Sunday, 17. May 2009
- Wenn man keine Ahnung hat: Einfach mal Fresse halten.
- -- Dieter Nuhr
"Das Internet ist ein rechtsfreier Raum." Das sagen Politiker, die die Filter gegen Kinderpornografie etablieren wollen. Diese Aussage finde ich mehr als gewagt. Wenn man bei Google mal nach Internet Abmahnung sucht, schlagen einem satte 677.000 Treffer entgegen. Eine Abmahnung ist die formale Aufforderung einer Person an eine andere Person, ein bestimmtes Verhalten künftig zu unterlassen. Grundsätzlich sind Abmahnungen für jeden Bereich zivilrechtlicher Unterlassungsansprüche einsetzbar.
Also gibt es auf der einen Seite den "rechtsfreie Raum Internet" und auf der anderen Seite das rechtliche Mittel der Abmahnung, das auch gerne mal rechtsmissbräuchlich eingesetzt wird. Da folgere ich doch mal mutig folgendes: wenn zwei Leute etwas gegenteiliges behaupten, dann kann nicht beides stimmen. Und wenn ich mir angucke, Politiker so von sich geben, dann weiß ich, dass die Kompetenz nicht in der Politik liegt.
Nun gut, man kann auch nicht von allem eine Ahnung haben. Ich, zum Beispiel, habe keine große Ahnung von Mode, und welche Kleidung mir nun besonders steht und welche nicht. Gut, das ist übertrieben, wenn etwas so richtig scheiße aussieht, bekomme ich das meistens auch mit. Aber ich bin dann nicht beratungsresistent, sondern höre auf das, was mir die Fachleute auf dem Gebiet raten. Warum können das die Politiker nicht auch? Oder ist für sie Kompetenz gleich Parteispende?
P.S.: Wie rechtsfrei das Internet ist, zeigte auch der Versuch von Care Child: Nicht länger als 1 Tag sollten die Vorbereitungen (juristisch & technisch) dauern und nach 48 Stunden sollten mindestens die Hälfte von insgesamt 20 Domains, von der offiziellen dänischen Sperrliste für kinderpornografische Webinhalte, nicht mehr erreichbar sein. Das Ergebnis ist ein Armutszeugnis für die Politik und deren Argumentation: Bei 4 Domains teilten die Provider mit, es handele sich nicht um illegales Material oder der Seitenbetreiber hätte sogenannte "record keeping documents" vorgelegt, aus denen das (volljährige) Alter der Darsteller hervorgeht. Die anderen 16 Seiten sind aus dem Netz entfernt worden.
Sunday, 19. April 2009
- Ein zum Verrücktwerden dämliches Vieh, es nimmt an, wenn du es nicht siehst, kann es dich auch nicht sehen - bescheuert wie eine Bürste, aber sehr, sehr gefräßig.
[...]
Dummerweise sind ihm viele Touristen zum Opfer gefallen, weil sie einen Artikel im Anhalter zu wörtlich genommen hatten. Dort hieß es nämlich aufgrund eines bedauerlichen Druckfehlers, dass der Plapperkäfer für vorbeikommende Touristen oft ein sehr gutes Essen machen würde. Tatsächlich macht er aber aus vorbeikommenden Touristen ein sehr gutes Essen. - -- Douglas Adams, "Per Anhalter durch die Galaxis" über den grfäßigen Plapperkäfer von Traal
Na endlich. Seit Tagen kratzt da so ein Gedanke bei mir im Hinterkopf: diese Ignoranz der Ministerin von der Laien, die man schon eher "realitätsresistent" nennen möchte, kommt mir irgendwoher bekannt vor. Endlich, beim Lesen des Artikels " Die dreizehn Lügen der Zensursula" ist es mir endlich eingefallen: genau, eben jener gefräßige Plapperkäfer von Traal, bekannt aus "Per Anhalter durch die Galaxis" oder eben dem obigen Zitat.
Die Annahme, dass das Problem der Kinderpornographie durch verordnetes Wegsehen gelöst werden kann, tut weh. Das einzige was wirklich passiert ist die Stigmatisierung von Webseiten, halt das Gerede von "irgendwas wird schon dran sein", "kein Rauch ohne Feuer" und so 'nem Scheiß. Ich halte dagegen, "wenn man nur mit genug Dreck wirft, wird auch schon was hängen bleiben".
Friday, 17. April 2009
- Die ganze pseudo-bürgerrechtsengagierte Hysterie von Pseudo-Computerexperten, man müsse um jeden Preis ein "unzensiertes Internet" verteidigen etc. - vgl. www.ccc.de -, fällt für mich in die Kategorie: juristisch ohne Sinn und Verstand und moralisch verkommen.
- -- Dr. Hans-Peter Uhl, CSU
Meiner Meinung nach ist heute ein historischer Tag. Ähnlich wie der 23.3.1933, der Tag an dem das Ermächtigungsgesetz beschlossen wurde. Heute wurde verfügt, dass für das Internet in Deutschland eine Zensurinfrastruktur geschaffen werden soll, die in spätestens sechs Monaten einsatzfähig sein soll.
Mit der Begründung, Kinderpornografie eindämmen zu wollen, wird nun einer der Kerndienste des Internets, der sogenannte Domain Name Service so umgestellt, dass Servernamen, die auf einer "schwarzen Liste" stehen, auf eine Seite, die ein Stoppschild enthält, umgeleitet werden soll. In einem Kommentar der Tagesschau wird es als ein wichtiges Zeichen gewertet. Von einem "deutlichen Signal" ist die Rede. Tschuldigung, aber das einzige Signal, welches ich ausmachen kann ist "blinder Aktionismus". Ich hatte mich hier schon mit dem Thema der Sinnlosigkeit einer solchen Sperre ausgelassen. Man braucht 27 Sekunden um die Sperre auszuhebeln. Von Abschreckung kann so wohl kaum eine Rede sein.
Lieber CCC, wie wäre es, wenn man ein Tool entwickeln würde, welches die DNS Anfragen auf den Rechnern von Freiwilligen mit denen "freier" DNS-Server vergleicht, und so automatisch eine Liste der gesperrten Seiten generieren würde? So bekäme man wenigsten die Möglichkeit ein wenig die Überwacher zu überwachen.
P.S.: lesenswertes zu diesem Thema aus dem heise-Verlag: Die Argumente für Kinderporno Sperren laufen ins Leere.
Friday, 10. April 2009
- Sie [die Medienindustrie] haben erkannt, dass sie es durch Gesetze am Leben erhalten können, in dem sie Lobbyarbeit machen und Anti-Kopier-Paragraphen durchsetzen. Das wird nicht einfach aufhören. Die werden sich selbst dann noch wehren, wenn es keinen Sinn mehr hat.
- -- Bruce Schneier
Im Moment gibt es eine Initiative des Einzelhandels, die in Europa vereinfacht gesagt folgendes Gesetz durchbringen soll: wenn ein Dieb dreimal erwischt wurde, wie er sein Diebesgut mit einem Auto wegbringt, soll ihm der Führerschein abgenommen werden, und er soll auf eine schwarze Liste, die an sämtliche Fahrschulen ausgehändigt wird, so dass er keinen neuen mehr machen kann.
Klingt nach Schwachsinn? Ersetzt man jetzt "Dieb" durch "Raubkopierer", "Auto" und "Führerschein" durch "Internetzugang", "Fahrschule" durch "Internetprovider" und "Einzelhandel" durch "Contentmafia", so kommt man zu dem Gesetz, was gerade in Frankreich noch auf der Ziellinie verhindert wurde. Schwachsinn bleibt es trotzdem.
Schwachsinn auf den nur alte Männer mit Kugelschreibern kommen können.
Tuesday, 31. March 2009
- "Man fragt sich ob man das noch erlebt."
"Was denn?"
"Eine Zeit in der Tapferkeit nichts mit töten zu tun hat." - -- Jakob und Adele, "Oben und unten"
Gestern ist das passiert, wovor und die Politiker und Schützenvereinsvorsitzende in diesem Lande schon seit Jahren gewarnt haben: ein Killerspiel-Spieler lief Amok. Er hatte es einfach satt das Töten immer nur simuliert zu erleben. "Außerdem sind die Gegner jedes Mal wieder an der selben Stelle, wenn der Level neu geladen wird." In seinem Lieblingsforum "hier-sind-nur-psychisch-beknackte-unterwegs.de" kündigte er sein Vorhaben an. Er werde der erste Amokläufer sein, der sich ganz klar zu den Killerspielen bekennt, schließlich hat er dort über Jahre hinweg trainiert. Und jetzt wo ihm niemand mehr bei House Of The Dead, Counter-Strike, World Of Warcraft, Pac-Man, Tetris und Minesweeper mehr das Wasser reichen kann, müsse er einfach neue Herausforderungen suchen. Das "RL" von dem er schon so viel gehört hat, dieses "Real Life" sollte ihm doch genug davon bieten können.
"Killerspiel-Spieler lief Amok" vollständig lesen
Monday, 16. March 2009
- In diesem Jahr kommt es nun wohl irgendwann zu der Frage für Google, ob man weiterhin den eigenen Firmennamen als Markennamen für die eigenen Produkte nutzen und damit immer wieder die Frage nach der Datenspinne in der Mitte aufwerfen soll, oder ob sich Google dazu entschliesst Firma und Produktname ähnlich wie Procter&Gamble zu entkoppeln, um eine Vielfalt des Marktes zu suggerieren. Aber der Datenabgleich fände dahinter statt.
- -- Harald Taglinger in telepolis online
Wer nach solchen Erkenntnissen den "don't be evil"-Slogan von Google immer noch glaubt, hat es nicht besser verdient. Für mich gibt es zwei Möglichkeiten: entweder setzen sie den Slogan wissentlich als Lüge ein, oder sie glauben selbst, was sie sagen.
Wenn man das jetzt mit den Archetypen von Charakteren in den Filmen vergleicht, hätte man im ersten Fall einen waschechten Bösewicht im Stile des Pinguin aus dem zweiten Batman Film. Er führt bewusst die Welt so lange wie möglich an der Nase herum, weil er so einfacher an sein Ziel, möglichst viel Macht und Reichtum (auch nur eine Form von Macht), heranzukommen. Im zweiten Fall haben wir einen durchgeknallten Wissenschaftler, der nur noch sein "Kind" - sein Projekt - sieht, ohne zu erkennen wie abgrundtief böse seine Schöpfung ist. Das macht ihn mindestens genauso gefährlich wie den Schurken.
Gutes kann ich daran nun wirklich nicht erkennen. Besonders schlimm finde ich an der Idee der Aufspaltung sogar, dass diese aus dem Grund in Erwägung gezogen wird, um einer öffentlichen Diskussion aus dem Weg zu gehen und so quasi den Ball flach zu halten. Was soll bitteschön daran gut sein? Falls wirklich eine Aufspaltung a la Procter & Gamble kommen sollte, werde ich für mich jedenfalls genau beobachten, was da so alles zugehört, und davon so wenig wie möglich benutzen.
Sunday, 15. March 2009
 Das ist die Summe der Pensionsansprueche, die sich Herr Zumwinkel hat auszahlen lassen. So berichteten die Zeitungen am Samstag. Die Begruendung fuer diesen Schritt sei, dass damit alle Verpflichtungen mit der Telekom damit abgegolten seien. Das ist nachvollziehbar, wer weiss schon, ob die ehemalige Bundespost wirklich in der Lage ist, die Pension des Herrn Z. auch in Zukunft zahlen zu koennen. Nun moechte ich mich gar nicht so sehr ueber die Summe auslassen. Mit Verhandlungsgeschick ist das sicherlich moeglich. Problematisch sehe ich das aber im Zusammenhang mit der aktuellen Sozialpolitik. So ist meine Vater mit 63 Jahren aus gesundheitlichen Gruenden nicht nur Berufs- sondern sogar Erwerbsunfaehig geworden. Ich durfte den Behoerdenweg aus zweiter Reihe mit verfolgen und habe mich fuer unseren 'Sozial'staat geschaemt. Ein nicht kurierbarer Muskelabriss an der Schulter ist hier naemlich noch lange kein Grund mit dem Arbeiten einfach aufzuhoeren. Auch nicht, wenn man in 40 Jahren Berufstaetigkeit alle Beitraege gezahlt hat. Nach langen, zaehen Verhandlungen und fast eineinhalb Jahren regelmaessiger Untersuchungen haben sich die Aemter doch erweichen lassen und ihm doch eine Rente zugestanden. Natuerlich nur mit erheblichen Abschlaegen, da er ja seine Lebensarbeitszeit nicht erfuellt hat. Vor diesem Hintergrund moechte ich Personen, die nach 20 Jahren Taetigkeit Anspruch auf 20 Millionen Euro haben einfach nur ins Gesicht schlagen. Es ist ja nicht so, dass der Mann in diesen 20 Jahren schlecht verdient haette und keine Chance hatte sich Ruecklagen zu schaffen - was uebrigens heutezutage von jedem Arbeitnehmer als Selbstverstaendlichkeit erwartet wird. Das ist der Boden auf dem sozialer Unfrieden gedeiht! Kein Wunder, dass er sich vorsichtshalber eine Trutzburg am Gardasee angeschafft hat.
Friday, 13. March 2009
- Die Würde des Menschen ist unantastbar, außer Herr Schäuble schränkt sie ein.
- -- fefe
Unser größter Bundesinnenminister aller Zeiten holt mal wieder zum Rundumschlag aus: ihm geht es zu weit, was das Bundesverfassungsgericht alles von seinen schönen Spielzeugen kaputt macht. Dabei hat er sich soviel Mühe damit gegeben, dass diese Spielzeuge gerade ihm Spaß machen. Nun gut, andere wollen da nicht mitspielen, aber das sind ja sowieso alles Terroristen, Störer oder wenigstens potentielle Störer.
Die eigentliche Pointe ist für mich aber, dass er das Bundesverfassungsgericht als nicht kompetent genug ansieht, um sich darüber urteilen zu können. Für mich ist dies ungefähr so, als würde sich ein Autobauer beschweren, der TÜV hätte keine Ahnung, nur weil die einer Modellreihe nach der anderen aufgrund mangelnder Sicherheit keine Betriebserlaubnis erteilen.
Wenn man der Meinung ist, nur mit Idioten zu tun zu haben, könnte es auch daran liegen, dass man selbst der einzige Idiot weit und breit ist. Kris hat das etwas netter formuliert.
P.S.: Noch was ganz anderes: wieso haben wir eigentlich überhaupt ein Bundesverfassungsgericht, wenn wir nicht einmal eine Verfassung haben?
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