich saß in der ersten Reihe, jemanden stöhnen: "Oh mein Gott, mir ist ja so schlecht." Mein
ehemaliger Chef hat mir mal erzählt, wie er in jungen Jahren einen Unfall miterleben musste. Eines der Unfallopfer hat das auch gesagt, verdrehte danach die Augen und war tot. Also konnte ich diese Aussage nicht auf die leichte Schulter nehmen. Das taten auch nicht die Leute im näheren Umfeld dieser Person. Unruhe kam auf. Volker Pispers stoppte mitten im Satz und meinte: "Entschuldigung, wir müssen unterbrechen, dort ist jemandem schlecht geworden."
Man merkte, dass dies eine Situation war, die auch einen Bühnenmenschen wie Volker Pispers in eine Position versetzt hat, in der er nicht souverän alles im Griff hat. Trotz allem funktionierte er als Mensch mehr als gut. Sofort wurde schon fast klassisch nach dem Arzt im Publikum gefragt, kurze Zeit später die Anweisung an die Regie das Saallicht aufzudrehen. Außerdem folgte die Bitte, die Sitzreihe zu der Person zu räumen, so dass der Arzt, der kurz darauf kam, auch freie Bahn hatte. Als er sah, dass er nicht mehr tun konnte, ging er auf der Bühne zur Seite ab, und beobachtete von dieser wenig exponierten Stelle das Geschehen. Nachdem die Person nach draußen getragen wurde, und dort dann ärztlich versorgt wurde, war auch Volker Pispers ganz verschwunden, um - wie ich vermute - zu sehen, wie die Dinge sich entwickeln.
Kurze Zeit später kam er wieder rein und brachte die erfreulichen Nachricht: es handelt sich "nur" um ein Kreislaufproblem, die Zustand der Person ist schon etwas stabiler, und sie wird weiter gut versorgt. Daraufhin stellte er die Frage ob er weiter machen sollte, oder aber "ich würde auch verstehen, wenn Sie den Abend hier abbrechen wollen." Das Publikum entschied sich für das "weiter machen". Ein paar Minuten später gab es von der Seite noch den Hinweis, dass die Sache im Allgemeinen recht gut verlaufen ist, und keine Gefahr für die Person mehr besteht. Dies gab Volker Pispers auch dann so an das Publikum weiter.
Deshalb von meiner Seite auch nochmal ein Lob: ich habe das, was ich dort erlebt habe, noch mehrfach Revue passieren lassen. Es gibt nichts, von dem ich sagen würde: das hätte man besser machen können. Und deshalb freue ich mich auch schon auf den nächsten Auftritt von Volker Pispers am 1. Juni in Hannover. Auch weil ich mitbekommen habe: sollte mir an diesem Abend dort etwas passieren, besser könnte nicht für mich gesorgt werden.
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