- Das Wachstum bei den CDs fehlt, was jedoch weniger an der CD-Piraterie oder dem kostenlosen Tausch der Titel über das Internet liegt. Die Plattenfirmen haben schlicht geschlafen und sich nur auf ihre Oldies verlassen.
- -- Thomas Middelhoff, CEO Bertelsmann
Schon länger habe ich mich nicht mehr zu der schwelenden Urheberrechtsdebatte ausgelassen. Dies liegt hauptsächlich daran, dass immer wieder die gleichen Argumente aufeinander prallen. Jetzt kommt aber mal wieder Bewegung in die Reihen: der Regierungsentwurf der ohnehin schon umstrittenen EU-Richtline zur "zivilrechtlichen Durchsetzung geistiger Eigentumsrechte" wird heiß diskutiert. So ist heute bei heise-online zu lesen: "
Musikindustrie: Regierung will Urheberrecht zum "zahnlosen Tiger" machen".
Am lautesten schreit die
Inhalte-Mafia Musikindustrie wegen der Begrenzung auf 50 Euro für den Erstfall. Michael Haentjes, Vorsitzender der Deutschen Phonoverbände, meint dazu: "Damit werden Künstler und Musikwirtschaft doppelt bestraft. Sie haben den Schaden und müssen auch noch die Kosten der Rechtsverfolgung weitgehend selbst tragen."
Wenn mir Unrecht getan wird, und ich einen Anwalt beauftrage mein Recht durchsetzen, dann muss ich die Kosten tragen. Erst bei einem Streit vor Gericht legt dieses auch fest, wer die Kosten zu tragen hat. Wenn es um eine Bagatelle geht, überlege ich es mir also zweimal, ob es mir das Geld wert ist. So ist das in jedem Land auf diesem unserem Planeten "Erde". In jedem Land? Nein, ein Land weigert sich beharrlich dieser Logik zu folgen. Sie ersinnen Gesetze mit denen es möglich ist, solche Kosten auf den aus meiner Sicht "Bösen" abzuwälzen. Und welches Land ist das? Richtig: Deutschland. (Gut, die Amis haben vielleich einen ähnlichen Sockenschuss.)
Nur in Deutschland ist es möglich den Eltern eines 15-jährigen einen vier- bis fünfstelligen Eurobetrag unter dem Hintern abzugreifen, noch bevor irgendein Gericht die Rechtmäßigkeit dieser Aktion überhaupt bestätigt hat. Nun schiebt die Bundesjustizministerin Brigitte Zypries da halbherzig einen "50 Euro"-Riegel vor, und schon wird geweint, was die Taschentücher nur halten können. Ich bin der Meinung, wenn sie das Urheberrecht in Europa "harmonisieren" also einheitlicher gestalten wollen, dann müssen sie auch die Rechtsmittel zur Einhaltung desselben harmonisieren. Das bedeutet: weg mit der Kostenabwälzung im Falle einer Abmahnung auf den Abgemahnten. In anderen Ländern ist so etwas erst ab der zweiten Abmahnung möglich.
Interessante Bemerkung am Rande: wenn sich jemand, den ich kennenlerne als Anwalt outet, spreche ich ihn auf den Schwachsinn der deutschen Abmahnwirtschaft an. Bisher habe ich noch keinen Anwalt kennengelernt, der damit direkt verbunden ist. Alle anderen haben mir jedenfalls bestätigt, dass dies zwar deutsches Recht, aber trotzdem nicht richtig ist.
Aber ich schweife ab. Denn nicht nur das, sondern auch noch ein anderer Punkt ist der Industrie ein Dorn im Auge: ein Richter muss das Vorgehen abnicken. Somit ist laut Haentjes es nicht möglich "effektiv und unbürokratisch gegen die Flut der illegalen Downloads vorzugehen". Stimmt. Ich aber sehe es so, dass es noch ein paar Leute gibt, die der Meinung sind, dass es Rechte gibt, die höher Einzustufen sind als das Urheberrecht. Das Recht auf informelle Selbstbestimmung zum Beispiel. Wenn ich in meiner Wohnung eine Straftat begehe, hat auch ein Richter zu entscheiden, ob eine Durchsuchung bei mir gerechtfertigt ist oder nicht. In Italien sind sie jetzt so weit, dass sie der Musik- und Filmindustrie den
Stinkefinger zeigen, und sagen, dass sie wiederkommen sollen, wenn jemand mit den Kopien konkret Geld macht, zum Beispiel durch deren Verkauf.
Und es wird mal wieder mit Zahlen geworfen: von "jährlich Einnahmen in dreistelliger Millionenhöhe" ist die Rede. Wie wird eigentlich so etwas berechnet? Wenn sich jetzt jemand mp3s von einer CD runterlädt, die er im Schrank stehen hat, um sich das Rippen zu ersparen, wird das dann auch als "CD die sonst verkauft worden wäre" gerechnet? Oder meint er gar die durch das Abzocken der Rechtslaien gemachten Gewinne?
Boah! Ich höre jetzt lieber auf, sonst kriege ich noch "so einen" Hals.
Aber halt, einen habe ich noch: es ist übrigens ein Großteil der über die Peer-To-Peer Netzwerke getauschten Daten pornografischen Inhalts. Aber die Pornoindustrie macht da keinen Wind. Wieso eigentlich?
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