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The word computer professionals use when they mean "idiot." - -- Dave Barry, "Claw Your Way to the Top"
Ich leiste ja, wie der Fuchs hier auch, im Familien- und Freundeskreis Techsupport in allen Fragen, die auch nur irgendwie mit Computern zu tun haben. Dabei ernte ich auch immer wieder erstaunte Gesichter, weil ich mich mit Microsoft Office nun so gar nicht auskenne. Aber ich schweife ab.
Was mir dabei aufgefallen ist, dass Microsoft sich selbst in einer Hinsicht einen Bärendienst erwiesen hat. Es ist für einen ... - ja, nennen wir ihn ruhig mal so: Anfänger - ein echtes Problem zu verstehen, dass es Programme gibt, die Programme installieren. Hier will ich mal versuchen etwas Klarheit zu schaffen.
Warum gibt es überhaupt Installationsprogramme? Das ist eine gute Frage, auf die es keine allumfassende Antwort gibt. Eine mögliche Antwort ist: es ist historisch gewachsen, und Microsoft hat zu spät erkannt, dass dort Bedarf besteht. So gibt es mittlerweile von vielen, vielen Drittanbietern Programme, mit denen sich Programme erstellen lassen, welche Programme installieren. Klingt kompliziert und ein wenig schwachsinnig, und je länger ich darüber nachdenke, bin ich überzeugt, dass dem auch so ist.
Wofür braucht man Installationsprogramme? Ein Programm, wie zum Beispiel Microsoft Office oder auch OpenOffice, besteht aus vielen kleineren Dateien. Diese möchte ich in zwei Gruppen aufteilen: Programm- und Systemdateien. Zu den Systemdateien gehört alles, was das Betriebssystem als solches erweitert, wie zum Beispiel Schriftarten und technische Ergänzungen, die meist in sogenannten Systembibliotheken organisiert sind. Die Programmdateien sind quasi der Rest, der "nur" Dateien enthält, welche nicht mit anderen Programmen geteilt werden, wie zum Beispiel das Programm selbst.
Und um das noch etwas komplizierter zu machen, gibt es noch einen dritten Satz Daten, der nicht in Dateien konfiguriert ist: die Konfigurationsdaten. Diese werden in einer Registrierungsdatenbank, der sogenannten Registry gespeichert. Ein Beispiel für Informationen, die dort gespeichert sind, ist die Verknüpfung einer Dateiendung mit einem bestimmten Programm, so dass sich beim Doppelklick auf eine Datei mit der Endung ".doc" automatisch Microsoft Word oder OpenOffice Writer öffnet, je nachdem was installiert ist.
Wenn man sich jetzt mal ansieht wo solche Dateien landen wird gleich noch einiges klarer. Systemdateien werden typischerweise unter C:\Windows installiert, Programmdateien unter C:\Programme\
<Name des Programms>. Kopiert man jetzt nur den Inhalt aus dem Programme-Ordner auf einen anderen Rechner fehlen sowohl die Systemdateien, als auch die Konfigurationsdaten, was im besten Fall dafür sorgt, dass das Programm gar nicht läuft, oder aber nur so ein bisschen und das auch nicht richtig. Das ist dann der ungünstige Fall, besonders für den der gerufen wird, um das dann wieder in Ordnung zu bringen.
Diese ganzen Daten und Dateien schreibt so ein Installationsprogramm an die "richtigen" Stellen. Heute übernimmt ein solches Installationsprogramm noch eine weitere Funktion. Während früher meist die Dateien einzeln zum Beispiel von einer CD kopiert wurden, beinhalten die Installationsprogramme diese Dateien jetzt auch noch mit, und packen diese während der Installation aus. Dies soll zu Zeiten des Internets dafür sorgen, dass nur noch eine Datei herunter geladen werden muss. So besteht zum Beispiel das Programm Nero, welches zum Brennen von CDs und DVDs verwendet wird, in der "uralten" Version 5.5.10.56 aus 156 einzelnen Dateien. Und wer möchte die schon alle einzeln runterladen? Das Ganze als ZIP-Archiv anbieten verlangt wiederum vom Benutzer eine deutlich höhere Intelligenz als ein sich selbst auspackendes Installationsprogramm. Und da der durchschnittliche Computerbenutzer von der Industrie nicht gerade als intelligent angesehen wird...
Wie kann man ein Installationsprogramm von einem "normalen" Programm unterscheiden? Gar nicht. Es gibt kein eindeutiges Erkennungsmerkmal, nur ein paar Indizien. Ist ein Programm groß, so 20MB oder mehr, ist es sehr wahrscheinlich ein Installationsprogramm. Hat man es sich aus dem Internet runtergeladen, ist es ebenfalls sehr wahrscheinlich ein Installationsprogramm. Liegt das Programm unter C:\Programme\ ist es mit großer Wahrscheinlichkeit
kein Installationsprogramm, und überhaupt hat dort ein normaler Benutzer, da gar nichts zu suchen! Gucken darf er ja meinetwegen noch, aber anfassen sollte er dort nichts, weder kopieren noch löschen, noch verändern, noch sonstirgendwas.
Wie kann man das geschickter machen? Ein solches Installationsprogramm lässt sich in zwei Teile aufteilen. Den Daten und Dateien, die es zu installieren hat, und dem Programm, dass diese Aufgabe übernimmt. Geschickt wäre es, dieses Programm mit in das System zu integrieren, und nur noch die Nutzdaten für die Installation zu verbreiten. So etwas gibt es sogar, "Microsoft Installer" nennt sich das für Windows, und die Dateien enden mit ".msi". Leider wird nur ein kleiner Teil der Software so installiert. Unter Linux gehört das schon seit über einem Jahrzehnt mit den Paketformaten "rpm" und "deb" zum guten Ton.
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