- Wer stillt den Hunger nach Schmalz und Blut?
Wer wäscht das Hirn mit einer Bilderflut?
Die Glotze ist doch das grösste - ist ja klar.
Ich glotze mir meine schönsten Träume wahr.
Mord und heiteres Raten,
Aktion, Spannung und Show.
Was ich im Leben nicht habe...
Und das alles in Farbe. - -- Udo Jürgens, "Die Glotze"
Also, in meinem Haushalt geht es doch nicht ganz Single-typisch zu, wie ich angedeutet hatte. Es fehlt nämlich der zentrale Gegenstand der westlichen Kultur: der obligatorische Fernseher.
Damit halte ich mich ein wenig so wie mit dem Telefon. Ich hatte seit ca. meinem 14. Lebensjahr einen Fernseher in meinem Zimmer stehen, und zwar immer in der Nähe des Bettes. Es ist einfach schick zum Beispiel zum Aufstehen mal eben die Glotze an zumachen. Und ich habe viel gesehen, vorzugsweise Serien. Nur um mal ein paar Beispiele zu nennen, was ich so alles gesehen habe: von
Knight Rider, Trio mit vier Fäusten, MacGuyver und Hardcastle & McCormick über Rosanne, eine schrecklich nette Familie und M*A*S*H* bis zu
Buffy,
Angel und Andromeda. (Man, war die finale Doppelfolge von Andromeda's vierter Staffel
schlecht scheisse.) Auch an Filmen habe ich kaum was von dem ausgelassen, was uns das damals noch aufkeimende Privatfernsehen da so vorgesetzt hat.
Nur habe ich irgendwie das Gefühl mittlerweile alles Gesehen zu haben, zumindest das, was sich zusehen lohnt. Deshalb habe ich irgendwann im letzten Jahr abgemeldet. "Da bleibt nur die Frage, warum hast Du überhaupt angemeldet?" Tja, als ich während meines Studiums zuhause aus- und in ein Wohnheim eingezogen bin, da galt noch folgendes: "Für einen verbilligten Telefonanschluss legen Sie einfach die Gebührenbefreiung des NDR bei den Telekomikern vor." Das klappte auch am Anfang recht gut. Nur leider hat dann der NDR irgendwann die Regelung geändert, wann man eine Gebührenbefreiung bewilligt bekommt. In dem Schreiben, das ich bekam stand sinngemäß: "Ihre Eltern unterstützen Sie doch finanziell bei Ihrem Studium. Holen Sie sich doch einfach das Geld von ihren Eltern." Eine Frechheit sonder gleichen fand ich das, musste aber gute Miene zum bösen Spiel machen weil mein Fenster das einzige des gesamten Wohnheims war, das man hervorragend von außen einsehen konnte. Nach meinem Umzug nach Hannover (noch während meines Studiums - ich habe nebenbei gearbeitet) wohnte ich noch keine vier Wochen in der neuen Wohnung und hatte schon eine Tante vom NDR vor der Tür, und - zack - war ich umgemeldet.
Irgendwann wurde es mir dann aber zu viel, und ich habe abgemeldet. Tat das gut. Es ist schon interessant: man kann sich (
oder auch seinen Nachbarn) online bei der GEZ anmelden, aber die Abmeldung muss schriftlich erfolgen. Ein Schelm wer böses dabei denkt. Etwas später bekam ich dann Post von der GEZ. Da stand drin sinngemäß: "Statistiken zeigen, dass 98%25 aller Leute, die sich bei der GEZ abgemeldet haben, innerhalb kurzer Zeit wieder mit einem Fernseher versorgen." Ich möge mich doch bitte schriftlich dazu äußern. Das Rückporto habe ich auch bitte selbst zu tragen. Schweinerei. Also habe ich das natürlich ignoriert. Einen Monat später das gleiche, nur um die Zeile "Wie wir ihnen letzten Monat schon geschrieben hatten..." erweitert. Sie wollen ihre Antwort, also sollen sie auch dafür bezahlen. Das ganze unfrankiert eingeworfen, es stand ja was drauf von "bitte freimachen", nicht dass dies Pflicht wäre. Absender stand ja keiner drauf. Nicht dass die GEZ meine Informationen angenommen hätten, denn einen Monat später kam wieder ein Brief: "Wie wir ihnen die letzten beiden Monate schon geschrieben hatten...", also entschied ich mich für die günstigere Variante: einen Telefonanruf. Mit der Dame am anderen Ende der Leitung kurz und nett unterhalten. Die Erklärung "ich habe eine DSL Flatrate, ich brauche kein Fernsehen" hat voll und ganz gereicht.
Natürlich kam auch irgendwann wieder eine nette Tante von der GEZ vorbei, der ich das ganze dann so erklärt habe: "Ich bin kurz vor dem Ende meines Studiums. Das Geld wurde knapp und ich hatte mich zu entscheiden: entweder melde ich das Fernsehen ab, oder meinen Internetzugang. Ich studiere übrigens Informatik." - "Alles klar" war da die Antwort. Sie klärte mich aber gleich drüber auf, dass mein Rechner ab Anfang 2007 auch unter die rundfunkgebührenpfichtigen Geräte fallen würde. Immerhin weiß ich nun, was ich mir nächstes Jahr zu Weihnachten leisten werde: einen Fernseher (vermutlich), damit ich dann meine Spielekonsolen nicht mehr per VGA Adapter an einen Monitor anschließen muss.
Aber ansonsten komme ich mittlerweile super ohne TV aus. Einzig um Kalkofe's Mattscheibe tut es mir leid. Ansonsten fällt mir nichts ein, was mit fehlt. In meinem Schrank stehen noch so ca. fünf gekaufte DVDs, die ich mir immer nochmal angucken wollte. Aber selbst dazu komme ich nicht wirklich, meine Zeit verbringe ich dann doch meistens mit anderen Dingen, wie zum Beispiel programmieren, spielen (am liebsten alte Arcade spiele - dazu in einem anderen Beitrag mal mehr) oder auch bloggen.
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