- It's something unpredictable, but in the end it's right.
I hope you had the time of your life. - -- Green Day: "Good Riddance"
Wir schreiben das Jahr 1998, der Ort ist das Zillo Festival auf dem
Flugplatz Hildesheim, aus dem dann etwas später das
M'era Luna geworden ist. Es war eine Zeit in der sich die "Schwarze Szene" noch nicht so stark von dem Bereich "Alternative" getrennt wurde. Deshalb war das Line-Up nicht konsequent Schwarz, sondern auch noch mit einigen Bands gespickt, die man auf dem M'era Luna wohl nicht zu Gesicht bekommen wird. Green Day war eine von diesen Bands.
Das Wetter war gut, sehr gut. Deshalb ging man im Allgemeinen nur in den Hangar, wenn man die Band auch wirklich unbedingt sehen wollte. Oder wenn man lieber Schweißdunst statt Sauerstoff atmen wollte. Also standen und lagen wir eher draußen. Glücklicherweise konnte ich im Gegensatz zu den meisten aus meinem Umfeld etwas mit Green Day anfangen. Deshalb wollte ich auch etwas von dem Auftritt mitbekommen, dies aber so stressfrei wie möglich. Also suchte ich und fand auch recht schnell einen Platz von dem aus ich erkennen konnte was auf der Bühne vor sich geht, ohne gleich von pogenden Leuten umgeben zu sein. Außerdem konnte man auch gut hören konnte. Nicht zu leise, nicht zu laut und vom Klang her auch recht gut.
Das Konzert entsprach ungefähr dem, was ich erwartet hatte. Solider Punk/Rock, der gut vorgetragen wurde. Nur gegen Ende stutzte ich dann doch etwas. Bei der letzten Nummer fingen sie an ihr Equipment zu zerlegen. So etwas hatte ich live noch nicht gesehen. Irgendwann mal lief im Fernsehen ein Konzertmitschnitt von "The Who", bei dem sie ihre Instrumente zerstört haben. Als ich den sah fragte ich mich, was soll das? Wozu diese sinnlose Zerstörung?
Als ich diese Bilder aber bei "Green Day" live sah, machte ich auf einmal "Klick" und ich hatte das Gefühl verstanden zu haben. Nicht, dass ich es jemanden wirklich hätte erklären können, aber die Fragezeichen von "The Who" sind den Ausrufezeichen von "Green Day" gewichen. Ja! So lebt man Rock'n'Roll! Cool!
Besonders interessant für mich war, dass es wohl eher ein spontaner Entschluss gewesen zu sein schien. Anders möchte ich mir das, was ich dann sah nicht erklären. Der Drummer war auf einmal der Meinung, sein Schlagzeug mit etwas hochprozentigem zu übergießen und dann anzünden zu müssen. Gut, die Verwunderung, die dieser Umstand in mir auslöste war klein gegen die, als ich sah, dass das Feuer von den Roadies mit einer großen Wasserflasche gelöscht wurde.
Nun war aber auch schon mittlerweile Nachmittag geworden. Die Chancen standen gut, dass die Band eine eventuell geforderte Zugabe auch spielen durfte. Wie sollte das bitteschön gehen, wenn sie ihr gesamtes Set abgefackelt hatten? Moooment! An einer Seite stand noch ein großer Lautsprecherturm. Also komplett ins Abseits hatten sie sich nicht gerockt. Aber was sollte jetzt noch kommen? Als der Sänger mit einer Gitarre um den Hals alleine auf die Bühne kam, fiel es mir wie Schuppen von der Augen: na klar, "
Good Riddance". Das Stück war zwar nicht mehr die aktuelle Single, aber immer noch neben "Basket Case" das bekannteste Stück der Band, und es war bisher noch nicht gelaufen. Und was dann kam, hat die Erwartungen mit Leichtigkeit um Längen überflügelt: statt der von der Studioversion bekannten Akustikgitarre spielte er das Stück auf einer E-Gitarre. Ich war platt, auf einmal war so viel Power in dem doch eher ruhigen Stück.
Seitdem hatte ich einige Bootlegs von "Green Day" in der Hand immer in der Hoffnung mal "Good Riddance" in dieser Version zu ergattern, aber selbst bei den damals aufkommenden Peer-To-Peer-Netzwerken wie Napster und WinMX war das Stück in dieser Version einfach nicht zu bekommen. Anfang dieses Jahres hatte ich dann mal eher zufällig die Livescheibe "
Bullet In A Bible" in der Hand. Sollte da etwas endlich die Version von "Good Riddance" drauf sein, die ich so lange suchte? Mit der CD in der Hand und auf eine weitere Enttäuschung gefasst, hörte ich rein und... YES! Endlich hatte ich sie gefunden.
Und auf einmal waren die ganzen Erinnerungen an den Auftritt wieder da: das Zertrümmern, das Abfackeln und die Zugabe. Als wäre es letzten Sommer gewesen und nicht fast eine Dekade her. Gänsehaut!
Die anderen Stücke der CD, die durchaus auch recht gut sind, waren mir völlig egal. Dieses Lied alleine war mir den Kaufpreis des Albums wert.
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