Vor vielen Jahren war ich mal auf einem Konzert das bei uns in der Schulaula stattgefunden hat. Gespielt haben die 'Abstuerzenden Brieftauben' und es waren knapp 20 Zuschauer da. Vier Leute von der Gaesteliste, sechs wichtige Aufsichtspersonen (Lehrer und Hausmeister) und zehn zahlende Gaeste. Das war mein erster echter Kontakt zum Punk und ich war begeistert. Obwohl gegen Ende der Helfer noch mit dem Hut rumgegangen ist, damit wenigstens die Spritkosten bei der ganzen Veranstaltung herauskommen, haben die beiden auf der Buehne gerockt was das Zeug haelt. Auf spaeteren Konzerten im Bad und im Capitol war die Stimmung auch nicht besser, es war nur mehr los. Extrabreit haben einmal auf der Tattoo Convention in Hannover gespielt. Da waren vielleicht 30 hardcore Fans da, den Rest der Zuschauer haben die alten Maenner auf der Buehne nur im Vorbeigehen interessiert. Egal, es wurde sogar eine Zugabe fuer die paar Leutchen gespielt. Auch
Kontrast haben sicher auch schon vor aufregenderem Publikum gespielt als im
S.O.M.A.
Irgendwo habe ich mal gelesen, dass einen grossen Kuenstler Auszeichnet, dass es ihm egal ist, ob er vor 10 oder vor 10.000 Zuschauern auftritt. Anscheinend gibt es da eine Schwelle, ab der das nicht mehr gilt. Einem Bob Geldof sind 45 Leute zu wenig, da wird das Konzert halt abgesagt. Zitat
Spiegel Online:
Bob Geldof, Popstar und Initiator der Live-8-Konzerte, hat bei einem Konzertauftritt in Italien sein Waterloo erlebt. In der für 12.000 Besucher ausgelegten Civica-Arena in Mailand verloren sich gerade einmal 45 Fans.
Rom - Der irische Rockmusiker verließ daraufhin die die Halle ohne zu spielen, Wie die italienische Zeitung "La Stampa" berichtet. Ein Konzert vor weniger als 400 Zuhörern bringe nichts, zitiert die Zeitung seinen Manager. [...]
Haette er sich eine Gitarre geschnappt und waere mit den paar Leuten vor die Tuer gegangen um da einen Clubauftritt zu halten, haette das seinen Kultstatus endgueltig zementiert. Doch so bleibt nur der fahle Beigeschmack, dass es bei den Life-8 Konzerten auch nicht unbedingt um Menschen in Not ging.
Kommentare
Der Manager des Clubs sprach ihn vor Beginn an, ob er überhaupt spielen wolle, sein Geld bekäme er auch so. Seine Antwort war: "Hey, there're three people here who drove over one hundred kilometers to see me playing. *Of cause* I'm playing."
Und wie er gespielt hat! Der Eingang war keine kleine Nische. Dort baute er sich mit seinem Schlagzeuger und seinem Bassisten auf, und sang _ohne_ Mikrofon so lange bis seine Stimme aufzugeben drohte. Und er hat jeden der rein- und rauskam noch persönlich begrüßt und verabschiedet. Auch mitten im Lied, da kannte er nichts.
Von solchen Konzerten erzählt man noch, solange man erzählen kann. Ein Konzert in einem vollen Stadion kann da nun wirklich nicht mithalten.
Und ZZ-Top haben mal erzählt, wie sie für einen einzigen Gast gespielt haben. Vorher hatten sie ihn aber erstmal auf ein Bier eingeladen und ein bisschen mit ihm geklöhnt. Als sie Jahre später wieder im selben Ort ein Konzert gaben, meldete sich der Typ wieder bei der Band, und bekam auch prompt wieder einen ausgegeben. Respekt, so verhält man sich als Star!
Abschließend noch ein bisschen Ironie: war es nicht Bob Geldof, der in "The Great Song Of Indifference" sang: "I Don't Mind At All"?
Die Liste ließe sich noch erweitern um: "Die Türen" vor 5 zahlenden Gästen und "Lee Buddah" vor 7.
Geldof-mäßig verpisst haben sich bislang nur "Numb", die einfach nach dem Auftritt der Vorband wortlos ihr Equipment von der Bühne räumten und Publikum wie Veranstalter ratlos zurück ließen.