- If someone asked me what this song is all about I'd have a problem cause I'm not quite sure. It came by night, knocked on my head and stayed on tape. Some might call it "mind chaos" but we call it music.
- -- Kai Wingenfelder about "I Can See My Home"
"Little Red Riding Hood" ist ein Projekt der Gebrüder Wingenfelder, die sonst mit vier anderen Mitstreitern entweder als "Die beschissenen 6" oder aber dem doch noch etwas bekannteren Namen "Fury In The Slaughterhouse" unterwegs sind. Für dieses Projekt haben sie jedoch ihre üblichen Bandkollegen zu hause gelassen, und sich noch den "Fury"-Hausproduzenten Jens Krause und Christian "Pips" Pegel als Verstärkung geholt. Das Album entstand, als sich "Fury" nach "The Hearing And The Sense Of Balance" in einer Krise befand und hat somit auch die Ziehmutter vor der Auflösung bewahrt.
Das Album kommt deutlich soullastiger daher, und um jetzt mal einen hinkenden Vergleich anzubringen: Das "Fury"-Stück welches dem Flair von "Little Red Riding Hood" wohl am ehesten entspricht ist meiner Meinung nach "Every Generation Got Its Own Disease", am besten noch in der Version, wie sie auf dem Palo-Palo Sampler vertreten ist.
Für viele der Stücke wurden Gastmusiker eingeladen, so werden sie zum Beispiel für das Stück "Life's Too Short" von der "Cultured Pearls"-Sängerin Astrid North unterstützt. Außerdem recht interessant ist, dass es im Booklet zu jedem Lied statt des Songtextes ein paar Zeilen Kommentar zu den einzelnen Stücken gibt. Manchmal geht es um die Entstehungsgeschichte des Songs, manchmal um die Aussage, aber immer ist es lesenswert.
Obwohl ich sonst nicht so der Freund von Soul- oder Lounge-Musik bin, so gefällt mir doch dieses Album besser als jedes Fury-Album für sich genommen. Während mir bei einem "Fury"-Album höchstens die Hälfte der Stücke gefallen, so höre ich das "Little Red Riding Hood" doch immer gerne von Anfang bis zum Ende in einem Stück durch. Alles in Allem ist es eine Scheibe die leider zu unrecht etwas in Vergessenheit geraten ist.
Verlegt wurde das Album ganz bewußt nicht wie die "Fury"-Alben bei "SPV", sondern bei Spin Records, welches ein Sublabel eines großen Majors ist/war. (EMI wenn ich mich recht entsinne.) Der Vertrag lief ursprünglich über zwei Alben, von dem das zweite aber nie erschienen ist, weil "Fury" dann zum EMI Mutterkonzern gewechselt ist, und alle dann lieber ein weiteres "Fury"-Album raus bringen wollten. Schade eigentlich, ein zweites "Little Red Riding Hood"-Album wäre sicherlich interessanter gewesen, als zum Beispiel "Home Inside".
Die CD möchte ich den Leuten empfehlen, die "Fury" zwar etwas abgewinnen konnten, sie ihnen aber eigentlich immer eine Spur zu rockig war. Der eine oder andere "Fury"-Fan sollte auch recht gut bedient sein. Meine Anspieltipps sind die zweite Single "Life's Too Short", welches wohl am repräsentativsten für die Gesamtstimmung des Albums ist, und "Howard Beal", welches neben "I Can See My Home" der größte Ausreißer ist. Ein Hinhören bei den Texten ist ebenfalls sehr zu empfehlen.
Mir der Serie "Was für eine CD" möchte ich auf eher unbekannte, aber nichtsdestotrotz sehr hörenswerte CDs hinweisen. Deshalb ist der Titel wahlweise sowohl mit meine Fragezeichen als auch mit Ausrufezeichen zu verstehen. Da ich hier niemanden verwirren möchte, habe ich beide Interpunktionszeichen weggelassen.
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