- Ich kenne den Wert der Freundschaft - wer wollte ohne sie leben?
- -- Joseph von Görres
In meinem Leben gibt es ein paar Leute, bei denen stellt sich sofort ein Gefühl von Vertrautheit ein, wenn man sich trifft. Und dabei ist es egal, unter welchen Umständen das ist und wie lange man sich vorher nicht gesehen hat. So einen Menschen habe ich gestern "wiedergefunden".
Doch von Anfang an: gestern war CeBit Sonntag. Der Tag, der sich meiner Meinung nach am besten für einen Besuch eignet, wenn man zwar Ahnung hat, aber dort nicht geschäftlich unterwegs ist. Der Großteil der Geschäftsleute ist zu hause bei der Familie oder macht sich einen lauen Tag an Hannovers Maschsee mit dem/der Geliebten, wobei der Ehepartner denken soll, man wäre schwer am Schufen auf der Messe. Dafür sind wiederum die Leute da, die sonst woanders arbeiten müssen, aber auch hauptsächlich dort sind, um abzugreifen, was was nicht Niet- und Nagelfest ist.
Und genau in dieser Situation wird man als fachkundiger Standbesucher quasi hofiert, denn das Personal muss einerseits nicht zu den "wichtigen" Leuten, will aber andererseits auch mal etwas mehr zu tun haben als nur zu sagen: "Die Tüten gibts da hinten." Zwei, drei Fragen mit denen man sich als interessiert und "vom Fach" zu erkennen gibt, und schon bekommt man eine Privatvorführung und auf die Fragen wird auch eingegangen. Was will man mehr? Den blinkenden Plunder mit der Corporate Identity schlägt das doch um Längen.
Das und ein geschäftliches Treffen (damit ich mir das Geld für die Eintrittskarte zurückholen kann ;-)) war auch der Plan für den gestrigen Sonntag. Ich bin ein bisschen rumgeschlendert und habe mich bei
CAcert authentifizieren lassen. Dann traf ich einen alten Kumpel aus meiner Abizeit, zu dem ich auch noch Jahre später losen Kontakt hatte, bis dieser dann auch irgendwann abriss. Es folgte ein kurzes gegenseitiges Update der Lebensläufe und weiter ging es im Messetrubel.
Eigentlich wollte ich mir ein paar embedded Systeme ansehen. Deshalb war ich auf der verzweifelten Suche nach einem I-Punkt. So heißen die Auskunftsstellen dort. Erstmal war keiner zu finden, was aber auch nicht so schlimm war, da man auch so schön rumschlendern konnte. Und dabei konnte man sich auch das Standpersonal angucken, in meinem Fall vorzugsweise das weibliche. Einigen Firmen dort sollte man mal wirklich erklären, dass der Aschermittwoch zeitlich vor der CeBit liegt.
An einem für mich eher beliebigen Tresen, in einem klassischen Business-Outfit stand dort eine sehr süße Blondine, die ich das letzte Mal im vorherigen Jahrtausend gesehen habe. Wir haben uns beide gegenseitig sofort erkannt, waren nun auch beide etwas verdutzt, uns nach der langen Zeit uns doch noch mal wiederzusehen. Und mit einem Mal - Schwupps - war wieder alles da. Die Vertrautheit, die Erinnerungen an die alten Gespräche, deren Schwerpunkte doch meistens gerade die jeweiligen Beziehungen waren. Der andere hörte hauptsächlich zu, interessanterweise gab es nur ganz selten mal einen Ratschlag. Schon eher mal einen Hinweis, die dieses oder jenes mal aus dem Blickwinkel des "anderen Geschlechts" wirken könnte.
Das alles war wieder da, und wir konnten fast nahtlos dort weitermachen, wo wir vor langer Zeit einmal waren. Auch hier gab es ein Update der Lebensläufe, der jedoch von dem vorher erwähnten grundverschieden war. Vergessen war all das Interesse für die Technik, Menschen sind eben doch wichtiger. E-Mail Adressen wurden ausgetauscht, damit das Abreißen des Kontakts nicht noch einmal passiert. Dieses Treffen allein war für mich schon den Preis der Eintrittskarte wert, auch wenn ich das Geld von meinem Arbeitgeber nicht erstattet bekommen sollte.
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