Wir sitzen mal wieder abends zu Hause und lassen uns das Neuste vom Tage verkaufen - der gemeine Mensch bezeichnet das als Nachrichten. Der Amoklauf des ehemaligen Schuelers in Emsdetten ist immer noch Topthema. Die Politik muss sich schon wieder mit einem unkontrollierbaren, gewalttaetigen Buerger auseinandersetzen. Diesmal kein Terrorist im eigentlichen Sinne, sondern nur ein spaetpubertierender Killerspielspieler, der seinem Hass auf diese Welt freien Lauf gelassen hat, bevor er seinem Dasein selbst ein Ende setzte.
Der Mensch neigt zu Krankheit, auch in der Psyche, darum muss er zum Arzt, auch wenn er das nicht will. Er braucht Medizin, damit er in unserer Gesellschaft wieder rund laeuft und sich folgsam in die graue Masse einfuegt. Man denkt darueber nach, kuenftigen Amoklaeufern die Moeglichkeit zu geben, sich in Schulen an Sozialarbeiter oder Schulpsychologen zu wenden, damit die Krankheit nicht ausbricht. Besser noch: man ueberwacht die Schulen mit Kameras und fuehrt Kontrollen am Eingang nach Waffen, Handys mit boesen Filmchen, Spielkonsolen mit gefaehrdenden Spielen oder Buechern mit unerwuenschtem Inhalt durch. Stellt sich zum einen die Frage, wohin das unsere heile Gesellschaft irgendwann noch einmal fuehren wird. Zum anderen versuchen unsere hochbezahlten Volksvertreter, lediglich die Symptome zu bekaempfen. Die Ursachen, sprich: massive, gesellschaftliche Probleme werden ignoriert. In wenigen Berichten wurden die Beweggruende des Amoklaeufers erwaehnt. Wer genau zugehoert haette, haette verstanden, dass nicht die sogenannten Killerspiele Schuld sind. Es ist der Druck der Gesellschaft, Einfluss der Mitschueler und Ignoranz der Lehrer... wer nicht das neuste Handy, die Top-Markenklamotten und die coolen Freunde hat, steht aussen vor. Die trendy, hippe, vereinheitlichte Masse grenzt jeden aus, der anders ist. Und genau dort liegt der Hund begraben: sollten nicht in der Schule - vom Elternhaus ganz zu schweigen - wieder echte Werte vermittelt werden?! Ich meine nicht unbedingt christliche oder andere religioes gepraegte Werthaltungen, sondern die Werte, die unverzichtbar sind, einen Menschen auf ein soziales Miteinander vorzubereiten. Toleranz, Verantwortung, Hilfsbereitschaft und Ruecksicht kann man scheinbar nur noch im Fremdwoerterbuch finden. Wenn diese Tugenden schon Lehrern, Politikern und Eltern nicht gelaeufig sind, wie sollen die nachfolgenden Generationen erst mit sich und ihrer Umwelt zurechtkommen?
Aber, sorry, ich vergass: brauchen sie ja nicht, denn wenn Killerspiele und das Internet verboten und das oeffentliche Leben mit Kameras gespickt ist, treten solche Probleme ja gar nicht mehr auf!
Kommentare
(Darf ich eigentlich auch schreiben? Ich versuch´s mal ... =) )
Dem, aber auch dem Rest, ist leider nichts mehr hinzuzufügen. Ich befürchte ja sogar, dass das als Ausrede genutzt wird, um an Schulen mit der Überwachung anzufangen, und sie dann ganz langsam in die Öffentlichkeit zu erweitern. Die Kleinen haben sich ja dann schon dran gewöhnt.
Gruß von der Kollegin von dem Fuchs
:hack: :hack: