Nachdem ich drei Jahre auf dem Land gewohnt habe und es mich nun wieder nach Hannover verschlagen hat, musste ich zu meinem Erstaunen feststellen, dass ich ein Stadtkind bin. Nun laesst sich trefflich darueber streiten, ob Hannover wirklich eine Stadt ist, doch fuehle ich mich hier sehr wohl. Ich bin halt mit mehrstoeckigen Hauesern und Abgasgeruch aufgewachsen und jetzt wo ich taeglich mit dem Fahrrad zur Arbeit fahre erinnere ich mich wieder daran. Ausserdem kann ich mich jetzt endlich outen: Ich mag Hannover! Diese Stadt hat mir einiges zu bieten, was ich anderswo vermisst habe. Da waere zum Beispiel das gut verteilte Gruen. Es gibt kaum eine Stelle, von der man nicht innerhalb von ein paar Minuten Radweg im Gruenen ist. In den ausseren Stadtteilen geht das so weit, dass man ploetzlich zwischen Feldern, Kuehen und Pferden steht. Biergaerten hat es auch, die Strassenbahnen fahren die ganze Nacht durch und nette Konzerte finden hier auch statt.
Damit kommen wir allerdings auch zu den Nachteilen. Die Veranstaltungsorte fuer Konzerte halten sich in engen Grenzen und auch die Termine werden gerne in die Woche gelegt, damit die Wochenenden fuer Hamburg, Frankfurt und Berlin frei bleiben. Ausserdem habe ich manchmal das Gefuehl, dass Hannover die 'deutscheste' Stadt im Geltungsbereich des Grundgesetzes ist. Ich glaube auf auslaendische Besucher macht der Deutsche an sich den Eindruck eines wandelnden masochistischen Minderwerigkeitskomplexes. Und der durchschnittliche Hannoveraner setzt noch einen drauf und schaemt sich nicht nur fuer das Land im allgemeinen, sondern fuer seine Stadt im speziellen. Eine Idee auf die selbst ein Dortmunder nicht kommen wuerde. Warum eigentlich? Sei es drum, ich stehe dazu. Ich bin Hannoveraner und habe da kein Problem mit.
Kommentare
Wir Ex-Expo-Welthauptstadtbürger in der grünsten Stadt Europas leben halt lieber gepflegtes Understatement :)
Aber ich glaube, das geht nur, wenn man auch dort aufgewachsen ist und alle schönen Ecken kennt. Von denen es aber eine Menge gibt, die zum Teil nur auf den zweiten Blick sichtbar sind.
geschrieben von einem Exil-Hannoveraner